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Verliebte Abenteuer

Verliebte Abenteuer

Titel: Verliebte Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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auf einem großen Stein hocken und friedvoll angeln. Er stürzte zu ihm hin, riß dem Verdutzten die Rute aus der Hand, zerbrach sie überm Knie und schrie ihn an: »Du Idiot!« Dann eilte er weiter und verschwand in den Felsen.
    Verständnislos starrte ihm Percy nach und blickte auf seine kaputte Angelrute.
    »Dem hat sich die Liebe aufs Gehirn geschlagen«, sagte er kopfschüttelnd. Dann zuckte er plötzlich zusammen und griff sich an den Kopf. Loretta, dachte er. Was ist im Haus vorgefallen?
    Alles liegen lassend, rannte er die Uferböschung hinauf und lief über die Wiese dem Haus zu.
    William hockte oben auf seinem Felsen und blickte in die kochende Brandung. In schauriger Wildheit brach sich unter ihm das Meer an dem Gestein.
    Da hinunter springe ich gleich, dachte er und fühlte, wie er fror. Dann hat alles ein Ende, dann schweigen die Gedanken, und das Herz, das noch immer für Loretta schlägt, steht still. Sie hat alles gewußt und mich an der Nase herumgeführt. Ich wollte sie erobern, und sie spielte mit mir. Was hält mich denn noch davon ab, dort hinunterzuspringen und Schluß zu machen mit dem bißchen Leben, an dem mir nichts mehr liegt?
    Er stand auf, trat an den äußersten Rand des Felsens und blickte hinab. Ich zähle bis drei, sagte er zu sich selbst, dann lasse ich mich fallen. Das Meer wird mich verschlingen, niemand wird mehr etwas von mir finden. Also … eins … zwei …
    Er hörte hinter sich einen eiligen Schritt und einen keuchenden Atem. Halb wandte er sich um und sah Percy über die Felsen springen.
    »William!« schrie Percy und winkte mit beiden Armen. »Loretta ist weg!«
    Na und? dachte William. Sie ist weg. Das war doch mein Wunsch. Sie hat getan, was ich wollte: ging weg aus meinem Leben. Das ist gut so, sehr gut, das macht mir den Sprung in die Tiefe wesentlich leichter.
    Keuchend und schwitzend stand Percy neben ihm. Doch momentan sprach er kein Wort mehr, sondern riß William vom Abgrund zurück, drehte ihn ganz zu sich herum und gab ihm rechts und links jeweils eine kräftige Ohrfeige.
    »Du kannst mich jetzt entlassen!« schrie er dabei. »Mach', was du willst. Aber eins sage ich dir noch: Du bist das größte Rindvieh, das je herumlief. Halt' deinen Mund, jetzt rede ich! Loretta ist weg. Begreifst du das nicht? Sie ist von der Insel Pabbay runter. Und es fuhr kein Schiff, verstehst du?«
    William sah Percy mit stieren Augen an. Auf seine weiße Stirn trat ihm plötzlich kalter Schweiß.
    »Es fuhr kein Schiff?« stammelte er. »Und Loretta ist trotzdem weg?«
    »Ja. Mit einem lächerlichen Ruderboot. Durch die Hebriden-See mit einem lächerlichen Ruderboot. Das ist Selbstmord!« Percy schrie es außer sich.
    »Nein!« William riß die Hand an den Mund und biß in sie hinein, bis der Schmerz ihn zur Besinnung brachte. »Das darf sie nicht!« Er stieß Percy zur Seite und stürzte den Weg zurück, rannte durch das Haus, rief sie, taumelte dann zu den Fischerhütten und erfuhr bei den in Gruppen herumstehenden und erregt diskutierenden Fischern, daß die Dame ein Boot gekauft habe und hinaus aufs Meer gefahren sei.
    »Dann brauche ich ein besseres Boot!« brüllte William und sah sich im Kreis um. »Wer mir ein besseres Boot zur Verfügung stellt und hilft, die Lady einzuholen, erhält fünftausend Pfund!«
    Man rannte zum Hafen und takelte im Handumdrehen eines der größeren, einigermaßen seetüchtigen Fischerboote auf.
    William, Percy und zwei Fischer sprangen hinein, während andere das Boot vom Strand abstießen. Ein Außenbordmotor wurde angeworfen, und das Boot glitt hinaus in die stürmische Barra-Passage.
    Weit draußen, kaum wahrnehmbar mit dem bloßen Auge, schaukelte eine Nußschale auf dem Wasser. Sie war gegen den hellen Horizont eben noch sichtbar. Mit starren Augen lehnte William am Mast und beobachtete die tanzende Nußschale auf den Wellen.
    »Wir müssen sie erwischen, Percy«, preßte er zwischen den Zähnen hervor, »ehe sie in die Hebriden-See kommt, denn dort kentert der Kahn sofort.«
    Knatternd und fauchend arbeitete der kleine Motor. Der Wind in dem großen Segel blähte dieses weit auf. Doch da zeigte sich auch über der schwarzen Nußschale plötzlich ein weißer Fleck, der hell in der Sonne aufleuchtete.
    »Sie hat uns gesehen und setzt nun ihr Segel!« schrie Percy. »Los, Leute, zeigt, was ihr könnt! Sie darf nicht in die Hebriden-See!«
    Mühsam arbeitete sich das kleine Boot durch die hohen Wellen. Sie muß wie eine Irre gearbeitet haben, um

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