Verliere nicht dein Gesicht
eingehauen gewesen war, hatten die Steinmauern und das Dach kein Futter für die Flammen geboten. Aber die Angreifer hatten
offenbar etwas hineingeworfen, das seinen eigenen Brennstoff enthielt. Die Fenster waren herausgeschleudert worden und das Glas lag im Gras verstreut, von der Tür waren nur noch ein paar verkohlte Rest übrig, die im Wind an den Angeln hin- und herschlugen.
David blieb davor stehen. Er schaffte es nicht, über die Schwelle zu treten.
"Bleib hier", sagte Tally.
Sie ging durch die Tür und im ersten Moment wurde sie von der Luft
dort überwältigt. Morgenlicht fiel schräg herein und und ließ schwebende Ascheteilchen aufleuchten. Sie wirbelten um Tally herum, kleine Spiralgalaxien, die durch ihr Vorbeigehen in Bewegung gesetzt wurden.
Die verkohlten Bretter zerkrümelten unter ihren Füßen, an manchen Stellen waren sie bis auf den nackten Steinboden abgebrannt. Aber einige Gegenstände hatten das Feuer überlebt. Tally erkannte die kleine Marmorstatue, und einer der Wandteppiche war aus geheimnisvollen Gründen dem Feuer entgangen. Im Wohnzimmer zeichneten sich einige Teetassen weiß von den versengten Möbeln ab. Tally hob eine hoch und begriff, dass ein menschlicher Körper mehr als nur Spuren hinterlassen würde, wenn diese Tassen überlebt hatten.
Sie schluckte. Wenn Davids Eltern hier gewesen waren, dann würde sie ihre Überreste nur allzu leicht finden.
Weiter hinten im Haus hingen in einer kleinen Küche Töpfe und Pfannen aus der Stadt von der Decke, ihr versengtes, verbeultes Metall leuchtete an einigen Stellen noch immer durch die Rußschicht. Tally sah einen Sack Mehl und einige Stücke Dörrobst, die aus irgendwelchen Gründen ihren leeren Magen knurren ließen.
Als Letztes kam das Schlafzimmer.
Die Steindecke war niedrig und kantig, die Farbe warf Risse und war durch die Hitze des wütenden Feuers geschwärzt. Tally merkte, dass das Bett noch immer Hitze ausstrahlte, die Strohmatratze und die dicken Steppdecken hatten den Flammen die perfekte Nahrung geboten.
Aber Az und Maddy waren nicht hier gewesen. Nichts hier drin konnte von Menschen stammen. Tally seufzte erleichtert auf und ging wieder hinaus, wobei sie in jedem Zimmer noch einmal nachsah.
Sie schüttelte den Kopf, als sie das Haus verließ. "Entweder haben die Specials sie mitgenommen oder sie sind entkommen."
David nickte und drängte sich an ihr vorbei. Tally brach auf dem Boden zusammen und hustete, jetzt endlich wehrte ihre Lunge sich gegen den Rauch und die Staubteilchen, die sie eingeatmet hatte. Ihre Hände und Arme waren schwarz vor Ruß, das ging ihr jetzt auf.
Als David herauskam, hielt er ein langes Messer in der Hand."Streck die Hände aus."
"Was?"
"Die Handschellen. Ich will sie nicht mehr sehen."
Sie nickte und streckte die Hände aus. Vorsichtig schob er die Klinge zwischen Haut und Kunststoff und bewegte das Messer wie eine Säge hin und her.
Nach etwas mehr als einer Minute zog er frustriert das Messer wieder heraus. "Das geht nicht."
Tally sah sich ihre Handgelenke an. Der Kunststoff wies kaum Spuren auf. Sie hatte nicht gesehen, womit der Special hinter ihrem Rücken die Handschellen gekappt hatte, aber das hatte nur eine Sekunde gedauert. Vermutlich hatte er einen chemischen Katalysator benutzt.
"Vielleicht ist es irgendein Flugzeugkunststoff", sagte sie. "Manches von diesem Zeug ist härter als Stahl."
David runzelte die Stirn. "Aber wie hast du sie dann zerschnitten?"
Tally öffnete den Mund, brachte aber kein Wort heraus. Sie konnte ihm ja nicht erzählen, dass die Specials selber sie freigelassen hatten.
"Und warum hast du an jedem Handgelenk zwei Fesseln?"
Sie schaute verdutzt nach unten, dann fiel ihr ein, dass sie bei ihrer Festnahme Handschellen angelegt bekommen hatte, und dann noch einmal bei Dr. Cable, ehe sie auf die Suche nach dem Anhänger geschickt worden war.
"Ich weiß nicht", brachte sie heraus. "Wahrscheinlich wollten sie sichergehen. Aber der Rest war einfach. Ich hab sie an einem scharfen Felsen zerschnitten."
"Das kann doch nicht sein." David sah das Messer an. "Dad sagt immer, das hier sei das nützlichste Gerät, das er je aus der Stadt mitgebracht hat. Das besteht nur aus Hightechlegierungen und Mono-Fasern."
Sie zuckte mit den Schultern. "Vielleicht war das Zwischenteil aus anderem Material."
Er schüttelte den Kopf, nicht überzeugt von ihrer Erklärung. Aber dann
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