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Verliere nicht dein Gesicht

Verliere nicht dein Gesicht

Titel: Verliere nicht dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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uns in die Quere gekommen bist."
            ***
      Sie nannten sich >Förster<.
      Der Mann, der sie aus dem Fluss gefischt hatte, hieß Tonk. Sie sprachen alle mit Akzent und kamen aus einer Stadt, von der Tally noch nie gehört hatte.
      "Die liegt nicht sehr weit von hier entfernt", sagte Tonk. "Aber wir Förster sind meisten draußen in der Wildnis. Die Feuerhelikopter haben ihre Basis in den Bergen."
      "Die Feuerwas?"
      "Helikopter. So ein Ding, in dem du jetzt sitzt."
      Sie schaute sich in der dröhnenden Maschine um und brüllte über den Lärm: "Das ist so rusty!"
      "Genau. Echte Antiquität, ein paar Teile davon sind an die zweihundert Jahre alt. Wir bauen die Teile nach, wenn sie verschlissen sind."
      "Aber warum?"
      "Du kannst damit überall hinfliegen, mit oder ohne magnetisches Gitter. Und um Feuer zu verbreiten, sind sie perfekt. Die Rusties wussten schon, wie man Unheil anrichtet."
      Lilly schüttelte den Kopf. "Und ihr legt Feuer, weil ..."
      Er lächelte, hob einen ihrer Schuhe hoch und zog eine zerquetschte, aber nicht verbrannte Blume aus der Sohle. "Wegen Phragmipedium panthera ", sagte er.
      "Wie bitte?"
      "Diese Blume war früher einmal eine der seltensten Pflanzen auf der Welt. Eine weiße Frauenschuhorchidee. In Rusty-Zeiten war eine einzelne Zwiebel mehr wert als ein Haus."
      "Aber wieso? Es gibt doch Abermillionen davon."
      "Ist dir das aufgefallen?" Er hielt die Blume hoch und starrte in ihr zartes Inneres. "Vor an die dreihundert Jahren hat irgendeine Rusty herausgefunden, wie man die Art an andere Bodengegebenheiten anpassen kann. Sie hat die Gene manipuliert, damit sie sich leichter vermehren konnten."
      "Warum?"
      "Das Übliche. Um sie gegen allen möglichen Kram einzutauschen. Aber sie war ein wenig zu erfolgreich. Schau nach unten."
      Tally blickte aus dem Fenster. Die Maschine hatte jetzt an Höhe gewonnen und den Feuersturm hinter sich gelassen. Unten zogen sich endlose weiße Flächen dahin, unterbrochen nur von einigen wenigen kahlen Stellen. "Scheint ja gute Arbeit geleistet zu haben, die Frau. Na und? Sie sind doch schön."
      "Eine der schönsten Pflanzen auf der Welt. Aber zu erfolgreich. Sie hat sich in das perfekte Unkraut verwandelt. Das, was wir Monokultur nennen. Sie verdrängt jede andere Art, erstickt Bäume und Gräser und außer einer einzigen Kolibrisorte, die sich vom Nektar ernährt, wird sie von keinem Wesen gegessen. Aber diese Kolibris nisten in Bäumen."
      "Da unten sind aber keine Bäume", sagte Tally. "Da sind nur die Orchideen."
      "Genau. Das eben ist Monokultur: Alles ist dasselbe. Wenn in einer Gegend genug Orchideen wachsen, gibt es irgendwann nicht mehr genug Kolibris, um sie zu befruchten. Du weißt, den Samen zu verbreiten."
      "Ja", sagte Tally. "Das mit den Vögeln und den Bienen kenne ich."
      "Aber klar doch, Kleine. Also sterben die Orchideen dann irgendwann
      aus, als Opfer ihres eigenen Erfolges, und hinterlassen eine Wüste. Biologischer Nullpunkt. Wir Förster versuchen, ihre Ausbreitung zu verhindern. Wir haben es mit Gift probiert, haben Seuchen entwickelt, haben Raubtiere auf die Kolibris angesetzt … aber wirklich helfen tut nur Feuer." Er drehte sie Orchidee in seiner Hand um, griff zu einem Feuerzünder und ließ die Flamme an der Blüte lecken. "Müssen vorsichtig sein, verstehst du?"
      Tally sah zu, wie die übrigen Förster ihre Stiefel und Uniformen säuberten und zwischen Schaum und Lehm nach Spuren der Blumen suchten. Sie schaute auf das endlose Weiß hinunter. "Und das macht ihr seit..."
      "Seit fast dreihundert Jahren. Die Rusties haben damit angefangen, nachdem sie kapierten, was sie angerichtet hatten. Aber wir werden niemals gewinnen. Wir können nur hoffen, das Unkraut in Schach zu halten."
      Tally ließ sich zurücksinken, schüttelte den Kopf und hustete noch einmal. Die Blumen waren so schön, so zart und ungefährlich, aber sie erstickten alles, was ihnen in die Quere kam.
      Der Förster beugte sich vor und reichte ihr einen Behälter. Sie nahm ihn und trank dankbar.
      "Du willst nach Smoke, ja?"
      Tally verschluckte sich am Wasser und spuckte aus. "Ja. Woher weißt du das?"
      "Na, hör mal. Eine Ugly, die mit einem Hubbrett und einem Überlebensrucksack in den Blumen wartet?"
      "Ach, richtig." Jetzt fiel Tally die Anweisung wieder ein. >Pass bei  den Blumen auf Feuerkäferaugen auf." Natürlich hatten diese Leute schon mal Uglies gesehen.
      "Wir helfen den

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