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Verliebte Abenteuer

Verliebte Abenteuer

Titel: Verliebte Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sie ihre Locken. Traurige, tiefliegende Augen starrten sie an. Ihre Lider waren von Tränen gerötet. Sie sah gar nicht mehr hübsch aus.
    »Ich muß weg von Pabbay«, sagte sie zu ihrem Spiegelbild. »Jawohl, weg. Noch heute. Sofort. Und wohin? Das ist doch egal, Loretta. Das spielt jetzt keine Rolle mehr. Die Welt ist weit. Sie besteht nicht nur aus Aberdeen, Edinburgh, Pabbay oder Invergarry. Sie ist überall schön, wenn man zufrieden ist.«
    Sie blickte ihr Spiegelbild an. Zufrieden? Ich werde nie mehr zufrieden sein, dachte sie. Ich werde immer an ihn denken müssen, und das ist furchtbar.
    Loretta wandte sich vom Spiegel ab.
    In diesem Zustand sind Frauen unberechenbar. Wenn sie sich erst einmal in einen Komplex hineingesteigert haben, gibt es kein Halten mehr. Eher kann man mit roten Tüchern gereizte Stiere besänftigen, als eine Frau beruhigen, die glaubt, nicht verstanden zu werden. Ich kenne das, o ja … man hat da so seine Erfahrungen.
    Und deshalb war es gut, daß Percy in der Nähe der Tür hinter einem Holzstapel hockte und das Haus scharf beobachtete.
    Gas hatten sie nicht. Der Gastod entfiel also.
    Ein gutes, scharfes Rasiermesser ließ sich ebenfalls nicht so schnell finden. Die Pulsadern mußten also auch in Ruhe gelassen werden.
    Aber Wasser stand zur Verfügung, viel Wasser. Nicht etwa in der Wasserleitung, sondern vor der Tür.
    Das Meer.
    Es brauste und brüllte. Es warf seine Wellen gegen die Insel und fraß sich seit Jahrtausenden langsam in das Land hinein. Es lockte und mordete, glänzte und verschlang.
    Welch eine Gelegenheit für eine unglückliche, unverstandene Frau!
    Loretta Gower war viel zuviel Weib, um daran nicht zu denken.
    Nun wurde die Lage ernst – todernst im wahrsten Sinne des Wortes.
    Loretta hatte ihr Bild im Spiegel nicht mehr sehen können … die traurigen Augen, den zuckenden Mund. Sie schlüpfte in ihren leichten Sommermantel und rannte aus dem Haus.
    Aha, dachte Percy, jetzt heißt's zur Stelle sein. Unbemerkt glitt er hinter Loretta her und war sehr verwundert, als sie den Weg zum Hafen nahm.
    Heute fährt doch kein Schiff mehr, grübelte er, scharf darauf achtend, daß er Loretta nicht aus den Augen verlor. Und Fischer fahren auch nicht aus. Was will sie im Hafen? William suchen? Der ist bestimmt nicht dort. Der hockt auf seinem Felsen über der Brandung und klagt den Winden sein Leid.
    Loretta strebte mit schnellen Schritten zur Fischersiedlung. In dem kleinen Hafen sah sie sich um und trat auf eine Gruppe Inselbewohner zu, die sich beim Netzeflicken unterhielten.
    »Ich brauche ein gutes Ruderboot«, sagte sie nach kurzer Begrüßung ohne Umschweife.
    »Jetzt?« Die Fischer sahen sich groß an. »Mylady, es wird ein Sturm aufkommen«, sagte einer.
    »Trotzdem. Ich möchte ein Boot mit kleinem Segel.« Sie schaute über das bewegte Meer. »Wie lange braucht man bis zum Festland?«
    »Mit einem kleinen Boot?«
    Die Fischer sahen sich wieder an. Die Lady weiß anscheinend nicht, wovon sie redet, dachten sie.
    »Ja.«
    »Gut sieben Stunden. Aber nur, wenn der Wind günstig steht und er das Segel voll trifft.«
    »Das ist doch jetzt der Fall.« Loretta befeuchtete den Zeigefinger und hielt ihn in den Wind. »Er kommt vom Meer und weht zum Festland«, stellte sie fest.
    »Er wird sich drehen.« Einer der älteren Fischer machte sich nun zum Wortführer. »Wir selbst fahren deshalb heute nicht hinaus aufs Meer.«
    »Aber ich sehe keine Gefahr.« Loretta griff in die Tasche. »Wer will mir ein Boot verkaufen?«
    Wieder blickten die Fischer einander an. Keiner wagte, der erste zu sein, der auf den Wahnsinn der Lady einging.
    »Ich biete fünfhundert Pfund«, sagte Loretta laut genug, um von allen gehört zu werden.
    Fünfhundert Pfund! Davon konnte man sich fünf neue Boote kaufen. Die Fischer erstarrten. Mit schlechtem Gewissen sagte endlich einer von Ihnen: »Ich hätte ein gutes, seetüchtiges Boot. Aber ich erkläre vor – vor meinen Freunden hier: Ich überlasse es Ihnen nur auf Ihre eigene Gefahr und Ihren ausdrücklichen Wunsch.«
    »Natürlich.« Loretta gab ihm die fünf Hundertpfund-Noten und ging mit ihm hinunter zum Hafen, wo die Boote vertäut lagen.
    Es war ein breites, tiefgehendes Boot, das der Fischer Loretta verkaufte. Ein weißes Segel lag gerafft auf dem Schiffsboden. Die Segelstange war glatt und poliert. Ein schönes Boot.
    Ohne zu zögern, stieg Loretta Gower hinein und setzte sich. Sie nahm die Ruder in die Hände und nickte dem verdutzten

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