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Verliere nicht dein Gesicht

Verliere nicht dein Gesicht

Titel: Verliere nicht dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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das ganze Dach erhalten war. Uralte Maschinen, so groß wie ein Hubwagen, umstanden sie schweigend.
      "Was war das hier?", fragte Tally.
      "Ich glaube, hier wurden Zeitungen gemacht", sagte David. "So was wie Bücher, nur warf man sie weg und bekam jeden Tag eine neue."
      "Du machst Witze!"
      "Durchaus nicht. Und du hast gedacht, wir hätten in Smoke Bäume vergeudet!"
      Tally fand eine Stelle, wo die Sonne durch das eingefallene Dach schien, und klappte die Hubbretter zum Aufladen auseinander. David zog zwei Packungen RussEi hervor.
      "Schaffen wir es heute Nacht, aus der Wüste herauszukommen?", fragte sie und sah zu, wie David die letzten Tropfen ihres Wasservorrats in die Reiniger lockte.
      "Kein Problem. Den nächsten Fluss haben wir noch vor Mitternacht erreicht."
      Ihr fiel etwas ein, das Shay vor langer Zeit gesagt hatte, als sie Tally ihre Überlebensausrüstung zeigen wollte. "Kann man wirklich in einen Reiniger pissen? Und das dann trinken, meine ich?"
      "Ja. Ich hab das schon gemacht."
      Tally schnitt eine Grimasse und schaute aus dem Fenster. "Na gut, ich hätte nicht fragen dürfen."
      Er trat hinter sie, lachte leise, legte ihr die Hände auf die Schultern. "Es ist ganz erstaunlich, wozu man bereit ist, um zu überleben", sagte er.
      Sie seufzte. "Ich weiß."
      Das Fenster blickte auf eine Seitenstraße, die teilweise vor dem Anmarsch der Wüste geschützt war. Einige ausgebrannte Bodenwagen waren halb im Sand begraben, ihre verrußten Umrisse hoben sich scharf vom weißen Sand ab.
      Sie rieb sich die Handschellen, die noch immer an ihren Handgelenken saßen. "Die Rusties wollten ja offenbar unbedingt überleben. Bei allen Ruinen, die ich gesehen habe, stehen diese Wagen herum, bereit zur Flucht. Aber geschafft haben sie das scheinbar nie."
      "Einige schon. Aber nicht in Wagen."
      Tally lehnte sich zurück in seine beruhigende Wärme. Die Morgensonne war noch Stunden davon entfernt, die Kälte der Wüste zu vertreiben.
      "Das ist schon komisch. In der Schule wird nie viel darüber gesagt, wie es passiert ist - diese letzte Panik, als die Rusty-Welt zusammenbrach. Die Lehrer zucken mit den Schultern und sagen, die hätten einfach so viele Fehler gemacht, bis das Ganze wie ein Kartenhaus eingestürzt ist."
      "Das ist nur ein Teil der Wahrheit. Der Boss hatte ein paar alte Bücher darüber."
      "Und was steht darin?"
      "Na ja, die Rusties haben schon in einem Krankenhaus gelebt, aber irgendwer hat diesem Haus einen gewaltigen Schubs verpasst. Niemand hat jemals herausgefunden, wer oder was das war. Vielleicht eine Rusty-Waffe, die sie nicht mehr unter Kontrolle hatten. Vielleicht Leute aus einem armen Land, denen es nicht gefiel, wie die Rusties alles eingerichtet hatten. Vielleicht war es nur ein Unfall, wie die Blumen, oder irgendein einsamer Wissenschaftler, der einfach Ärger machen wollte."
      "Aber was ist passiert?"
      "Ein Virus ist durchgeknallt, aber es hat keine Menschen infiziert. Sondern Petroleum."
      "Öl wurde infiziert?"
      Er nickte. "Öl ist organisch, es besteht aus alten Pflanzen und Dinosauriern und solchem Kram. Irgendwer hat eine Bakterie hergestellt, die Öl verzehrt. Die Sporen wurden durch die Luft verbreitet, und wenn sie auf Petroleum trafen, egal ob raffiniert oder roh, dann keimten sie. Wie ein Schimmelpilz oder so was. Und sie haben die chemische Zusammensetzung des Öls verändert. Hast du schon mal Phosphor gesehen?"
      "Das ist ein Element, ja?"
      "Ja. Und bei der Berührung mit Luft entzündet es sich."
      Tally nickte. Sie konnte sich daran erinnern, wie sie im Chemieunterricht damit herumexperimentiert hatten, sie hatten Schutzbrillen getragen und über all die Streiche geredet, die sie damit spielen könnten. Aber ihnen waren nur Streiche eingefallen, bei denen jemand ums Leben gekommen wäre.
      "Öl, das mit diesem Virus infiziert war, war ebenso instabil wie Phosphor. Es explodierte bei der Berührung mit Sauerstoff. Und wenn es verbrannte, wurden die Sporen in den Rauch abgegeben und vom Wind verbreitet. Bis sie dann das nächste Auto oder das nächste Flugzeug erwischten und sich vermehren konnten."
      "Himmel. Und sie haben doch alles mit Öl betrieben, oder?"
      David nickte. "Wie diese Wagen da unten. Sie waren sicher schon infiziert, als die Leute versucht haben aus der Stadt zu fliehen."
      "Warum sind sie nicht einfach zu Fuß gegangen?"
      "Zu blöd, nehme ich an."
      Wieder zitterte Tally, aber nicht

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