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Verliere nicht dein Gesicht

Verliere nicht dein Gesicht

Titel: Verliere nicht dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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Versionen von einer harten Landung jagten durch ihren Kopf. Aber vermutlich würde sie überhaupt nichts mehr spüren.
      Nie wieder.
      Der Boden kam näher und näher und Tally war schon sicher, dass etwas schiefgegangen war. Doch dann erwachten mit plötzlichem Ruck die Träger in ihrer Jacke, bohrten sich brutal in ihre Oberschenkel und ihre Schultern, pressten ihr die Luft aus der Lunge. Ein Druck baute sich auf, als würde sie in ein riesiges Gummiband gewickelt, das sie zum Anhalten zwingen sollte. Der nackte Lehm des Bodens jagte ihr entgegen und sah platt und festgetrampelt und hart aus, und die Jacke kämpfte jetzt verzweifelt und zerpresste Tally wie eine Riesenfaust.
      Endlich, als das unsichtbare Gummiband bis zum Zerreißpunkt gedehnt war, kam sie dicht über dem Boden zitternd zum Stillstand. Sie riss ihre Hände nach hinten, um den Boden nicht zu berühren, ihre Augen drohten ihr aus dem Kopf zu quellen.
      Dann wurde der Sturz umgekehrt und sie jagte wieder hoch,wurde dabei herumgewirbelt und Himmel und Horizont tanzten um sie herum wie auf einer Karussellfahrt. Tally hatte keine Ahnung, wo David war - oder wo oben und unten waren. Dieser Sprung war zehnmal stärker als ihre Hüpfer von Garbo Mansion. Wie oft würde sie wohl aufprallen müssen, um zum Stillstand zu kommen?
      Jetzt fiel sie wieder und der Lehmboden war einem Gebäude gewichen. Ein Fuß hätte fast das Dach berührt, doch dann wurde Tally wieder hochgezogen und jagte immer noch mit der Triebkraft ihres Sprunges vom Hügel auf und ab.
      Es gelang ihr, sich zu orientieren und oben und unten zu unterscheiden, und so sah sie im letzten Moment, wie die Kante des Gebäudes ihr entgegenjagte. Sie schoss an dem Haus vorbei ...
      Die Jacke hatte sie fest im Griff. Tally wurde durchgeschüttelt, flog hilflos auf und wieder ab und verfehlte die Dachkante. Aber ihre ausgestreckte Hand erwischte eine Regenrinne und brachte Tally zu einem abrupten Halt. "Pu", sagte sie schaute nach unten.
      Das Haus war nicht sehr hoch, und Tally würde in ihrer Jacke wieder hochschnellen, wenn sie abstürzte, aber in dem Moment, in dem ihre Füße den Boden berührten, würde der Draht Alarm geben. Sie packte die Regenrinne mit beiden Händen.
      Aber die Bungeejacke war zufrieden, weil der Sturz beendete war, schaltete sich aus und nahm nach und nach wieder ihr normales Gewicht an. Tally versuchte verzweifelt sich aufs Dach zu ziehen, aber der schwere Rucksack mit der Ausrüstung für die Rettungsaktion zog sie nach unten. Es war wie ein Klimmzug in Bleischuhen.
      Und da hing sie nun, ratlos, und wartete auf den Sturz.
      Auf dem Dach waren Schritte zu hören und ein Gesicht tauchte auf.
      David.
      "Probleme?"
      Sie grunzte eine Antwort und er streckte den Arm aus und packte einen
      Rucksackriemen. Damit wurde das Gewicht von ihren Schultern gehoben und Tally konnte sich über die Kante ziehen.
      David setzte sich auf das Dach und schüttelte den Kopf. "So was hast du also zum Spaß gemacht?"
      "Nicht jeden Tag."
      "Hab ich mir gedacht. Können wir uns eine Minute ausruhen?"
      Sie sah sich auf dem Dach um. Niemand kam, kein Alarm war zu hören. Offenbar war der Draht nicht programmiert, um sie hier oben zu orten. Tally lächelte.
      "Sicher. Sogar zwei, wenn du willst. Die Specials scheinen nicht damit zu rechnen, dass irgendwer vom Himmel fällt."

 
  Drinnen
      

      
      Das Dach hatte vom Hügel aus flach und leer ausgesehen. Aber jetzt konnte Tally Lüftungsventile, Antennen, Luken und natürlich die große kreisrunde Tür erkennen, durch die die Hubwagen geflogen waren, die jetzt aber geschlossen war. Es war ein Wunder, dass weder sie noch David sich beim Aufprall den Kopf zerschlagen hatten.
      "Wie kommen wir rein?", fragte David.
      "Wir sollten damit anfangen." Sie zeigte auf die runde Tür.
      "Meinst du nicht, dass es auffällt, wenn wir da reingehen, wo wir doch kein Hubwagen sind?"
      "Stimmt. Aber vielleicht sollten wir die Tür verkeilen? Wenn noch mehr Specials auftauchen, wollen wir ihnen die Verfolgung doch nicht zu leicht machen."
      "Gute Idee." David durchsuchte seinen Rucksack und zog etwas heraus, das aussah wie eine Tube Haargel. Er beschmierte die Türränder mit einem weißen Klitschkram und achtete sorgfältig darauf, dass seine Finger nicht damit in Berührung kamen.
      "Was ist das?"
      "Leim. Nano-Sorte. Damit kannst du deine Schuhe an die Decke kleben und dann kopfunter daran

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