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Verliere nicht dein Gesicht

Verliere nicht dein Gesicht

Titel: Verliere nicht dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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zusammen. Sie wich zurück und ihre Finger betasteten automatisch den Anhänger um ihren Hals.
      "Ja", sagte Shay. "Über diese Kette."
      Tally nickte, wusste aber nicht, wo sie anfangen sollte. Sie hatte den Anhänger nicht aktiviert und seit ihrem Gespräch mit David wusste sie auch nicht mehr, ob sie dazu jemals in der Lage sein würde. Vielleicht würde Dr. Cable Mitleid mit ihr haben, wenn sie in einem Monat ausgehungert und mit leeren Händen in die Stadt zurückkehrte.
      Aber was, wenn diese Frau ihr Versprechen hielt und Tally niemals operiert werden würde? In zwanzig Jahren oder so würde sie dann faltig und runzlig sein, so hässlich wie der Boss, eine Ausgestoßene. Und wenn sie hier in Smoke blieb, dann würde sie in einem alten Schlafsack übernachten und Angst vor dem Tag haben müssen, an dem ihr Wasserreiniger seinen Geist aufgab.
      Sie hatte es so satt, alle anlügen zu müssen. "Ich habe dir nicht alles erzählt", begann sie.
      "Ich weiß. Aber ich glaube, ich hab es schon erraten."
      Tally sah ihre Freundin an und traute sich nicht, etwas zu sagen.
      "Ich meine, es ist doch ziemlich offensichtlich, oder? Du bist total fertig, weil du dein Versprechen nicht gehalten hast. Du hast dein Wissen über Smoke nicht für dich behalten."
      Tally klappte das Kinn herunter.
      Shay lächelte und griff nach Tallys Hand. "Als dein Geburtstag näher rückte, hast du beschlossen, dass du weglaufen wolltest. Aber dann hast du jemanden kennengelernt. Jemand, der wichtig ist. Der Jemand, der dir den Anhänger geschenkt hat. Also hast du dein Versprechen gebrochen. Du hast jemandem erzählt, wo du hinwolltest."
      "Na ja, so ungefähr", brachte Tally heraus.
      Shay kicherte. "Ich hab es ja gewusst. Deshalb warst du so nervös. Du möchtest hier sein, aber du wünschst dir auch, anderswo zu sein. Bei jemand anderem. Und ehe du weggelaufen bist, hast du Anweisungen hinterlassen, eine Kopie meines Zettels für den Fall, dass dein neuer Schwarm zu uns kommen will. Stimmt’s oder hab ich Recht?"
      Tally biss sich auf die Lippe. Shays Gesicht leuchtete im Mondschein und sie war offenbar sehr zufrieden mit sich, weil sie Tallys großes Geheimnis erraten hatte. "Äh, du hast halbwegs Recht."
      "Ach, Tally." Shay packte sie an den Schultern. "Kapierst du nicht, dass das in Ordnung ist? Ich meine, ich hab es doch auch so gemacht."
      Tally runzelte die Stirn. "Wie meinst du das?"
      "Ich sollte nicht verraten, dass ich herkommen wollte. David hat mir das Versprechen abgenommen, es nicht einmal dir zu sagen."
      "Warum?"
      Shay nickte. "Er kannte dich nicht und war nicht sicher, ob Verlass auf dich ist. Die meisten Flüchtlinge holen nur alte Freunde nach, Leute, mit denen zusammen sie jahrelang Streiche gespielt haben. Aber dich hab ich erst seit dem Frühsommer gekannt. Undich hatte Smoke doch nie erwähnt, bis zu
      dem Tag vor meinem Aufbruch. Ich hatte einfach nicht den Mut, du hättest ja Nein sagen können."
      "Du solltest es mir also gar nicht sagen?"
      "Absolut nicht. Und als du dann wirklich hier aufgetaucht bist sind alle nervös geworden. Sie wissen noch immer nicht, ob sie dir vertrauen können. Sogar David verhält sich mir gegenüber ganz komisch."
      "Shay, das tut mir leid."
      "Das ist nicht deine Schuld." Shay schüttelte heftig den Kopf. "Sondern meine. Ich hab alles verpfuscht. Aber was soll’s? Wenn sie dich erst kennengelernt haben, werden sie dich schon toll finden."
      "Ja", sagte Tally leise. "Bisher waren alle richtig nett zu mir." Sie wünschte, sie hätte den Anhänger gleich nach ihrem Eintreffen in Smoke aktiviert. In nur einem Tag hatte sie erfasst, dass sie nicht nur Shays Traum verraten würde. Hunderte von Menschen hatten sich in Smoke ein Leben aufgebaut.
      "Und ich bin sicher, dein Jemand wird auch toll sein", sagte Shay. "Ich kann es gar nicht erwarten, dass wir alle zusammen hier sind."
      "Ich weiß nicht, ob ... es dazu kommen wird." Es musste einen anderen Ausweg aus dieser Lage geben. Vielleicht, wenn sie in eine andere Stadt ging ... oder zu den Förstern und sich freiwillig zum Einsatz meldete, dann würden sie sie hübsch machen. Aber sie wusste kaum etwas über die Stadt der Förster, außer, dass sie dort keinen Menschen kannte ...
      Shay zuckte mit den Schultern. "Vielleicht nicht. Aber ich wusste ja auch nicht sicher, ob du kommen würdest." Sie drückte Tallys Hand. "Ich bin so froh, dass du es getan hast."
      Tally versuchte zu

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