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Verliebte Abenteuer

Verliebte Abenteuer

Titel: Verliebte Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Herrin, den ganzen Tag über nicht gesehen. Vielleicht war sie in der Stadt oder probte in der Oper, oder sie war bei Bekannten eingeladen. Auf jeden Fall mußte Percy, der wiederholt um das Hauptgebäude herumschlich und sich im Zeitlupentempo um die Blumen im Beet vor dem Eingang bemühte, immer wieder feststellen, daß dort, wo die Privatzimmer Loretta Gowers lagen, noch immer die Fenster geschlossen und die Gardinen zugezogen waren.
    Mit Unlust aß er sein Abendbrot und vergaß sogar, sich, wie üblich, mit Bebsy, als sie das Geschirr wieder abholte, längere Zeit zu kabbeln.
    »Wie'n feiner Herr«, sagte sie. »Braucht 'ne Zofe für sich. Soll ich dir morgen früh den Rücken auch noch abreiben?«
    Er antwortete nur: »Wenn einer eine Abreibung bekommt, bist du es.«
    Dann setzte er sich ans Fenster, blickte auf den weiten Park hinaus und über den Hof und dachte daran, daß jetzt wohl William, unglücklich über sein bärtiges Gesicht, am Kamin sitzen und eine schmerzliche Ode nach der anderen aus seinem wehmütigen Dichtergehirn tropfen lassen würde.
    Plötzlich sah er erstaunt auf und lehnte sich aus dem Fenster. Über den Hof, vom Parktor her, kam ein Mann. Er war äußerst elegant gekleidet, wirbelte ein Stöckchen in der Luft, hatte einen steifen, grauen Hut auf dem langen Schädel und schritt geradewegs auf das Herrenhaus zu. Auf dem Scheitelpunkt der großen Freitreppe zupfte er noch einmal an der Blume in seinem Knopfloch, strich sich mit angefeuchteten Fingern über seine Augenbrauen und rückte den Schlips zurecht. Dann trat er mir nichts dir nichts ins Haus und ließ die breite Flügeltür hinter sich zufallen.
    Toll, dachte Percy Bishop und wandte sich vom Fenster ab. Kommt da so ein windiges Subjekt durch den Park und geht einfach ins Haus zu Loretta. Zieht sich sogar die Augenbrauen mit Spucke nach. Muß ein ganz besonderer Lackaffe sein, dessen Anblick aus der Nähe mich reizen würde.
    Rasch schlüpfte er in seinen Rock und lief die Treppe hinunter. Unten im Flur stieß er auf Bebsy, die ihn scharf ansah.
    »Wohin?« fragte sie ihn kurz.
    »Mich ein wenig umsehen«, sagte Percy. »An einem Sommerabend wie heute können die Aberdeener Mädchen besonders gut küssen.«
    »Du Wüstling!« fauchte Bebsy.
    »Besser als ein Eunuch«, antwortete er grinsend. »Auch du wirst das noch feststellen. Wann hättest du Lust dazu? Ich bin aber ziemlich ausgebucht. Vormerken könnte ich dich für den Montag in vierzehn Tagen. Einverstanden?«
    »Nein!«
    »Wann dann?«
    »Überhaupt nicht!«
    »Das denkst du jetzt, aber du wirst schon noch sehen.«
    Er lachte und schlüpfte aus dem Flur. Hinter ihm schmiß Bebsy einen Besen an die unschuldige Wand und zertrümmerte in der Küche einen Teller aus tadellosem Steingut.
    Percy Bishop schlenderte über den Hof und näherte sich der Freitreppe. Da er sah, daß dieser Teil des Hauses nicht erleuchtet war, schwenkte er nach links ab und schlich sich an das Musikzimmer heran, aus dem ein Lichtschein in den dämmrigen Abend herausfiel und mit den Schatten der Bäume spielte. Loretta war also inzwischen doch nach Hause zurückgekehrt.
    Was Percy am offenen Fenster hörte, war für ihn von größter Bedeutung. Loretta hatte sich nämlich drinnen den Besucher vorgeknöpft und las ihm die Leviten.
    »Ich hätte nicht gedacht, daß Sie wiederkommen würden, Mr. McFladden«, erklärte sie.
    Au! werden Sie sagen. Das hat mir gerade noch gefehlt. Jetzt kommt der Autor auch noch mit einem McFladden daher. Gleich wird er mit Schottenwitzen aufwarten. Hätte ich doch bloß nicht weitergelesen.
    Ich danke Ihnen, lieber Leser. Denn da Sie das Buch doch nicht entrüstet zugeklappt haben, kann ich fortfahren, Ihnen zu erzählen, wie Loretta mit dem gelackten Mister McFladden Schlitten fuhr.
    McFladden schien sehr zerknirscht zu sein, denn er gab keine Antwort. Um so unerbittlicher hielt sich Loretta daran, ihn herunterzuputzen.
    »Sie besitzen eine große Ausdauer, das muß ich sagen – aber wohin soll die Sie führen? Ich liebe Sie nicht, das wissen Sie. Und trotzdem laufen Sie mir nach, werfen mir Blumen auf die Bühne und wiegen sich in der Illusion, daß ich Sie beachte. Warum das alles, Mr. McFladden?«
    »Weil Sie die Sonne sind, die über meinem an sich trostlosen Dasein strahlt«, antwortete McFladden. Seine Stimme klang etwas belegt und rauh – man merkte daran, daß er sehr erregt war und ihm die Aufzählung seiner Bemühungen, die alle mit beträchtlichen Ausgaben

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