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Verliere nicht dein Gesicht

Verliere nicht dein Gesicht

Titel: Verliere nicht dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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verraten können?"
      "Zum Teil. Und zum Teil, weil es wirklich gefährlich ist für eine Sechzehnjährige aus der Stadt, Hunderte von Meilen allein zurückzulegen. Aber vor allem, weil ich das für ein unnötiges Risiko hielt, ich dachte, du würdest es vermutlich nicht mal aus dem Schulfenster schaffen." Er schaute ihr ins Gesicht und sanft ihre Hand. "Ich war so überrascht, als du den Hang herabgelaufen kamst."
      Tally lächelte. "An dem Tag hab ich einen ziemlich jämmerlichen Anblick
      geboten."
      "Du warst so zerkratzt, deine Haare und deine Kleider waren
      vom Feuer versengt, aber du hast so strahlend gelächelt." Davids Gesicht schien im sanften Mondlicht zu glühen.
      Tally schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Klasse Sie würde einen Preis für Tapferkeit bekommen, wo sie es doch verdient hätte, mit Fußtritten aus Smoke vertrieben zu werden.
      "Jetzt siehst du aber nicht ganz so glücklich aus", sagte er leise.
      "Nicht alle finden es toll, dass ich hergekommen bin."
      Er lachte. "Richtig. Croy hat mir von seiner großen Erkenntnis erzählt."
      "Wirklich?" Sie riss die Augen auf.
      "Hör nicht auf ihn. Von dem Moment an, als du hier eingetroffen bist, hat es ihn misstrauisch gemacht, dass du allein warst. Er glaubt, du musst unterwegs Hilfe gehabt haben. Hilfe aus der Stadt. Aber ich habe ihm gesagt, dass er spinnt."
      "Danke."
      Er zuckte mit den Schultern. "Als du und Shay euch wiedergesehen habt, wart ihr so glücklich. Ich konnte sehen, dass sie dir wirklich gefehlt hatte."
      "Ja. Und ich hab mir Sorgen um sie gemacht."
      "Natürlich. Und du warst tapfer genug, um nach ihr zu sehen, auch wenn das bedeutete, dass du alles verlassen musstest, was du je gekannt hast, noch dazu allein. Du bist doch nicht wirklich gekommen, weil du in Smoke leben wolltest, oder?"
      "Äh ... wie meinst du das?"
      "Du wolltest sehen, ob es Shay gut geht."
      Tally schaute David in die Augen. Auch wenn er sie total falsch einschätzte, so taten ihr seine Worte doch ungeheuer gut. Bisher war der ganze Tag von Misstrauen und Zweifeln verdorben worden. Aber Davids Gesicht leuchtete
      vor Bewunderung für alles, was sie geschafft hatte. Ein neues Gefühl breitete sich in ihr aus, eine Wärme, die den kalten Wind verdrängt, der über den Felsrücken fegte.
      Dann zitterte Tally innerlich, weil ihr aufging, was das für ein Gefühl war. Es war die gleiche Wärme, die sie empfunden hatte, als sie nach seiner Operation mit Peris gesprochen hatte, oder wenn ein Lehrer sie beifällig ansah. Niemals zuvor hatte ein Ugly ein solches Gefühl bei ihr ausgelöst. Ohne große, perfekt geformte Augen konnten deren Gesichter das nicht. Aber der Mondschein und die ganze Umgebung, oder vielleicht auch nur seine Worte, hatten David auf irgendeine Weise hübsch werden lassen. Nur für einen Moment.
      Aber die Magie baute nur auf Lügen auf. Sie hatte diesen Blick aus Davids Augen nicht verdient.
      Sie wandte sich wieder dem Ozean aus Unkraut zu. "Ich wette, dass Shay bitter bereut, mir je von Smoke erzählt zu haben."
      "Im Moment vielleicht. Vielleicht noch für eine Weile", sagte David. "Aber nicht für immer."
      "Aber du und sie..."
      "Sie und ich." Er seufzte. "Shay ändert ihre Ansichten ziemlich schnell, weißt du."
      "Wie meinst du das?"
      "Das erste Mal wollte sie im Frühling nach Smoke kommen. Zusammen mit Croy und den anderen."
      "Das hat sie mir erzählt. Aber dann hat sie kalte Füße gekriegt, nicht?"
      "Damit hatte ich die ganze Zeit gerechnet. Sie wollte nur weglaufen, weil ihre Freunde das vorhatten. Wenn sie in der Stadt geblieben wäre, wäre sie ganz allein gewesen."
      Tally dachte an ihre freundlosen Tage nach Peris’ Operation "Ja. Das Gefühl kenne ich."
      "Aber in dieser Nacht ist sie dann nicht aufgetaucht. So was kommt vor. Ich war total überrascht, als ich sie vor einigen Wochen in den Ruinen getroffen habe und sie die Stadt plötzlich für immer verlassen wollte. Und schon redete sie davon, eine Freundin mitzubringen, obwohl sie dir noch kein Wort gesagt hatte." Er schüttelte den Kopf. "Ich hätte ihr fast geraten, die Sache zu vergessen, in der Stadt zu bleiben und hübsch zu werden."
      Tally holte tief Luft. Alles wäre so viel leichter gewesen, wenn David genau das getan hätte. Dann wäre Tally jetzt hübsch und könnte in diesem Moment mit Peris und vielen neuen Freunden hoch oben in einem Partyturm stehen. Aber diese Vorstellung war für

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