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Verliere nicht dein Gesicht

Verliere nicht dein Gesicht

Titel: Verliere nicht dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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spricht sich doch rum. Weißt du, irgendwer findet raus, wie man ein Brett manipuliert, danach findet jemand die Stromschnellen und noch später schaffen sie es bis zu den Ruinen."
      "Und dann ist irgendwer mutig genug, um über die Lücke in der Achterbahn zu springen." Tally schluckte. "Oder springt aus Versehen."
      Shay nickte. "Aber am Ende werden sie alle hübsch."
      "Happy End, würde ich sagen."
      Shay zuckte mit den Schultern.
      "Woher weißt du eigentlich, dass es Achterbahn heißt? Hast du das irgendwo nachgesehen?"
      "Nein", sagte Shay. "Das hat mir jemand gesagt."
      "Aber woher wusste dieser Jemand das?"
      "Der Typ weiß sehr viel. Tricks, allerlei über die Ruinen. Er ist richtig cool."
      Etwas in Shays Stimme veranlasste Tally dazu, sich umzudrehen und ihre Hand zu nehmen. "Aber jetzt ist er hübsch, nehme ich an."
      Shay zog ihre Hand zurück und nagte an einem Fingernagel. "Nein. Ist er nicht."
      "Aber ich dachte, alle deine Freunde ..."
      "Tally, würdest du mir etwas versprechen? Ganz fest versprechen?"
      "Ja, ich glaub schon. Was soll ich denn versprechen?"
      "Niemals irgendwem zu sagen, was ich dir jetzt zeigen werde."
      "Dazu ist aber kein freier Fall nötig, oder?"
      "Nein."
      "Gut, ich schwöre." Tally hob die Hand mit der Narbe, die sie und Peris sich zugefügt hatten. "Ich werde es nicht weitersagen."
      Shay schaute ihr für einen Moment in die Augen, schien etwas darin zu suchen und nickte dann. "Alles klar. Ich möchte dir jemanden vorstellen. Heute Nacht."
      "Heute Nacht? Aber wir sind doch erst wieder in der Stadt, wenn ..."
      "Er ist nicht in der Stadt." Shay lächelte. "Er ist hier draußen."

 
  Warten auf David
      

      
      "Das ist ein Witz, oder?"
      Shay gab keine Antwort. Sie befanden sich wieder im Herzen der Ruinenstadt, im Schatten des höchsten Gebäudes weit und breit. Shay starrte mit nachdenklichem Gesicht daran hoch. "Ich glaube, ich weiß noch, wie man das macht", sagte sie.
      "Wie man was macht?"
      "Nach oben kommen. Ja, so geht das."
      Sie ließ ihr Brett vorschnellen und schlüpfte dann mit eingezogenem Kopf durch eine Lücke in der zerfallenden Mauer. "Shay?"
      "Mach dir keine Sorgen. Ich mach das nicht zum ersten Mal."
      "Aber ich habe für heute Nacht genug zum ersten Mal erlebt, Shay." Tally war nicht in Stimmung für weitere von Shays Witzen. Sie war müde und es war ein weiter Weg zurück in die Stadt. Und sie musste am nächsten Morgen ihr Wohnheim putzen. Bloß weil Sommer war, durfte sie noch längst nicht den Tag verschlafen.
      Aber Tally folgte Shay durch die Lücke. Zu widersprechen würde sicher noch mehr Zeit in Anspruch nehmen.
      Sie stiegen senkrecht nach oben, die Bretter nutzten dazu das Metallskelett in der Mauer. Es war unheimlich, im Haus zu sein und aus den leeren Fenstern auf die gezackten Umrisse der anderen Gebäude zu blicken. Wie ein Rusty-Geist, der zusah, wie seine Stadt im Laufe der Jahrhunderte zerfiel.
      Es gab kein Dach mehr und oben bot sich ihnen ein sensationeller Anblick. Die Wolken waren verschwunden und Mondlicht zeichnete die Ruinen im scharfen Relief, die Häuser wie Reihen zerbrochener Zähne. Tally sah, dass sie von der Achterbahn aus wirklich aufs Meer geblickt hatte. Von hier oben leuchtete das Wasser im Mondlicht wie ein schmales Silberband.
      Shay zog etwas aus ihrer Schultertasche und brach es in zwei Stücke.
      Die Welt ging in Flammen auf.
      "He! Willst du mich blenden?", rief Tally und schlug die Hände vor die Augen.
      "Ach, Himmel. Tut mir leid." Shay hielt den Sicherheitsstrahler auf Armlänge von sich fort. Der gewann in der Stille der Ruinen mit einem Zischen seine volle Kraft und warf flackernde Schatten über die Innenseiten des Gemäuers. Shays Gesicht sah in seinem Licht monströs aus. Funken stoben nach unten und verloren sich in den Tiefen des zerstörten Gebäudes.
      Endlich war der Strahler verbraucht. Tally blinzelte, um die tanzenden Flecken vor ihren Augen zu verscheuchen. Ihre Nachtsicht war ruiniert und sie konnte außer dem Mond am Himmel so gut wie nichts mehr erkennen. Sie schluckte, als ihr aufging, dass der Strahler überall im Tal zu sehen gewesen war. Vielleicht sogar auf dem Meer. "Shay, war das ein Signal?"
      "Ja, das sollte eins sein."
      Tally schaute nach unten. Die dunklen Gebäude waren von herumgeisternden Lichtern erfüllt, die der Strahler noch immer vor ihren Augen tanzen ließ. Plötzlich ging ihr auf, wie

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