Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verliebte Abenteuer

Verliebte Abenteuer

Titel: Verliebte Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Und sie lieben sich.«
    »Soso.«
    »Außerordentlich sogar. Haben Sie etwas dagegen, wenn die beiden sich heiraten?«
    »Nein.«
    »Wunderbar. Dann kann die Veranstaltung ja über die Bühne gehen. Lady Gower muß nur erst wieder gesund werden …«
    »Lory ist krank?« entrang sich endlich auch wieder ein etwas umfänglicherer Schrei der voluminösen Brust der alten Dame.
    »Och, nichts Schlimmes. Lady Gower wollte segeln und beherrschte diese Kunst nicht. Sie fiel in den Teich. Das ist ihr nicht gut bekommen. Wie gesagt, bei sechzehn Grad Wassertemperatur …«
    »Sie Flegel! Sie Lümmel! Ich wiederhole: Sie Kommunist!« Lady Abbot entledigte sich ihres ganzen Vorrates an Insultationen. Dann hielt sie keuchend inne und schöpfte Atem. Percy nickte am Telefon.
    »Mylady benutzen Chanel?« fragte er.
    Tante Mary war zu verblüfft, um weiter zu denken. Sie fragte: »Woher wissen Sie das?«
    »Ich rieche es durchs Telefon.«
    »Percy!« Tante Mary hieb an die Hand. »Ich enterbe meinen Neffen, wenn er Sie nicht entläßt!«
    »Das wäre schrecklich für ihn. Aber beruhigen Sie sich, Mylady, wenn ich Bebsy geheiratet haben werde, scheide ich freiwillig aus den Diensten bei Seiner Lordschaft aus und mache mich selbständig.«
    »Als was? Als Revolutionär?«
    »Nein, Mylady. Als Spion für die Russen.«
    Er hörte nicht mehr den Schrei Mary Abbots – er hatte eingehängt und ging lustig pfeifend zum Bahnhof, auf dem in einer Stunde Bebsy und Stoke eintreffen mußten, die er per Telegramm nach Castlebay beordert hatte.
    Als er dann mit den beiden in die Klinik zurückkam und sie auf den im Garten wartenden William trafen, wurde Percys gute Laune gedämpft. William saß auf einer Bank und starrte auf den Kiesweg.
    »Noch immer ohne Bewußtsein«, sagte er deprimiert. »Dr. Scilly rechnet mit einer schweren Lungenentzündung. Er hat aus London ein besonderes Medikament angefordert. Loretta fiebert und phantasiert.«
    Da wurden Percy und Bebsy, die auf dem ganzen Weg vom Bahnhof zur Klinik wie zwei Täubchen geturtelt hatten, still. Auch der alte, treue Stoke wischte sich über die Augen.
    »Wird sie wieder gesund, Flip?« fragte er. Dann erst merkte er, was er gesagt hatte, und wurde blutrot. »Verzeihung, Euer Lordschaft. Mir rutscht das noch so über die Lippen.«
    »Schon gut, Stoke.« William winkte ab. »Ob sie gesund wird, liegt in Gottes Hand. Wenn sie diese Krise übersteht, will ich jedenfalls für euch alle ein großes Fest geben. Wie gesagt, wenn sie die Krise übersteht …«
    Dieses ›Wenn‹ hing tagelang wie ein Damoklesschwert über allen.
    William und die anderen bewohnten in der Klinik Zimmer auf dem gleichen Flur, auf dem auch Loretta lag. Keiner von allen schlief. Sie saßen an den Fenstern oder lauschten nach draußen auf den Korridor, wenn die Nachtschwestern vorüberhuschten. Einmal sah Dr. Scilly herein zu William.
    »Das Fieber ist sehr hoch«, meinte er besorgt. »Fast 41. Noch höher würde …« Er stockte. Aber jeder wußte, was ungesagt geblieben war. William stand auf und wanderte im Zimmer auf und ab. Seine Hände hielt er ineinander verkrampft auf seinem Rücken.
    »Dr. Scilly«, sagte er mit tonloser Stimme, »Sie dürfen nicht glauben, daß ich Gott bezahlen will. Der Allmächtige ist unbestechlich. Aber wenn er mir Loretta nicht nimmt, stifte ich der Klinik eine neue Kapelle und eine Station für Unfallverletzte.«
    »Danke, Mylord.« Der alte Arzt drückte ihm die Hand. »Was in unserer Macht steht, geschieht. Es sind uns aber Grenzen gesetzt, das wissen Sie. Zur Hoffnung gibt freilich die Zähigkeit der Patientin Anlaß.«
    So saß man und wartete.
    Eine Nacht.
    Einen Tag und eine zweite Nacht.
    Zwei Tage. Drei Tage. Vier Tage und Nächte. Und noch immer war das Fieber hoch. Noch immer lag Loretta phantasierend in den Kissen. William schlief kaum eine Minute – er qualmte unaufhörlich und trank starken Tee. Er starrte auf das bleiche Gesicht im Bett und rannte dann hinaus in den Garten.
    Und er betete. Leise, versteckt hinter hohen Büschen, die Augen gen Himmel gerichtet.
    Und der Himmel erhörte ihn.

Das zwölfte Kapitel,
in dem das kommt, was der Leser seit Beginn erwartet
    Als Loretta zum erstenmal bei sich einstellendem klarerem Bewußtsein die Augen aufschlug, lag sie in einem weißen Bett, und eine Schwester saß an ihrer Seite und fühlte den Puls. Sonnenschein flutete durch hohe, weite Fenster ins Zimmer, draußen rauschten alte Bäume, und neben dem Bett auf dem

Weitere Kostenlose Bücher