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Verliere nicht dein Gesicht

Verliere nicht dein Gesicht

Titel: Verliere nicht dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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langen weißen Blütenblätter wanden sich auf elegante Weise vom Stängel aufwärts und um das Blüteninnere, das einen ganz zarten Gelbton aufwies. Eins der Blütenblätter war länger und reichte fast bis auf den Boden. Etwas bewegte sich und Tally entdeckte einen kleinen Vogel, der zwischen den Blüten umherflog, er jagte von einer zur anderen, setzte auf dem längsten Blütenblatt auf und bohrte seinen Schnabel in den Kelch.
      "Sie sind so schön", sagte sie. Und sie waren so zahlreich. Sie hatte Lust, sich zwischen die Blumen zu legen und zu schlafen.
      Aber sie fand nichts, das "Feuerkäferaugen" haben könnte. Tally richtete sich auf und suchte den Horizont ab. Sie sah nur Hügel, blendend weiß durch die Blumen, und den glitzernden Fluss, der sich durch die Berge schlängelte. Alles wirkte so friedlich, es war eine andere Welt als die, die in der Nacht zuvor von der Flugmaschine zerfetzt worden war.
      Sie stieg wieder auf das Brett und flog weiter, langsamer jetzt, weil sie Ausschau nach Dingen hielt, die zu Shays Anweisungen passten, und dann fiel ihr ein, dass sie sich einen Sonnenblocker aufkleben musste, als die Sonne höher stieg.
            ***
      Sie folgte dem Fluss immer weiter bergauf. Von hier oben sah Tally kahle Flächen aus trockenem Sandboden zwischen den Blumen. Diese gefleckte Landschaft bot einen seltsamen Anblick, wie ein schönes Gemälde, das irgendwer mit Sandpapier bearbeitet hat.
      Sie stieg mehrere Male vom Brett, um sich die Blumen anzusehen, und sie hielt Ausschau nach Insekten oder nach anderen Dingen, auf die die Beschreibung "Feuerkäferaugen" zutreffen könnte. Aber es wurde immer später und sie fand nichts.
      Gegen Mittag wurde der Nebenfluss schmaler. Früher oder später würde sie die Quelle erreichen, eine Quelle im Berg oder eine Schneeschmelze, und dann würde sie zu Fuß gehen müssen. Müde nach der langen Nacht beschloss sie, hier ihr Lager aufzuschlagen.
      Ihre Augen suchen den Horizont ab nach weiteren dieser Flugmaschinen aus Rusty-Zeiten. Die Vorstellung, von einer aus dem Schlaf gerissen zu werden, machte ihr Angst. Woher sollte sie wissen, was die Leute in der Maschine vorhatten? Wenn sie sich nicht im Wasser versteckt hätte, was hätten sie dann mit ihr gemacht?
      Eins stand fest: Die leuchtenden Solarzellen des Hubbrettes wären von der Luft aus zu sehen. Tally überprüfte den Speicher, doch weil sie so langsam geflogen war und weil jetzt die Sonne schien, war er noch mehr als halb voll. Sie klappte das Hubbrett auseinander, aber nur halb, und versteckte es unter den größten Blumen, die sie finden konnte. Dann kletterte sie auf einen in der Nähe gelegenen Hügel. Von dort aus konnte Tally das Hubbrett im Auge behalten und alles hören und sehen, was sich durch die Luft näherte. Sie beschloss, vor dem Schlafengehen ihren Rucksack zu packen, um jederzeit aufbruchbereit zu sein.
      Mehr konnte sie nicht tun.
      Nach einer ziemlich ekelhaften Packung SpagBol rollte Tally sich an einer Stelle zusammen, wo die weißen Blumen hoch genug waren, um sie zu verbergen. Der Wind bewegte ihre langen Stängel und Schatten tanzten vor Tallys geschlossenen Lidern.
      Tally kam sich ohne ihren Schlafsack seltsam entblößt vor, so wie sie hier in ihren Kleidern lag, aber die warme Sonne und die lange Tour der vergangenen Nacht ließen sie bald einschlafen.
      Als sie aufwachte, stand die Welt in Flammen.

 
Feuersturm
      

      
      Zuerst hörte sie im Traum ein Geräusch wie einen tosenden Wind.
      Dann erfüllte ein wildes Krachen die Luft, das Knacken von trockenem, brennendem Unterholz, und der Geruch von Rauch fegte über Tally hinweg und riss sie jählings in einen hellwachen Zustand.
      Dicke Rauchwolken umgaben sie und verbargen den Himmel. Eine flackernde Flammenwand bewegte sich durch die Blumen und verursachte eine kochende Hitze. Tally packte ihren Rucksack und taumelte den Hügel hinunter, fort vom Feuer.
      Sie hatte keine Ahnung, in welcher Richtung der Fluss lag. Durch den dichten Rauch war nichts zu sehen. Ihre Lunge kämpfte um Luft.
      Dann durchbrachen einige Strahlen der untergehenden Sonne den Qualm und sie konnte sich orientieren. Der Fluss lag hinter ihr in Richtung Feuer, auf der anderen Seite des Hügels.
      Tally kehrte um und versuchte dort unten etwas zu erkennen. Das Feuer wurde immer stärker. Flammenfinger jagten den Hügel hoch, sprangen von einer schönen Blume zur anderen, und ließen sie versengt und

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