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Verliere nicht dein Gesicht

Verliere nicht dein Gesicht

Titel: Verliere nicht dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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David ist ständig darauf unterwegs, er kommt bis zu den Ruinen. Er bringt uns dann nach Smoke."
      "Aber wie leben die Leute da draußen denn, Shay? Wie die Rusties? Fackeln sie Bäume ab, um es warm zu haben, und verbuddeln sie ihren Müll überall? Es ist nicht richtig, in der Natur zu leben, es sei denn, man lebt wie ein Tier."
      Shay schüttelte den Kopf und seufzte. "Das ist doch bloß Gerede der Schule, Tally. Die haben auch Technologie. Und sie sind nicht wie die Rusties, die Bäume verbrannt haben und so. Aber sie bauen keine Mauer zwischen sich und der Natur."
      "Und alle sind hässlich."
      "Was bedeutet, dass niemand hässlich ist."
      Tally brachte ein Lachen zu Stande. "Was bedeutet, dass niemand hübsch ist."
      Sie schwiegen. Tally sah dem Feuerwerk zu und fühlte sich noch tausendmal elender als vor Shays Auftauchen.
      Endlich sagte Shay die Worte, die Tally gedacht hatte. "Ich werde dich verlieren, nicht wahr?"
      "Du bist diejenige, die wegrennt."
      Shay ließ ihre Fäuste auf die Knie sinken. "Das ist alles mein Fehler. Ich hätte es dir früher sagen müssen. Wenn du mehr Zeit gehabt hättest, um dich an die Vorstellung zu gewöhnen, dann vielleicht ..."
      "Shay, an diese Vorstellung hätte ich mich nie gewöhnt. Ich will nicht mein ganzes Leben lang hässlich sein. Ich will diese perfekten Augen und Lippen, alle sollen mich ansehen und die Luft anhalten. Und alle, die mich sehen, sollen denken: Wer ist das? Und sie sollen sich wünschen, mich kennenzulernen, und sich anhören, was ich zu sagen habe."
      "Ich hätte lieber wirklich etwas zu sagen."
      "Was denn? >Heut habe ich einen Wolf geschossen und gegessen      Shay kicherte. "Die essen keine Wölfe, Tally. Sondern Kaninchen, glaube ich, und Wild."
      "Oh, Horror. Danke für dieses Bild, Shay."
      "Ja, ich glaube auch, ich werde mich an Gemüse und Fisch halten. Aber es geht hier nicht um Camping in freier Natur, Tally. Sondern darum, das zu werden, was ich werden möchte. Und nicht das, was irgendein Komitee von Chirurgen für mich für richtig hält."
      "Innerlich bist du doch immer noch du, Shay. Aber wenn du hübsch bist, bekommst du mehr Beachtung."
      "So denken aber nicht alle."
      "Bist du dir da sicher? Dass du die Evolution austricksen kannst, wenn du clever oder interessant bist? Denn wenn du dich irrst ... wenn du nicht zurückkommst, bevor du zwanzig bist, funktioniert die Operation nicht mehr so gut. Und dann wirst du dein Leben lang falsch aussehen."
      "Ich werde nicht zurückkommen. Nie und nimmer."
      Tallys Stimme drohte zu versagen, aber sie zwang sich doch, es auszusprechen: "Ich komme nicht mit."
            ***
      Sie verabschiedeten sich beim Damm.
      Shays Langstreckenhubbrett war dicker und die vielen Facetten der Solarzellen ließen es aufleuchten. Sie hatte außerdem eine Heizjacke und einen Wärmehut unter der Brücke versteckt. Tally stellte sich die Winter in Smoke jämmerlich kalt vor.
      Sie konnte nicht glauben, dass ihre Freundin wirklich wegwollte.
      "Du kannst immer noch zurückkommen. Wenn es mies ist."
      Shay zuckte mit den Schultern. "Meine Freunde sind alle geblieben."
      Bei diesen Worten bekam Tally eine Gänsehaut. Sie konnte sich jede Menge schrecklicher Gründe dafür vorstellen, warum niemand zurückgekommen war. "Sei vorsichtig, Shay."
      "Du auch. Du erzählst doch niemandem davon, oder?"
      "Nie im Leben, Shay."
      "Schwörst du? Egal, was passiert?"
      Tally hob ihre vernarbte Handfläche. "Ich schwöre."
      Shay lächelte. "Ich weiß. Aber ich musste noch einmal fragen, ehe ich ..." Sie zog einen Zettel aus der Tasche und reichte ihn Tally.
      "Was ist das?" Tally faltete das Papier auseinander und sah Gekritzel. "Wann hast du Handschreiben gelernt?"
      "Das haben wir alle gelernt, als wir unseren Aufbruch planten. Es lohnt sich, wenn du nicht willst, dass die Hüter in deinem Tagebuch herumschnüffeln. Jedenfalls, das ist für dich. Ich darf eigentlich nicht hinterlassen, wohin ich gehe, deshalb ist es kodiert, so mehr oder weniger."
      Tally runzelte die Stirn und las die erste Zeile der wild hingekritzelten Wörter. "Über die Lücke spring mit der Acht."
      "Genau. Verstanden? Das kannst nur du erraten - für den Fall, dass irgendwer es finden sollte. Also, wenn du mir jemals folgen willst."
      Tally setzte zu einer Erwiderung an, brachte aber kein Wort heraus. Sie konnte gerade noch nicken.
      "Für alle Fälle", sagte Shay.
      Sie sprang

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