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Verliebte Abenteuer

Verliebte Abenteuer

Titel: Verliebte Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Unglückswurm hüpfte auf der Mauer umher und verhedderte sich nur noch mehr in den Drähten, die ihm eine Serie von leichten Stromschlägen durch den Körper jagten.
    McFladden heulte, brüllte und lachte, denn ab und zu kitzelte ihn der Strom auch. Er trat um sich, fiel hin, verbrannte sich die blanken Hände und stimmte einen kreischenden Dauergesang an.
    Unten an der Mauer, im Garten, befanden sich vierzehn Irre, die harmloserer Natur waren und deshalb frei herumlaufen durften. Sie starrten zu dem tanzenden Mann hinauf und schienen plötzlich zu begreifen, wozu sie aufgerufen waren. Sie sahen in McFladden ihren Vortänzer, ahmten ihn nach und verfielen in die gleichen Zuckungen, Sprünge und stimmten das gleiche Gekreische an.
    Dr. More und drei Wärter rannten herbei. Zuerst waren sie sprachlos, dann wurden die vierzehn Tänzer herunten weggeschafft und der fünfzehnte, McFladden, mit einer Leiter von der Mauer geholt. Erschöpft, halb ohnmächtig sank er in die Arme Dr. Mores.
    »Ausreißen wollte er«, sagte einer der Wärter und grinste. »Der hat jetzt genug.«
    Von dieser Stunde an ging McFladden brav und sittsam im Park spazieren. Aber er sann auf Rache, auf Rache vor allem an demjenigen, der ihm zu diesem Erholungsaufenthalt verholfen hatte.
    Am dritten Morgen lernte er auf einer Bank einen netten jungen Mann kennen. Er hatte sich zu ihm gesetzt. Es war ein schöner Morgen, der junge Mann erweckte den Eindruck, sehr friedfertig zu sein, und so knüpfte McFladden ein vertrauensvolles Gespräch mit ihm an.
    »Wissen Sie«, sagte er leise und sah sich um, »ich bin zu Unrecht hier. Ich bin gar nicht irre. Dürfen Sie Besuche empfangen?«
    Der junge Mann nickte. »Allerdings. Einmal in der Woche. Meine Großmutter. Andere will ich nicht sehen.«
    »Ausgezeichnet!«
    McFladden übergab ihm einen geschlossenen Umschlag. »Würden Sie diesen Brief Ihrer Großmutter anvertrauen? Er geht an meinen Vetter. Der soll mich hier rausholen.«
    Der junge Mann nahm den Brief und steckte ihn in die Tasche. »Gerne tue ich das«, sagte er lächelnd. »Merkwürdig, daß alle hier behaupten, zu Unrecht hier zu sein.«
    »Bei mir stimmt das wirklich!« McFladden sah seinen Nachbarn an. »Was fehlt denn Ihnen?«
    »Nichts. Ich bin völlig gesund.«
    »Was?« McFladden war empört. »Sie auch? Das wird ja immer toller! Wem haben denn Sie Ihre Einlieferung zu verdanken?«
    »Meinen Eltern.«
    »Schöne Eltern! Und warum?«
    »Ich habe mich geweigert, eine Millionärin zu heiraten.«
    McFladden starrte den jungen Mann sekundenlang mit entsetzensgeweiteten Augen an. Dann schrie er auf und rannte den Weg entlang auf das Haus zu.
    »Hilfe!« schrie er grell. »Hilfe! Ein Wahnsinniger!«
    Erschöpft bat er Dr. More, ihn fortan von allen anderen Patienten fernzuhalten. Er hatte erkannt, wie schwer die Fälle waren, die in diesem Haus ihre Heilung erwarteten – oder auch nicht.

Das sechste Kapitel,
in dem man den Überblick über alles total verliert
    Zwei Tage später hatte Aberdeen eine kleine Sensation. Ein unbekannter Dichter hatte sich erdreistet, in der ›Aberdeen Times‹ ein Liebesgedicht, eine Hymne auf Loretta Gower, zu veröffentlichen. Es war ein schaurig-schöner, süß-saurer Schmachtfetzen, wie er schlimmer nicht als eine Herz-Schmerz-Lyrik entstehen konnte. Er lautete folgendermaßen:
    An Loretta
Deine Augen sind wie Sterne,
deine Stimme ist wie Gold,
bin ich dir auch ewig ferne,
zahl' ich doch der Liebe Sold.
Schlaflos sitz' ich am Kamine,
und mein Auge sieht nur dich;
jedes Lächeln, jede Miene
ist tief eingebrannt in mich.
Oh, wenn nur ein einzig Blicken
mir gilt, nur ein leiser Gruß,
nur ein leichtes, zartes Nicken,
ja, nur ein erdachter Kuß,
will ich alles stolz ertragen,
offen reich' ich dir mein Herz,
und es wird dir leise sagen
von dem Glück und von dem Schmerz.
Neige dich zu meinem Fehlen,
gib mir einmal nur die Hand,
Arm im Arme wolln wir gehen
in der Liebe Sonnenland.
– William –
    Als dieses Gedicht am Morgen in der Zeitung stand, verlustierte sich daran, wie gesagt, ganz Aberdeen. Der Chefredakteur hatte sich im voraus abgesichert und dem Verleger der Zeitung berichtet, daß er das Gedicht nebst einem ›Druckkostenbeitrag‹ von 100 Pfund von dem bekannten Buch-Verleger Silvester Holyhead erhalten habe, mit der Bitte, das Werk sofort in der ›Aberdeen Times‹ zu bringen. Er hätte es für seine Pflicht gehalten, diese 100 Pfund der Zeitung zugute kommen zu lassen, und sei deshalb damit

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