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Verliere nicht dein Gesicht

Verliere nicht dein Gesicht

Titel: Verliere nicht dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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effektiv, dass du sogar hineinpissen kannst."
      Tally setzte sich aufs Bett und las, was auf den Essenspackungen stand.
      "Zwei Wochen für zwei Leute", sagte Shay langsam. "Vier Wochen für eine Person."
      Tally sagte nichts. Plötzlich konnte sie weder die Sachen auf dem
      Bett ansehen noch Shay. Sie starrte aus dem Fenster auf New Pretty Town, wo jetzt das Feuerwerk losging.
      "Aber das dauert keine zwei Wochen, Tally. Es ist viel näher." Eine rote Wolke jagte mitten in der Stadt gen Himmel, Feuerwerkslichter trieben nach unten wie die Blätter einer riesigen Weide. "Was dauert keine zwei Wochen?"
      "Zu David zu gehen."
      Tally nickte und schloss die Augen.
      "Es ist nicht so wie hier, Tally. Da werden die Leute nicht getrennt, Uglies von Pretties, neue und mittlere und späte. Und du kannst gehen, wann immer du willst und wohin du willst."
      "Wohin zum Beispiel?"
      "Egal wohin. Zu den Ruinen, in den Wald, ans Meer. Und ... du musst die Operation nicht machen lassen."
      "Was?"
      Shay setzte sich neben sie und berührte mit einem Finger Tallys Wange. Tally öffnete die Augen. "Wir müssen nicht aussehen wie alle anderen, Tally, und uns so wie alle anderen verhalten. Wir haben die Wahl. Wir können so erwachsen werden, wie wir wollen."
      Tally schluckte. Sie hatte das Gefühl, dass es unmöglich war, etwas zu sagen, aber sie wusste, dass sie etwas sagen musste. Sie zwang ihrer ausgedörrten Kehle einige Wörter ab. "Nicht hübsch werden? Das ist doch verrückt, Shay. Du hast so oft darüber geredet, aber da hab ich das für Blödsinn gehalten. Peris hat auch immer solche Sprüche gemacht."
      "Es war wohl auch nur Blödsinn. Aber als du gesagt hast, dass ich mich vor dem Erwachsenwerden fürchte, hast du mich wirklich nachdenklich gemacht."
      "Ich habe dich nachdenklich gemacht?"
      "Du hast mir klargemacht, wie halbherzig das alles war. Tally, ich muss dir noch ein Geheimnis erzählen."
      Tally seufzte. "Okay. Ich nehme an, es kann nicht schlimmer kommen."
      "Meine älteren Freunde, mit denen ich herumhing, ehe wir uns kennengelernt hatten. Die sind nicht alle hübsch geworden."
      "Wie meinst du das?"
      "Einige sind weggelaufen, wie ich. Wie ich gern mit dir weglaufen würde."
      Tally sah Shay in die Augen und suchte nach einem Hinweis darauf, dass das ein einziger großer Witz sein sollte. Aber Shay hielt ihrem Blick stand. Es war ihr absoluter Ernst.
      "Du kennst wirklich Leute, die weggelaufen sind?"
      Shay nickte. "Und ich wollte das auch. Wir hatten alles geplant, für die Woche, ehe der Erste von uns sechzehn wurde. Wir hatten schon Überlebensausrüstung geklaut und David unsere Ankunft angekündigt. Alles war vorbereitet. Das war vor vier Monaten."
      "Aber du bist nicht..."
      "Einige haben es gemacht, ich war zu feige." Shay schaute aus dem Fenster. "Und ich war nicht die Einzige. Noch ein paar andere sind geblieben und hübsch geworden. Mir wäre das wohl auch passiert, wenn ich dich nicht kennengelernt hätte."
      "Mich?"
      "Plötzlich war ich nicht mehr allein. Ich hatte keine Angst mehr davor, zu den Ruinen zurückzukehren und wieder nach David zu suchen."
      "Aber wir haben doch nie ..." Tally kniff die Augen zusammen. "Du hast ihn dann doch gefunden, ja?"
      "Erst vor zwei Tagen. Ich war jede Nacht unterwegs, seit... seit
      unserem Streit. Nachdem du gesagt hattest, ich hätte Angst vor dem Erwachsenwerden, ist mir aufgegangen, dass das stimmt. Ich war einmal feige, aber das braucht kein zweites Mal zu passieren."
      Shay packte Tallys Hand und wartete, bis ihre Blicke sich trafen. "Und du musst mitkommen, Tally."
      "Nein", sagte Tally, ohne nachzudenken. Dann schüttelte sie den Kopf. "Moment mal. Warum hast du mir das alles noch nie erzählt?"
      "Ich wollte doch, aber du hättest mich für verrückt gehalten."
      "Du bist ja auch verrückt."
      "Kann schon sein. Aber nicht auf diese Weise. Deshalb wollte ich dir doch David vorstellen. Damit du mir glaubst."
      "Das kann ich nicht glauben. Ich meine, was ist das für ein Ort, von dem du da redest?"
      "Er wird einfach >Smoke< genannt. Es ist keine Stadt und niemand hat da zu bestimmen. Und niemand ist hübsch."
      "Klingt wie ein Albtraum. Und wie kommt man hin? Zu Fuß?"
      Shay lachte. "Spinnst du? Mit dem Hubbrett, wie immer. Es gibt Langstreckenbretter, die sich durch Solarzellen wieder aufladen, und die Route führt an Flüssen entlang, sie ist sorgfältig ausgearbeitet worden.

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