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Verliere nicht dein Gesicht

Verliere nicht dein Gesicht

Titel: Verliere nicht dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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zuckte er mit den Schultern. "Na egal, dann müssen wir eben damit leben. Aber eins steht fest: Meine Eltern sind nicht entkommen."
      "Woher weiß du das?"
      Er hielt das Messer hoch. "Mein Vater wäre niemals ohne dieses Messer geflohen. Also müssen die Specials sie total überrumpelt haben."
      "Das tut mir leid, David."
      "Immerhin leben sie ja noch."
      Er schaute ihr in die Augen und Tally sah, dass seine Panik sich gelegt hatte. "Also, Tally, willst du dich noch immer auf die Suche nach ihnen machen?"
      "Ja, natürlich."
      David lächelte. "Gut." Er setzte sich neben sie, schaute sich zum Haus um und schüttelte den Kopf. "Es ist schon komisch, Mom hat immer gesagt, dass das passieren würde. Sie haben mich meine ganze Kindheit hindurch darauf vorzubereiten versucht. Und ich habe ihnen lange geglaubt. Aber nach all den Jahren kamen mir dann Zweifel. Vielleicht litten meine Eltern ja einfach an Verfolgungswahn. Vielleicht war es so, wie die Flüchtlinge immer behaupteten, vielleicht gab es die Specials ja gar nicht."
      Tally nickte schweigend, sie wagte nicht, etwas zu sagen.
      "Und jetzt, wo es passiert ist, kommt es mir noch weniger wirklich vor."
      "Es tut mir leid, David." Aber er würde nie erfahren, wie leid es ihr tat. Oder jedenfalls erst, wenn sie ihm geholfen hatte seine Eltern zu retten. "Mach dir keine Sorgen, wir werden sie finden."
      "Wir müssen vorher noch einen Halt einschieben."
      "Wo denn?"
      "Ich hab dir ja gesagt, dass meine Eltern so etwas erwartet haben, seit sie damals Smoke gründeten. Sie haben ihre Vorbereitungen getroffen."
      "Zum Beispiel, indem sie dafür sorgten, dass du allein zurechtkommst", sagte sie und berührte das weiche Leder seiner selbst genähten Jacke.
      Er lächelte sie an und rieb ihr mit einem Finger Ruß von der Wange. "Sie haben noch viel mehr gemacht. Komm mit."
            ***
      In der Nähe des Hauses gab es eine Höhle mit einer so schmalen Öffnung, dass Tally auf dem Bauch hineinkriechen musste. David zeigte ihr den Vorrat, den seine Eltern zwanzig Jahre lang gehütet hatten.
      Es gab Wasserreiniger, Positionsfinder, l.eichtgewichtskleidung und  Schlafsäcke - aus Smokey-Sicht einen absoluten Schatz an Überlebensausrüstung. Die vier Hubbretter sahen altmodisch aus, aber sie besaßen die gleichen Zusatzgeräte, die Dr Cable Tally für ihre Reise nach Smoke mitgegeben hatte, und es gab auch Bauchsensoren. Alles war von höchster Qualität.
      "Meine Güte, sie waren auf alles vorbereitet."
      "Immer", sagte David. Er hob eine Taschenlampe hoch und richtete ihren Strahl auf die Steinwand. "Jedes Mal, wenn ich hier war, um den ganzen Kram durchzusehen, habe ich mir diesen Moment vorgestellt. Eine Million Mal habe ich genau geplant, was ich dann brauchen würde. Es ist fast so, als ob ich es mir so sehr vorgestellt habe, dass es einfach passieren musste."
      "Es ist nicht deine Schuld, David."
      "Wenn ich hier gewesen wäre ..."
      "Dann würdest du jetzt in einem Hubwagen der Specials liegen, mit Handschellen, und dann könntest du niemanden retten."
      "Ja, aber stattdessen bin ich hier." Er sah sie an. "Und immerhin bist du das auch. Und gerade dich habe ich mir in a|l deJ Jahren nie vorgestellt. Eine unerwartete Verbündete."
      Sie brachte ein Lächeln zu Stande.
      Er zog eine große wasserdichte Tasche hervor. "Ich bin am Verhungern."
      Tally nickte und für einen Moment drehte sich alles vor ihrenAugen. Sie hatte seit dem Abendessen vor zwei Tagen nichts mehr gegessen.
      David durchwühlte die Tasche. "Jede Menge Instant-Kram. Mal sehen: VegiReis, CurryNuds, FrikNuds, PadThai … irgendeinen Wunsch?"
      Tally holte tief Atem. Zurück in der Wildnis.
      "Alles, nur nicht SpagBol."

      
 Die  Ölpest

      
      Tally und David brachen bei Sonnenuntergang auf.
      Sie lenkten jetzt jeweils zwei Hubbretter. Zusammengepresst wie ein Butterbrot konnte so ein Paar doppelt so viel Gewicht tragen, das meiste in Satteltaschen, die an der Unterseite befestigt waren. Sie packten alles Brauchbare ein, das sie finden konnten, dazu die vom Boss geretteten Zeitschriften. Was immer auch passieren würde, es gab keinen Grund, nach Smoke zurückzukehren.
      Tally folgte dem Fluss vorsichtig den Berg hinunter, das zusätzliche Gewicht schwang unter ihr hin und her wie eine Kugel an einer Kette, die um ihre beiden Knöchel lag. Aber immerhin trug sie jetzt wieder Auffangarmbänder, ihre Reise würde einem ganz

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