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Verliere nicht dein Gesicht

Verliere nicht dein Gesicht

Titel: Verliere nicht dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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gleichen.
      "Was sollte ich wissen?", fragte sie leise.
      Alle sahen sie an. Maddy und Az musterten sie forschend.
      "Das große Geheimnis", sagte Az dann. "Das, weswegen wir vor zwanzig Jahren weggelaufen sind."
      "Und das wir meistens für uns behalten", fügte Maddv gelassen hinzu und sah dabei David an.
      "Tally hat es verdient, es zu erfahren", sagte David und ließ den
      Blick seiner Mutter nicht los. "Sie wird verstehen, wie wichtig das ist."
      "Sie ist ein Kind. Ein Kind aus der Stadt."
      "Sie ist ganz allein hergekommen, nur mit einer Handvoll unverständlicher Anweisungen."
      Maddy runzelte unwillig die Stirn. "Du warst nie in einer Stadt David. Du ahnst ja nicht einmal, wie verweichlicht die Leute da sind. Die verbringen ihr ganzes Leben in einer Luftblase."
      "Sie hat neun Tage allein überlebt, Mom. Hat sogar einen Steppenbrand überstanden."
      "Bitte, ihr zwei", schaltete Az sich ein. "Sie sitzt hier vor euch. Oder was, Tally?"
      "Richtig", sagte Tally leise. "Und ich wünschte, ihr würdet endlich erzählen, wovon ihr hier redet."
      "Tut mir leid, Tally", sagte Maddy. "Aber dieses Geheimnis ist sehr wichtig. Und sehr gefährlich."
      Tally nickte und starrte zu Boden. "Alles hier draußen ist gefährlich."
      Die anderen schwiegen für einen Moment. Tally hörte nur das Klirren des Löffels, als Az seinen Tee umrührte.
      "Seht ihr?", sagte David schließlich. "Sie versteht. Ihr könnt ihr vertrauen. Sie hat es verdient, die Wahrheit zu erfahren."
      "Das verdienen alle", sagte Maddy gelassen. "Irgendwann."
      "Nun gut", sagte Az und trank dann einen Schluck Tee. "Sieht so aus, als müssten wir es dir sagen, Tally."
      "Mir was denn sagen?"
      David holte tief Atem. "Die Wahrheit über das Hübsch werden."

     
 Wie die Hübschen denken
      

      
      "Wir waren Ärzte", setzte Az an.
      "Wir haben uns mit Schönheitschirurgie befasst, um genau zu sein", fügte Maddy hinzu. "Wir haben beide die Operation Hunderte von Malen ausgeführt. Und als wir uns kennengelernt haben, war ich soeben ins Komitee für Morphologischen Standard aufgenommen worden."
      Tally machte große Augen. "Ins Pretty-Komitee?"
      Maddy lächelte, als sie diesen Spitznamen hörte. "Wir bereiteten alles für einen morphologischen Kongress vor. Bei solchen Kongressen tauschen alle Städte Daten über die Operation aus." Tally nickte. Die Städte gaben sich alle Mühe, unabhängig voneinander zu bleiben, aber das Pretty-Komitee war eine globale Institution, die dafür sorgte, dass alle Pretties mehr oder weniger gleich waren. Der ganze Sinn der Operation wäre doch ruiniert, wenn Leute aus der einen Stadt am Ende hübscher aussähen als alle anderen.
      Wie die meisten Uglies hatte Tally sich oft ausgemalt, eines Tages selbst im Komitee zu sitzen und bei der Entscheidung zu helfen, wie die nächste Generation aussehen sollte. In der Schule klang diese Arbeit natürlich immer reichlich langweilig, nichts als Diagramme und Durchschnittswerte und das Messen von Pupillen, während man sich unterschiedliche Gesichter ansah.
      "Damals führte ich gerade eine unabhängige Untersuchung über
      Betäubung durch", sagte Az. "Ziel war, die Operation ungefährlicher zu machen."
      "Ungefährlicher?", fragte Tally.
      "Noch immer sterben jedes Jahr einige Menschen, wie bei jedem chirurgischen Eingriff", sagte er. "Das liegt vor allem an der langen Bewusstlosigkeit."
      Tally biss sich auf die Lippe. Davon hatte sie noch nie gehört. "Ach."
      "Ich stellte damals fest, dass das bei der Operation verwendete Betäubungsmittel diese Komplikationen verursachte. Dieses Mittel hinterließ winzige Läsionen im Gehirn. Die waren selbst mit den besten Geräten kaum zu erkennen."
      Tally beschloss eine blöde Frage zu riskieren. "Was ist eine Läsion?"
      "Im Grunde eine Gruppe von Zellen, die nicht aussehen, wie sie aussehen sollen", sagte Az. "Wie eine Wunde oder ein Krebsgeschwür oder etwas, das einfach an der falschen Stelle sitzt."
      "Aber so einfach kannst du dich natürlich nicht ausdrücken", sagte David. Er verdrehte die Augen und sah Tally an. "Ärzte!"
      Maddy achtete nicht auf ihren Sohn. "Als Az mir seine Ergebnisse zeigte, habe ich meine eigenen Untersuchungen angestellt. Das lokale Komitee hatte Millionen von Scans in seinem Computerarchiv. Nicht die Sorte, die in medizinischen Lehrbüchern steht, sondern unbearbeitete Daten von Pretties in der ganzen Welt. Diese Läsionen traten

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