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Verliere nicht dein Gesicht

Verliere nicht dein Gesicht

Titel: Verliere nicht dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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von früher zu machen, als sie noch ein sorgloses Stadtkind gewesen war und keine ... Aber was war sie denn jetzt? Keine Spionin mehr, und auch als Smokey konnte sie sich nicht mehr bezeichnen. Eine Pretty war sie ja wohl kaum, aber sie fühlte sich auch nicht mehr als Ugly. Sie war einfach nichts Besonderes. Aber immerhin hatte sie ein Ziel.
      Die Stadt tauchte auf.
      "Da ist sie",rief Tally David über das Tosen des Wassers hinweg zu.
      "Du hast schon mal Städte gesehen, oder?"
      "Ich war in der Nähe von einigen. Aber nie viel näher als jetzt."
      Tally starrte die vertraute Skyline an, das Feuerwerk, vor dem die Partytürme und die Wohnhäuser sich abzeichneten. Sie empfand etwas wie stechendes Heimweh, nur viel schlimmer. Der Anblick von New Pretty Town hatte sie früher einmal mit Sehnsucht erfüllt. Jetzt war die Skyline wie eine leere Schale, alle ihre Verheißungen waren verschwunden. Wie David hatte sie ihr Zuhause verloren. Aber anders als Smoke existierte ihre Stadt noch, hier vor ihren Augen - nur fehlte ihr alles, was sie einst ausgezeichnet hatte.
      "Wir haben noch ein paar Stunden bis zum Sonnenaufgang sagte sie. "Möchtest du einen Blick auf die Besonderen Umstände werfen?"
      "Je eher, desto besser", sagte David.          
      Tally nickte, ihre Augen wanderten über die vertrauten Muster aus Licht und Dunkelheit, die die Stadt umgaben. Sie hatten Zeit genug, um vor dem Morgengrauen hin- und wieder zurückzugelangen.
      "Dann los."
            ***
      Sie folgten dem Fluss bis zu dem Ring aus Bäumen und Gebüsch, der Uglyville von den Vororten trennte. Der grüne Gürtel war die beste Route, um ungesehen weiterzukommen, und es machte auch Spaß, dort zu fliegen.
      "Nicht so schnell", zischte David hinter ihr, als Tally durch die Bäume jagte.
      Sie wurde langsamer. "Du brauchst hier nicht zu flüstern. Hier ist nachts nie jemand. Das hier ist Ugly-Gelände und alle sind im Bett, wenn sie nicht gerade irgendwelche Streiche spielen."
      "Na gut", sagte er. "Aber sollten wir nicht vorsichtiger sein,  was Hubwege angeht?"
      "Hubwege? David, Hubbretter funktionieren überall in der Stadt. Unter allem hier liegt ein Metallgitter."
      "Oh, ach so."
      Tally lächelte. Sie hatte sich so daran gewöhnt, in Davids Welt zu leben, dass es gut tat, ausnahmsweise einmal ihm etwas zu erklären zu können. "Was ist los", neckte sie ihn. "Bin ich zu schnell für dich."
      David grinste. "Lass dich überraschen."
      Tally fuhr herum und schoss los, flog im Zickzack zwischen den hohen Pappeln und ließ  sich von ihren Reflexen lenken.
      Sie dachte an ihre zwei Hubwagentouren zu den Besonderen Umständen. Sie waren auf der anderen Seite der Stadt über den grünen Gürtel geflogen, dann weiter zum Transportring, dem Industriebereich zwischen den Mittel-Pretty-Vororten und dem Rand von Crumblyville. Das Problem würde sein, durch die Vororte zu gelangen, wo es riskant war, sich mit einem hässlichen Gesicht zu zeigen. Glücklicherweise gingen Mittel-Pretties früh schlafen. Die meisten jedenfalls.
      Sie jagte David um den halben Grüngürtel, bis sie auf dem anderen  Flussufer die Lichter des großen Krankenhauses sahen. Tally fiel der erste entsetzliche Morgen ein, als sie von der versprochenen Operation weggeholt worden war, um befragt zu werden und ihre Zukunft zu verlieren. Sie verzog ihr Gesicht bei dem Gedanken, dass sie diesmal nach den Specials geradezu Ausschau hielt.
      Sie zitterte innerlich, als sie den grünen Gürtel verließen. Ein winziger Teil von Tally erwartete immer noch, dass ihr Interface-Ring sie vor dem Verlassen von Uglyville warnte. Wie hatte sie dieses dumme Teil nur sechzehn Jahre lang tragen können? Es war ihr vorgekommen wie ein Stück ihrer selbst, aber jetzt fand Tally die Vorstellung, jede Minute des Tages überwacht und beobachtet und beraten zu werden, nur noch abstoßend.
      "Bleib dicht hinter mir", sagte sie zu David. "Und ab hier solltest du doch flüstern."
      Als Winzling hatte Tally bei Sol und Ellie in den Mittel-Pretty-Vororten gelebt. Aber da war ihre Welt so jämmerlich klein gewesen: ein paar Parks, der Schulweg, eine Ecke des grünen Gürtels in die sie sich schlich, um die Uglies zu beobachten. Wie die Ruinenstadt kamen ihr die adretten Reihenhäuser und Gärten viel kleiner vor, wie ein endloses Dorf aus Puppenstuben.
      Sie streiften über die Dächer und zogen die Köpfe ein. Wenn hier noch Leute wach waren, weil sie

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