Verliebte Abenteuer
Emporkommen mehr gab.
Ertrinken? War es so schlimm zu ertrinken? Man schließt die Augen, öffnet den Mund und schluckt … schluckt … bis die Nacht über einem zusammenschlägt und man von nichts mehr weiß. Eine Minute wird es dauern, vielleicht auch zwei – zwei fürchterliche, grauenvolle Minuten. Luft! Wird sie schreien, Luft! Ich ersticke! Und mit jedem Schrei wird sie tiefer sinken, bis sie ins Schwarze fällt.
Nur zwei Minuten …
Loretta Gower klammerte sich an die Bordwand. Heiße Angst überspülte sie.
Nein, ich will nicht sterben! schrie es in ihr. Ich will zurück nach Pabbay, ich will zurück zu William! Warum hilft mir denn keiner? Warum kommt denn keiner nachgerudert?
Sie schaute sich hilflos und mit entsetzensgeweiteten Augen um. Nichts … niemand. Und das Meer brüllte um sie herum. Das Meer, das morden wollte.
Doch, da – da kam ein Boot von Pabbay! Ein Segelboot. Und ein Mann stand vorn am Bug und winkte.
Loretta fing an, laut zu beten.
Wirklich, sie kommen! Sie wollen mich retten!
Und William ist es. William! Ich kann ihn nicht erkennen, aber ich fühle es, ich weiß, daß er es ist.
Tränen rannen Loretta über die Wangen.
Ja, William, rette mich. Ich komme dir entgegen. Ich werde das Segel hissen und das Boot im Wind wenden. Zu dir hin … zu dir … lieber, lieber William.
Sie sprang auf, warf sich nach vorn in das schwankende Boot und krallte sich in das Segel, als eine neue Welle nach ihr greifen wollte. Der Boden des Bootes wurde schon hoch von Wasser überspült. Loretta dachte nicht daran, es auszuschöpfen. Sie schleifte das nasse Segel an die Stange, hakte die Haken in die Ösen der Leine und zog das Segel auf.
Keuchend zog sie an den Leinen. Langsam kletterte das Segel hoch, schlug im Wind, rauschte dann und bauschte sich. Das Boot machte einen Satz nach vorn, drehte etwas und lag vor dem Wind. Mit aller Kraft warf sich Loretta in das Segel und drehte es herum. Sie befestigte es an der Querrahe und klammerte sich an den Mast, als neue Brecher von der Seite über das Boot klatschten.
»Hilfe!« rief sie. »Hilfe, William! Ich schaffe es nicht! Ich treibe ab! Ich liege vor dem Wind, ich kann nicht wenden! Ich treibe hinaus aufs weite Meer! Hilf mir doch, hol' mich ein! Ich flüchte ja nicht vor dir, wie du vielleicht denkst, sondern ich möchte dir entgegenkommen – aber ich kann es nicht! Das Meer, der Wind, sie sind stärker als ich!«
Sie preßte sich an das Segel und ließ den Gischt der Wellen über sich sprühen. Mehr und mehr füllte sich das Boot mit Wasser, schon ging es tief, schwappte in den Wellentälern.
Wenn es hoch oben ritt, konnte Loretta die Retter sehen. Sie fuhren mit vollen Segeln und schäumendem Kiel durch das Meer. Vorne, an der äußersten Spitze, stand William, hatte die Hände an den Mund gelegt und schien etwas zu rufen. Sie verstand es nicht. Das Meer brüllte stärker, und der Wind pfiff durch das feuchte Segel.
»Komm!« schrie sie da. »William, komm doch! Ich kann nicht mehr! Mein Gott, vergib mir! Ich kann nicht mehr!«
Sie warf sich dem Segel entgegen und erwischte die Leitleine. An sie klammerte sie sich und versuchte, das Segel herumzureißen.
Ein Motorengeräusch wurde über dem Brausen des Meeres vernehmbar. Loretta jubelte. Sie haben einen Motor. Sie kommen näher. Ich bin gerettet. Sie sah sich um. Dort winkte William, sie konnte ihn nun deutlich erkennen. Neben ihm standen Percy und zwei Fischer. Sie winkte zurück … sie lachte … da schlug das Segel herum, klatschte gegen sie, traf ihre Stirn. »William!« schrie sie gellend, dann fiel sie über Bord in die kochende See und sah noch, wie das Boot sich über sie senkte. Nacht wurde es, tiefe Nacht …
Was war geschehen, nachdem Loretta von William verlassen worden war? Wie hatte sich das alles entwickelt? Wie kam William neben Percy auf das Meer? Wie war Percy nach Hause gekommen? Er war doch angeln gewesen, als sich der Streit zwischen William und Loretta entwickelt hatte?
Wie hatte das Schicksal da gespielt?
Nun, es war so gewesen:
William beleidigte Loretta. Und Loretta weinte, als William zornig das Haus verließ. Und Percy saß irgendwo und hielt die Angel ins Wasser. Der Tränenstrom der weinenden Loretta im Zimmer verstärkte sich. Man hatte ihr sozusagen ihre ganze große Liebe vor die Füße geworfen. Und sie wußte das und wurde lebensmüde. Lord Ashborne aber, der Übeltäter, der Rohling, rannte über die Wiesen den Felsen zu. Am Strand sah er Percy
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