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Verliere nicht dein Gesicht

Verliere nicht dein Gesicht

Titel: Verliere nicht dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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"Operationssaal 2."
      Sie schaute David an. Er zuckte mit den Schultern und versetzte der Tür einen Stoß. Die ging auf.
      "Ich vermute, in einem unterirdischen Bunker braucht man nichts abzuschließen", flüsterte er. "Nach dir."
      Tally schlich in den Saal. Er war groß, an den Wänden reihten sich dunkle, stumme Geräte aneinander. Ein Operationstank stand in der Mitte, die Flüssigkeit war herausgelassen, Schläuche und Elektroden hingen lose in einer Pfütze auf dem Boden. Auf einem Metalltisch glitzerten die grausamen Umrisse von Messern und Vibra-Sägen.
      "Das sieht aus wie die Fotos, die Mom mir gezeigt hat", sagte David. "Hier findet die Operation statt."
      Tally nickte. Nur bei großen Operationen wurde man in einen Tank gesteckt.
      "Vielleicht werden die Specials hier so speziell gemacht", sagte sie. Es war keine schöne Vorstellung.
      Sie kehrten zurück auf den Gang. Einige Türen weiter fanden sie das Schild LEICHENHALLE.
      "Meinst du …", wollte Tally fragen.
      David schüttelte den Kopf. "Nein."
      Sie suchten das restliche Stockwerk ab. Im Grunde war es ein kleines, gut ausgerüstetes Krankenhaus. Es gab keine Folterkammern oder Gefängniszellen. Und keine Smokies.
      "Wohin jetzt?"
      "Na ja", sagte Tally, "wenn du die böse Dr. Cable wärst, wo würdest du deine Gefangenen unterbringen?"
      "Die böse wer?"
      "Ach. So heißt sie, die Chefin hier. Das weiß ich nun damals, als ich hier war."
      David runzelte die Stirn und Tally fragte sich,ob sie zu viel gesagt hatte.
      Dann zuckte er mit den Schultern. "Ich würde sie wohl in den Kerker stecken."
      "Okay. Dann nach unten."
            ***
      Sie fanden eine Feuertreppe, die nach unten führte, aber schon auf dem nächsten Absatz endete. Offenbar hatten sie das unterste Geschoss bereits erreicht.
      "Vorsicht", flüsterte Tally. "Vorhin hab ich Leute gehört, die unter mir aus dem Fahrstuhl ausgestiegen sind. Die müssen hier irgendwo sein."
      Dieses Stockwerk wurde durch einen Glühstreifen beleuchtet, der sich über die Mitte des Ganges zog. Ein kalter Schauer wanderte über Tallys Rückgrat, als sie die Schilder auf den Türen las.
      "Verhörzimmer 1. Verhörzimmer 2. Isolationsraum 1", flüsterte sie und der Schein ihrer Taschenlampe huschte hin und her wie ein nervöses Glühwürmchen. "Desorientierungsraum 1. Ach, David, sie müssen irgendwo hier unten sein."
      Er nickte und stieß vorsichtig eine Tür an, aber die bewegte sich nicht. Er ließ seine Finger über den Rahmen wandern und suchte nach einer Stelle, wo er den Powerjack ansetzen konnte.
      "Lass dich nicht vom Augenleser erwischen", warnte Tally ihn leise. Sie zeigte auf eine kleine Kamera neben der Tür. "Wenn der glaubt, ein Auge zu sehen, dann liest er deine Iris ab und vergleicht das Ergebnis mit dem Hauptcomputer."
      "Und da bin ich nicht gespeichert."
      "Und dann dreht er komplett durch. Also geh nicht zu nah ran. Der funktioniert automatisch."
      "Okay", sagte David und nickte. "Diese Türen sind sowieso zu glatt. Hier greift der Jack nicht. Suchen wir also weiter."
      Weiter hinten im Gang fiel Tallys Blick auf ein Schild. "Langzeit-Haft", flüsterte sie. Die Tür war von einem breiten Stück Wand eingerahmt, der Raum dahinter schien also größer zu sein als die  anderen. Sie legte das Ohr daran und lauschte.
      Sie hörte eine bekannte Stimme. Die kam näher. "David", zischte sie, wich von der Tür zurück und presste sich gegen die Wand. David schaute sich verzweifelt nach einem Versteck um. Es gab keins.
      Die Tür öffnete sich und Dr. Cables boshafte Stimme war zu hören.
      "Du gibst dir einfach nicht genug Mühe. Du musst ihr eben klarmachen, dass …"
      "Dr. Cable", sagte Tally.
      Die Frau fuhr herum und ihr Raubvogelgesicht war vor Überraschung verzerrt.
      "Ich möchte mich stellen."
      "Tally Youngblood? Wie ..."
      Von hinten knallte Davids Powerjack gegen Dr. Cables Kopf und ließ sie zu Boden gehen.
      "Ist sie ...", stammelte David. Sein Gesicht war weiß.
      Tally kniete nieder und drehte Dr. Cables Kopf, um sich die Wunde anzusehen. Kein Blut, aber Dr. Cable war ohnmächtig. Egal, wie großartig die grausamen Pretties auch sein mochten, so ein Überraschungsmoment hatte doch immer noch seine Vorzüge. "Die kommt wieder zu sich."
      "Dr. Cable? Was ist..."
      Tally fuhr zu der Stimme herum und musterte die junge Frau, die vor ihr stand.
      Sie war groß und elegant, jeder Zug war perfekt. Ihre

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