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Verliere nicht dein Gesicht

Verliere nicht dein Gesicht

Titel: Verliere nicht dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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sich zu erinnern, was dort gestanden hatte. All ihr Wissen über Smoke hatte sich in Rauch aufgelöst, die vertrauten Straßen waren zu einem unkenntlichen Gewirr aus Asche und Schlacken zerfallen.
      Dann sah sie einige schwärzliche Papierstücke im Wind flattern. Die Bücherei.
      "Sie haben die Bücher nicht herausgeholt, ehe sie …", rief sie.
      "Aber warum?"
      "Sie wollen nicht, dass andere wissen, wie es vor der Operation war. Ihr sollt euch weiterhin hassen. Sonst wäre es zu leicht, sich an hässliche Gesichter zu gewöhnen, an normale Gesichter."
      Tally drehte sich um und schaute in Davids Augen. "An einige jedenfalls." Er lächelte traurig.
      Dann kam ihr ein Gedanke. "Der Boss ist mit alten Zeitschriften weggelaufen. Vielleicht ist er entkommen."
      "Zu Fuß?" David klang skeptisch.
      Das hoffe ich doch." Sie lehnte sich zur Seite und das Brett glitt auf den Rand des Dorfes zu.
      Ein Klecks aus Pfeffer kennzeichnete die Stelle, wo sie mit der Special
      gekämpft hatte. Tally sprang vom Brett und versuchte sich daran zu erinnern, wo genau der Boss im Wald verschwunden war.
      "Wenn er entkommen ist, dann ist er jetzt schon weit weg", sagte David.
      Tally bahnte sich einen Weg durch das Unterholz und hielt Ausschau nach Spuren eines Kampfes. Die Morgensonne strömte durch die Blätter und ein Pfad aus abgeknickten Zweigen führte in den Wald. Der Boss war nicht gerade leichtfüßig gewesen, er hatte sich wie ein Elefant seine Bresche getrampelt.
      Sie fand die Tasche halb versteckt unter einem mit Moos bedeckten umgestürzten Baum. Als sie sie öffnete, sah Tally die Zeitschriften, jede liebevoll in einer Plastikhülle verstaut. Sie warf sichdie Tasche über die Schulter und freute sich darüber, etwas aus der Bücherei gerettet zu haben, als kleinen Sieg über Dr. Cable.
      Dann fand sie den Boss.
      Er lag auf dem Rücken und sein Kopf war in einem Winkel abgeknickt, von dem Tally instinktiv wusste, dass er so nicht stimmen konnte. Er hatte die Faust geballt, seine Finger waren blutig, weil er jemanden gekratzt hatte. Offenbar hatte er sich gewehrt, um die anderen abzulenken, vielleicht, damit sie die Tasche nicht entdeckten. Oder vielleicht auch Tally zuliebe, nachdem er gesehen hatte, dass auch sie den Wald erreicht hatte.
      Ihr fiel ein, was die Specials mehr als einmal zu ihr gesagt hatte Wir wollen dir nicht wehtun, aber wir werden es tun, wenn es sein muss.
      Das hatten sie ernst gemeint. Sie meinten alles ernst.
      Sie stolperte wieder aus dem Wald, wusste nicht, was sie sagen sollte, und die Tasche hing noch immer über ihrer Schulter.
      "Du hast etwas gefunden?", fragte David.
      Sie gab keine Antwort.
      Er sah ihr Gesicht und sprang vom Brett. "Was ist passiert?"
      "Sie haben ihn eingeholt. Sie haben ihn umgebracht."
      David sah sie an, mit offenem Mund. Er holte langsam Atem. "Komm, Tally. Wir müssen weg hier."
      Sie kniff die Augen zusammen. Das Sonnenlicht kam ihr nicht richtig vor, es wirkte verzerrt, wie der Hals des Bosses. Als sei die Welt entsetzlich entstellt worden, während Tallv zwischen den Blumen stand. "Wohin?-, murmelte sie.
      "Wir müssen zum Haus meiner Eltern."

 
 Maddy und Az
      

      
      David trieb das Brett so schnell über den Felsrücken, dass Tally glaubte hinunterfallen zu müssen. Sie bohrte ihre Finger in Davids Jacke, um Halt zu finden, und war dankbar für ihre neuen Schuhe mit den Griffsohlen. "Hör mal, David. Der Boss hat sich gewehrt, deshalb haben sie ihn umgebracht."
      "Meine Eltern hätten sich auch gewehrt."
      Sie biss sich auf die Lippe und konzentrierte sich mit aller Kraft darauf, sich auf dem Brett zu halten. Als sie das Ende des Hubpfades erreicht hatten, sprang David hinunter und rannte den Hang hinab.
      Tally sah, dass das Brett noch immer nicht ganz aufgeladen war und ließ sich einen Moment Zeit, um es aufzuklappen, ehe sie ihm folgte. Sie hatte es nicht eilig herauszufinden, was die Specials mit Maddy und Az gemacht hatten. Aber als sie sich vorstellte, dass David seine Eltern allein fand, rannte Tally dann doch los.
      Sie brauchte lange Minuten, um den Pfad im Unterholz zu finden. Vor zwei Nächten waren sie in der Dunkelheit und aus einer anderen Richtung gekommen. Sie lauschte auf David, konnte aber nichts hören. Aber dann änderte der Wind seine Richtung und Rauchgeruch wurde durch die Bäume geweht.
      Es war nicht leicht gewesen, das Haus abzubrennen.
      Da es in den Berg

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