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Verliebte Abenteuer

Verliebte Abenteuer

Titel: Verliebte Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Stunden geschah etwas in Lorettas nächster Umgebung, das den Dingen eine andere Färbung gab. Nun mach schnell, werden Sie sagen, spann uns nicht auf die Folter, laß uns wissen, was passierte. Das ist ja klar, daß es dabei, wie die Dinge jetzt liegen, nicht bleiben kann. Dieser Percy entgleist in einer Tour, und nun taucht auch noch William auf und will sich auf dem Kutschbock häuslich niederlassen. Verrückte Idee. Seien wir ehrlich, vor allem Sie, meine Damen, wäre es nicht höchst bedauerlich, ja empörend, wenn das windige Vorhaben, eine so lautere Frau wie Loretta Gower zu hintergehen, gelingen würde?
    Nun, wir wollen sehen …
    Justament in diesen Stunden also fuhr durch das Tor Lorettas ein dicker Wagen, der eine ebenfalls dicke Dame ausspuckte. Sie schnaufte laut und war sehr erregt.
    Aha! Lady Mary Abbot!
    Ja, sie war's. Sie rollte durch das Vorzimmer und fiel Loretta um den Hals.
    »Schrecklich«, keuchte sie, umwölkt von Parfüm-, Puder- und Schweißschwaden, »ich weiß bald nicht mehr ein und aus.«
    »Was ist denn, Tantchen?«
    »Mein Personal wird mit jedem Tag nachlässiger. Ich kann die Bagage nicht mehr sehen. Das ist auch der Grund, weshalb ich mich mal wieder ein Stündchen bei dir erholen möchte.«
    »Das freut mich, Tantchen.«
    »Und den Rest gibt mir noch William.«
    »Lord Ashborne? Wieso?«
    »Ich höre nichts mehr von ihm. Habe ich dir übrigens schon erzählt, daß er sich einen Bart wachsen läßt? Unmöglich!«
    »Einen Bart?«
    »Ja. Vielleicht dachte er, das wäre seine Pflicht als Dichter. Oder er will Existenzialist werden. Dann wird er wohl auch nur noch karierte Hemden, dicke Kreppsohlenschuhe und Ringelstrümpfe tragen.« Tante Mary fächelte sich mit einem Taschentuch Luft zu. »Der Junge bringt mich noch ins Grab. Wenn er nicht umkehrt, treibt er mich so weit, daß ich ihn noch enterbe, das sage ich dir!«
    Loretta ließ Kaffee bringen, Plätzchen und ein Gläschen Cognac. Letzteres nahm Tante Mary zuerst zu sich und schnaufte danach wieder wie ein asthmatisches Nilpferd.
    »Du bist so lieb, Loretta«, sagte sie in plötzlichem Überschwang. »Ich glaube, du solltest dich auch mehr um deinen Vetter kümmern.«
    »Vetter?«
    »Na, um deinen sogenannten Vetter, oder wie immer.«
    »Sprichst du von William Ashborne?«
    »Von wem denn sonst?«
    »Ich bin auch böse auf ihn, Tante.«
    »Du auch?« Lady Abbot setzte die Kaffeetasse ab. »Was hat er denn dir getan?«
    »Ein blödsinniges Gedicht in die Zeitung gegeben.«
    »Ein Gedicht?«
    »Ein dummes, plumpes Elaborat. Er muß betrunken gewesen sein.«
    »In welche Zeitung?«
    »In die ›Aberdeen Times‹. Die Leute haben sich totgelacht über ihn – und über mich.«
    »Das ist mir entgangen. Mir sagt ja keiner was. Gib mir die Zeitung. Du hast sie doch hoffentlich aufgehoben?«
    Lady Abbot las das Gedicht. Rasch schossen ihr Tränen aus den Augen. Wenn sie schluchzte, wogte ihr Busen wie Ozeanwellen bei Windstärke 10. Die Brosche, die sie an der Brust trug, sah aus wie ein Boot, das verzweifelt auf Wellenkämmen schaukelt. Lady Abbot ließ die Zeitung sinken und sagte weinend: »Das verändert ja alles noch einmal mit einem Schlag. Wo hatte ich meine Augen? Er liebt dich, mein Kind, er liebt dich außerordentlich. Das Gedicht bringt das zum Ausdruck. Es ist wunderbar.«
    »Was ist das? Wunderbar? Furchtbar ist es – und eine Frechheit dazu!«
    »Nein, das stimmt nicht, mein Kind. Ihr heutigen Frauen versteht das nicht mehr. Dazu fehlt es euch an der nötigen romantischen Grundeinstellung.«
    »Und die fehlt deinem romantischen William nicht, meinst du?«
    »Nein, das sagt mir das Gedicht. Es verrät mir aber auch noch etwas anderes.«
    »Was denn noch?«
    »Daß er schüchtern ist.«
    Loretta mußte hellauf lachen. »Soso, daß er schüchtern ist. Dann weißt du anscheinend nicht, was in der Gesellschaft schon lange ein offenes Geheimnis ist – daß nämlich dein schüchterner William in London eine verschwiegene Wohnung hat und dort Besuche empfängt?«
    »Damenbesuche?« Tante Mary vergaß zu schnaufen.
    »Nein!« Loretta höhnte: »Besuche alter Veteranen der Gewerkschaftsbewegung, denen er seine Gedichte vorliest, für die sie sich interessieren.«
    »Vergreif' dich bitte nicht in deinem Ton mir gegenüber, Loretta«, rügte Tante Mary sie und schob gedankenvoll ein Plätzchen in den Mund. »William empfängt also Damenbesuche? Das ist ja etwas ganz Neues. Der Junge wird ein Mann.«
    »Ist das alles, was du dazu zu

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