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Verliere nicht dein Gesicht

Verliere nicht dein Gesicht

Titel: Verliere nicht dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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einfach nur um ein bisschen Ärger zu machen, um einen Streich zu spielen. Zuerst fand ich schrecklich, dass du so getan hast, als ob Smoke noch existiert. Aber wenn es genug Uglies von dieser Sorte gibt, dann wird es vielleicht wieder existieren."
      "Natürlich wird es das", sagte sie leise.  
      David zuckte mit den Schultern. "Vielleicht, vielleicht auch nicht. Aber selbst wenn wir heute Nacht versagen und beide unter dem Messer landen, werden doch immerhin andere weiterkämpfen. Ärger machen, du weißt schon."
      "Ich hoffe, den Ärger werden wir machen", sagte Tally.
      "Ich auch." Er zog sie an sich und küsste sie. Als er sie wieder losließ, holte Tally tief Atem und schloss die Augen. Es fühlte sich besser an, ihn zu küssen, wirklicher, jetzt, wo sie dabei war, den Schaden, den sie angerichtet hatte, wiedergutzumachen.
      "Sieh mal", sagte David.
      In den dunklen Bereichen von New Pretty Town passierte jetzt etwas.
      Tally hob das Fernglas.
      Ein schimmernder Strich zog sich durch die schwarze Weite des Vergnügungsparks, wie ein strahlender Riss in der Erde. Dann tauchten weitere Striche auf, einer nach dem anderen, zitternde Bögen und Kreise schwebten durch die Dunkelheit. Die verschiedenen Segmente schienen ohne irgendein System loszufunkeln, aber am Ende bildeten sie dann Buchstaben und Wörter.
      Endlich war die ganze Glitzernummer vollendet, einige Teile waren eben erst zum Leben erwacht, während die ersten Striche schon wieder schwächer wurden, da die Strahler erschöpft waren. Aber für einige Sekunden konnte Tally alles lesen, sogar ohne Fernglas. Von Uglyville aus musste die Schrift riesig sein, sichtbar für alle, die sehnsüchtig aus dem Fenster schauten. Dort stand: SMOKE LEBT!
      Als Tally sah, wie die Schrift verblasste und sich wieder in Striche und Kreise auflöste, als die Strahler leer waren, fragte sie sich, ob das wirklich stimmte.
      "Da sind sie", sagte David.
      Unter ihnen hatte sich im größten Gebäude eine kreisförmige Öffnung im Dach aufgetan, drei Hubwagen kamen dicht hintereinander heraus und flogen kreischend in Richtung davon. Tally hoffte, dass An, Dex und Sussy ihrem Rat gefolgt waren und sich längst nicht mehr in New Pretty Town aufhielten. "Fertig?", fragte sie.
      Als Antwort zog David die Leinen seiner Bungeejacke und sprang auf seine Bretter.
            ***
      Sie flogen den Hügel hinunter, machten kehrt und flogen wieder hoch.
      Zum zehnten Mal überprüfte Tally das Licht am Kragen ihrer Jacke. Es war noch immer grün und sie konnte Davids Lampe neben sich sehen. Jetzt gab es keine Ausreden mehr.
      Sie wurden immer schneller, als sie dem dunklen Himmel entgegen-flogen, der Hügel ragte vor ihnen auf wie eine riesige Rampe. Der Wind strich Tallys Haare nach hinten und sie kniff die Augen zusammen, als Insekten gegen ihr Gesicht knallten. Sie ließ sich vorsichtig auf den Brettern nach vorn gleiten, bis die Spitze eines Griffschuhs über die Flugfläche schaute.
      Dann schien der Horizont vor ihr wegzurutschen und Tally ging sprungbereit in die Hocke.
      Der Boden verschwand.
      Tally stieß sich mit aller Kraft ab und zwang ihre Bretter die steile Seite des Hügels hinunter, wo sie von selber zum Halten kommen würden. Sie und David schalteten ihre Auffangarmbänder ab - die Bretter sollten ihnen ja nicht über den Draht folgen. Noch nicht.
      Tally jagte in die Luft und stieg einige Sekunden nach oben. Die Außenbezirke lagen unter ihr, ein riesiges Flickwerk aus Hell und Dunkel. Tally breitete Arme und Beine aus.
      Auf dem Höhepunkt ihres Bogens schien die Stille alles zu überwältigen – die Schwerelosigkeit, bei der sich ihr Magen verkrampfte, die Mischung aus Erregung und Angst, die sie durchjagte, der Wind in ihrem Gesicht. Tally riss die Augen von der stummen wartenden Erde los und wagte einen Blick hinüber zu David. Er war kaum eine Armlänge von ihr entfernt, sah sie an und sein Gesicht leuchtete.
      Sie grinste ihn an und drehte sich um. Sie sah, dass der Boden jetzt näher kam, während ihr Fall allmählich schneller wurde. Wie sie es berechnet hatten, würden sie genau in der Mitte des eingezäunten Bereichs landen. Tally bereitete sich auf den fürchterlichen Moment vor, wenn ihre Bungeejacke sie wieder nach oben reißen würde.
      Sekundenlang passierte gar nichts, nur der Boden kam immer näher und Tally fragte sich noch einmal, ob Bungeejacken einem Sturz aus solcher Höhe gewachsen wären. Hundert

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