Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verliere nicht dein Gesicht

Verliere nicht dein Gesicht

Titel: Verliere nicht dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
Vom Netzwerk:
Sie zeigte auf den Kragen der Bungeejacke. "Siehst du das grüne Lämpchen? Das bedeutet, dass sie funktioniert. Die sind für Notfälle, deshalb sind sie immer einsatzbereit."
      Shays Hand verschwand unter der Jacke, um an ihrem Bauchsensor zu ziehen, ein Zeichen dafür, dass sie nervös war. "Was, wenn die Jacke merkt, dass gar kein richtiger Notfall vorliegt?"
      "Dazu ist sie nicht intelligent genug. Wenn du fällst, dann wirst du aufgefangen. Keine Tricks nötig."
      Shay zuckte mit den Schultern und legte die Jacke an.
      Sie hatten sie aus der Kunstschule geliehen, dem höchsten Gebäude in Uglyville. Es war ein überzähliges Teil aus dem Keller und sie hatten nicht einmal die Garderobe austricksen müssen, um sie herunternehmen zu können. Tally wollte auf keinen Fall bei einem falschen Feueralarm erwischt werden, um nicht von den Wächtern mit einem gewissen Zwischenfall in Verbindung gebracht zu werden, der sich zu Beginn des Sommers in New Pretty Town abgespielt hatte.
      Shay zog ein überdimensionales Basketballtrikot über die Bungeejacke. Das Trikot zeigte die Farben ihres Hauses und die Lehrer hier kannten ihr Gesicht nicht gerade gut. "Wie macht sich das?"
      "Als ob du zugenommen hättest. Steht dir gut."
      Shay runzelte die Stirn. Sie hasste es, Heuschrecke, Schweineauge oder Ähnliches genannt zu werden, Namen, die sich die Uglies ständig gaben. Shay behauptete manchmal, es wäre ihr egal, wenn sie niemals operiert würde. Das war natürlich nur blödes Gerede. Shay war nicht gerade ein Freak, aber sie war auch keine geborene Schönheit Von denen hatte es im Laufe der Geschichte aber auch nur ein knappes Dutzend gegeben. "Willst du vielleicht springen, Scheelauge?"
      "Ich hab das alles schon gemacht, Shay, noch ehe wir uns überhaupt kannten. Und du bist diejenige, die diese geniale Idee hatte."
      Shays Gesicht öffnete sich zu einem Lächeln. "Die ist wirklich genial, du wirst schon sehen."
      "Sie werden nicht wissen, wie ihnen geschieht."
            ***
      Sie warteten, bis die neuen Uglies in der Bibliothek saßen, sie hatten sich dort an den Arbeitstischen verteilt, um sich irgendein Einführungsvideo anzusehen. Shay und Tally lagen bäuchlings oben in der Galerie, wo die verstaubten alten Papierbücher aufbewahrt wurden, und lugten durch die Geländerstäbe hinunter auf die Neuen. Sie warteten darauf, dass ein Betreuer die plappernden Uglies zum Schweigen brachte.
      "Das ist fast zu einfach", sagte Shay und klebte sich dicke schwarze Augenbrauen über ihre eigenen.
      "Du hast gut reden. Du wirst aus der Tür sein, ehe irgendwer kapiert, was passiert ist. Ich dagegen muss die Treppe runterlaufen."
      "Und wenn schon, Tally. Was können sie schon machen, wenn wir erwischt werden?"
      Tally zuckte mit den Schultern. "Stimmt." Aber sie setzte trotzdem ihre aschblonde Perücke auf.
      Während des Sommers, als die letzten aus dem oberen Jahrgang sechzehn und damit hübsch wurden, waren die Streiche immer schlimmer geworden. Aber niemals schien irgendwer bestraft zu werden und Tally kam es wie eine Ewigkeit vor, dass sie Peris ihr Versprechen gegeben hatte. Wenn sie erst hübsch war, würde nichts, was sie in diesem Monat angestellt hatte, noch eine Rolle spielen. Sie wollte alles hinter sich zurücklassen, aber nicht ohne ein großartiges Finale.
      Als sie an Peris dachte, setzte Tally eine Plastiknase auf. Sie hatten am Vorabend den Theaterraum in Shays Haus geplündert und besaßen deshalb jede Menge Verkleidungsgegenstände. "Fertig?", fragte sie. Dann kicherte sie, weil die falsche Nase ihre Stimme so nasal klingen ließ.
      "Moment noch." Shay zog ein großes dickes Buch aus dem Regal. "Okay, los geht’s."
      Sie standen auf.
      "Her mit dem Buch", schrie Tally Shay an. "Das gehört mir!"
      Sie hörte, wie die Uglies unten verstummten, und musste sich zwingen, nicht in ihre neugierigen Gesichter zu blicken.
      "Nichts da, Schweinenase. Ich hab es zuerst gesehen!"
      "Soll das ein Witz sein, Fettsack? Du kannst ja nicht mal lesen!" "Ach, was? Dann lies das hier mal!"
      Shay zielte mit dem Buch auf Tally, die sich duckte. Tally schnappte sich das Buch und holte damit aus und knallte es gegen Shays erhobene Arme. Shay wurde von dem Schlag zurückgeschleudert und kippte über das Geländer.
      Tally beugte sich vor und sah aus großen Augen zu, wie Shay dem Hauptsaal der Bibliothek entgegenschoss, drei Stock unter ihr. Die neuen Uglies schrien wie aus einem

Weitere Kostenlose Bücher