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Verliere nicht dein Gesicht

Verliere nicht dein Gesicht

Titel: Verliere nicht dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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Munde und flohen vor dem Körper, der auf sie zustürzte.
      Eine Sekunde darauf wurde die Bungeejacke aktiviert und Shay tanzte mitten in der Luft nach oben, wobei sie laut und irre lachte. Tally wartete noch einem Moment und sah zu, wie die Angst der Uglies sich in Verwirrung verwandelte, während Shay abermals aufprallte, sich dann an einem Tisch aufrichtete und auf die Tür zulief.
      Tally ließ das Buch fallen und rannte zur Treppe, dann jagte sie mit großen Sprüngen zur Hintertür des Hauses.
            ***
      "Das war perfekt!"
      "Hast du ihre Gesichter gesehen?"
      "Nicht so genau", sagte Shay. "Ich hab eher gesehen, wie der Boden auf mich zukam."
      "Ja, das weiß ich noch von damals, als ich vom Dach gesprungen bin. Das zieht schon die Aufmerksamkeit von anderen Dingen ab."
      "Wo wir gerade von Gesichtern reden, tolle Nase!"
      Tally kicherte und zupfte sie sich aus dem Gesicht. "Ja, aber kein Grund, hässlicher rumzulaufen als normal."
      Shays Gesicht verdüsterte sich. Sie riss sich eine Augenbraue ab und starrte Tally dann an. "Du bist nicht hässlich."
      "Ach, komm schon, Shay."
      "Nein, das meine ich ernst." Sie streckte die Hand aus und berührte Tallys echte Nase. "Du hast ein tolles Profil."
      "Sei nicht pervers, Shay. Ich bin eine Ugly, du bist eine Ugly. Wir werden das noch zwei Wochen lang sein. Es ist wirklich nicht der Rede wert." Sie lachte. "Du, zum Beispiel, hast eine riesige Augenbraue und eine winzige."
      Shay wandte sich ab und befreite sich schweigend von ihrer restlichen Verkleidung.
      Sie hatten sich in den Umkleidehütten am Sandstrand versteckt, wo sie ihre Interface-Ringe und Kleidung zum Wechseln abgelegt hatten. Wenn jemand sie fragte, würden sie sagen, sie seien die ganze Zeit geschwommen. Schwimmen war ein toller Trick. Er verbarg die Körpersignatur, verlangte einen Kleiderwechsel und war die perfekte Entschuldigung dafür, den Interface-Ring nicht zu tragen. Der Fluss spülte alle Vergehen fort.
      Eine Minute darauf planschten sie im Wasser herum und versenkten ihre Verkleidungsstücke. Die Bungeejacke würden sie abends in den Keller der Kunstschule zurückbringen.
      "Ich mein das wirklich ernst, Tally", sagte Shay, als sie im Wasser waren. "Deine Nase ist nicht hässlich. Und deine Augen gefallen mir auch."
      "Meine Augen? Jetzt spinnst du aber total. Die sitzen viel zu dicht beieinander."
      "Wer behauptet das?"
      "Die Biologie."
      Shay bespritzte sie mit einer Handvoll Wasser. "Diesen ganzenBlödsinn glaubst du doch nicht wirklich, oder - dass es nur ein Aussehen gibt und dass wir alle darauf programmiert sind?"
      "Das hat nichts mit Glauben zu tun, Shay. Du weißt es einfach.Du hast doch die Pretties gesehen. Die sehen ... wunderschön aus."
      "Die sehen alle gleich aus."
      "Das hab ich früher auch geglaubt. Aber wenn Peris und ich in der Stadt waren, haben wir viele gesehen und dabei ist uns aufgegangen, dass die Pretties doch unterschiedlich aussehen. Sie sind schon individuell verschieden. Die Unterschiede sind nur feiner, weil sie nicht alle Missgeburten sind."
      "Wir sind auch keine Missgeburten, Tally. Wir sind hier normal. Wir sind vielleicht keine Schönheiten, aber wir sind zumindest keine aufgeputzten Barbiepuppen."
      "Was für Puppen?"
      Shay wandte sich ab. "Von denen hat David mir erzählt."
      "Ach, Klasse, David mal wieder." Tally stieß sich ab und ließ sich auf dem Rücken treiben, sie schaute zum Himmel hoch und wünschte sich, dieses Gespräch wäre zu Ende. Sie hatten die Ruinen noch einige Male besucht und immer hatte Shay darauf bestanden, das Strahlersignal zu geben, aber David war nicht aufgetaucht. Es jagte Tally Schauer über den Rücken, in der toten Stadt auf einen Typen zu warten, den es offenbar gar nicht gab. Es war schon sehr lustig, dort draußen auf Entdeckungsreise zu gehen, aber Shays Besessenheit von David drohte doch Tally das ganze Vergnügen zu verderben.
      "Es gibt ihn. Ich bin ihm mehr als einmal begegnet."
      "Von mir aus, Shay. Es gibt David. Aber es gibt auch Leute, die hässlich sind. Das kannst du nicht durch Wunschdenken ändern oder indem du dir einredest, du seist hübsch. Deshalb haben sie doch die Operation erfunden."
      "Aber das ist ein Trick, Tally. Du hast dein ganzes Leben lang nur hübsche Gesichter gesehen. Deine Eltern, deine Lehrer, alle über sechzehn. Aber es ist dir nicht angeboren, diese Art von Schönheit zu erwarten, immer und bei allen. Dir ist nur

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