Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verliere nicht dein Gesicht

Verliere nicht dein Gesicht

Titel: Verliere nicht dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
Vom Netzwerk:
Tally nicht so erregend wie sonst, sie war abgenutzt wie ein zu oft gehörtes Lied.
      David drückte ihre Hand. "Ich bin froh, dass ich das nicht getan habe."
      Etwas brachte Tally dazu, zu sagen: "Ich auch." Die Worte überraschten sie, denn auf irgendeine Weise fühlten sie sich richtig an. Sie musterte David genauer und das Gefühl war noch immer da. Sie konnte sehen, dass seine Stirn zu hoch war, dass eine kleine Narbe einen weißen Strich durch seine Augenbraue zog. Und sein Lächeln war wirklich ziemlich schief. Aber in Tallys Kopf schien sich etwas geändert zu haben, etwas, das sein Gesicht für sie hübsch werden ließ. Die Wärme seines Körpers war stärker als die herbstliche Kühle, und sie rückte dichter an ihn heran.
      "Shay hat sich große Mühe gegeben, ihren ersten Anfall von Feigheit wiedergutzumachen, und die Tatsache, dass sie dir den Weg erklärt hatte,
      rotz ihres Versprechens, das nicht zu tun", sagte er. "Jetzt hat sie" beschlossen, dass Smoke der tollste Ort auf der Welt ist. Und dass ich der tollste Mensch bin, weil ich sie hergebracht habe."
      "Sie mag dich wirklich, David."
      "Und ich mag sie. Aber sie ist nicht..."
      "Nicht was?"
      "Nicht ernst genug. Nicht du."
      Tally wandte sich ab und in ihrem Kopf ging alles durcheinander. Sie wusste, dass sie ihr Versprechen jetzt einlösen musste, wenn es jemals geschehen sollte. Ihre Finger berührten den Anhänger. "David ..."
      "Ja, die Kette ist mir aufgefallen. Nach deinem Lächeln war sie das Zweite, was ich an dir bemerkt habe."
      "Du weißt, dass jemand sie mir gegeben hat."
      "Das habe ich mir schon gedacht."
      "Und ich ... ich habe von Smoke erzählt."
      Er nickte. "Auch das habe ich mir gedacht."
      "Du bist mir nicht böse?"
      Er zuckte mit den Schultern. "Du hast mir nichts versprochen. Ich kannte dich ja nicht einmal."
      "Aber trotzdem glaubst du ..." David schaute ihr in die Augen und wieder leuchtete sein Gesicht. Tally wandte sich ab und versuchte ihre unheimlichen Prettygefühle in dem Meer aus weißem Unkraut zu ertränken.
      David seufzte leise. "Du hast sehr viel zurückgelassen, als du hergekommen bist - deine Eltern, deine Stadt, dein ganzes Leben. Und du fängst an, Smoke zu mögen, das kann ich sehen. Du begreifst, was wir hier tun, auf eine Weise, die die meisten Flüchtlinge niemals schaffen."
      "Es gefällt mir, wie das Leben hier sich anfühlt. Aber vielleicht ... bleibe ich nicht."
      Er lächelte. "Ich weiß. Hör mal, ich will dich nicht drängen. Vielleicht kommt, wer immer dir das Herz gegeben hat, vielleicht nicht. Vielleicht wirst du zu ihm zurückkehren. Aber bevor es so weit ist, könntest du etwas für mich tun?"
      "Sicher. Ich meine, was denn?"
      Er stand auf und hielt ihr die Hand hin. "Ich würde dir gern meine Eltern vorstellen."

 
   Das Geheimnis

      
      Sie kletterten den Felsrücken auf der anderen Seite über einen steilen, schmalen Pfad hinunter. David führte sie zügig durch die Dunkelheit, seine Füße fanden, ohne zu zögern, Halt auf dem fast unsichtbaren Weg. Tally musste sich anstrengen, ihn nicht zu verlieren.
      Der Tag hatte ihr einen Schock nach dem anderen gebracht, und jetzt sollte sie zu allem Überfluss auch noch Davids Eltern kennenlernen. Das war wirklich das Letzte, was sie erwartet hatte, nachdem sie ihm den Anhänger gezeigt und ihm gesagt hatte, dass sie Smoke nicht geheim gehalten hatte. Er reagierte anders als alle, die ihr je begegnet waren. Vielleicht lag es daran, dass er hier draußen aufgewachsen war, weit weg von den Sitten der Stadt. Oder vielleicht war er einfach ... anders.
      Sie ließen den vertrauten Felsrücken weit hinter sich zurück. Zu ihrer einen Seite ragte jetzt der Berg auf.
      "Deine Eltern leben nicht in Smoke?"
      "Nein, das ist zu gefährlich."
      "Wieso denn gefährlich?"
      "Das gehört zu dem, was ich dir an deinem ersten Tag hier erzählt habe, im Eisenbahntunnel."
      "Das von deinem Geheimnis? Dass du in der Wildnis aufgewachsen bist?"
      David blieb für einen Moment stehen und drehte sich in der Dunkelheit zu ihr um. "Das ist noch nicht alles."
      "Was denn noch?"
      "Das sollen sie dir sagen. Komm weiter."
      Einige Minuten darauf sahen sie ein kleines, schwach erleuchtetes Viereck, das vor dem Berg zu schweben schien. Tally sah, dass es sich um ein Fenster handelte, und das Licht dahinter glühte tiefrot durch einen geschlossenen Vorhang. Das Haus kam ihr halb eingegraben vor, wie

Weitere Kostenlose Bücher