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Verliere nicht dein Gesicht

Verliere nicht dein Gesicht

Titel: Verliere nicht dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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von draußen ließ ihre Ohren dröhnen. Das Haus zitterte und schien kurz vor dem Einsturz zu stehen.
      Wo waren die anderen alle? Waren sie schon aus Smoke geflohen, musste Tally allein mit dieser Invasion fertig werden?
      Tally rannte zur Tür und riss sie auf. Vor ihr landete ein Hubwagen, wirbelte ihr Staub ins Gesicht und blendete sie für einen Moment. Sie erkannte die zackigen Umrisse des Wagens, in dem der Special sie das erste Mal zu Dr. Cable gebracht hatte. Aber dieser Wagen war mit vier funkelnden Rotoren versehen - dort, wo bei einem Bodenwagen die Räder sitzen würden er war eine Mischung aus einem normalen Hubwagen und dem Helikopter der Förster.
      Auf diese Weise konnte er überall landen, das ging Tally jetzt auf, in einer Stadt oder in der Wildnis. Sie dachte an Dr. Cables Worte: Wir können in wenigen Stunden dort sein. Tally verdrängte diesen Gedanken. Der Überfall konnte doch nichts mit ihr zu tun haben.
      Der Helikopter setzte auf den staubigen Boden auf. Tallv durfte jetzt keine Zeit mit Nachdenken vergeuden. Sie fuhr herum und stürzte los.
      Das Lager war ein Chaos aus rennenden Gestalten und aus Rauch. Kochfeuer waren aus ihren Gruben geschleudert worden, überall brannten kleine Gluthaufen. Zwei der großen Häuser standen in Flammen. Hühner und Kaninchen stoben in alle Richtungen, Staub und Asche bildeten wütende Wirbelwinde. Dutzende von Smokies irrten umher, manche versuchten die Feuer zu löschen, andere versuchten zu entkommen, noch andere waren einfach in Panik geraten.
      Und zwischen allem bewegten sich die Uniformen der grausamen Pretties. Die grauen Gestalten huschten wie flüchtige Schatten durch die Verwirrung. Elegant und ohne Eile, als bemerkten sie das Chaos um sie herum gar nicht, fingen sie an, die in Panik geratenen Smokies zur Strecke zu bringen. Sie bewegten sich wie durch einen Nebel, ohne Waffen, soviel Tally sehen konnte, und wenn sie weitergingen, lagen alle hinter ihnen gefesselt und benommen auf dem Boden.
      Sie waren übermenschlich schnell und stark. Die Special-Operation hatten ihnen mehr gebracht als nur entsetzliche Gesichter. In der Nähe des Versammlungshauses leisteten noch an die zwei Dutzend Smokies Widerstand und kämpften mit Äxten und improvisierten Keulen gegen eine Handvoll Angreifer. Tally lief zu der kämpfenden Gruppe und nahm dabei durch den würgenden Rauch den Duft von Frühstück wahr. Ihr Magen knurrte.
      Tally ging auf, dass sie das Frühstückssignal verschlafen hatte, sie war zu erschöpft gewesen, um zusammen mit allen anderen aufzuwachen. Die Specials hatten sicher gewartet, bis die meisten Smokies im Versammlungshaus waren, und hatten erst dann ihre Invasion gestartet.
      Natürlich. Sie wollten möglichst viele Smokies auf einen Streich fangen.
      Die Sondertruppen griffen die große Gruppe vor dem Versammlungshaus nicht an. Sie warteten geduldig im Kreis, während sie immer mehr wurden, denn jede Minute landeten neue Hubwagen. Wenn jemand versuchte an ihnen vorbeizugelangen, reagierten sie rasch und entwaffneten und überwältigten alle, die einen Fluchtversuch wagten. Aber die meisten Smokies waren zu schockiert, um Widerstand zu leisten, sie waren wie gelähmt angesichts der entsetzlichen Gesichter ihrer Widersacher. Sogar die Leute, die nach Smoke geflohen waren, hatten fast alle noch nie grausame Pretties gesehen.
      Tally presste sich gegen eine Wand und versuchte neben einem Stapel Brennholz zu verschwinden. Sie hielt sich die Hand über die Augen, um sie vor dem Staubsturm zu schützen, und suchte nach einer Fluchtmöglichkeit. Es bestand keine Chance, ins Zentrum von Smoke zu gelangen, wo ihr Hubbrett auf dem Boden lag und sich in der Sonne auflud. Der Wald war der einzige Ausweg.
      Ganz in ihrer Nähe stießen dicht stehende Bäume an den Ortsrand, vielleicht nur zwanzig Sekunden entfernt. Aber zwischen Tally und dem Unterholz stand eine Special und hielt Ausschau nach flüchtigen Smokies. Die Augen der Frau wanderten am Waldrand entlang, ihr Kopf bewegte sich in einer seltsam regelmäßigen Bewegung von einer Seite zur anderen, wie eine nur mäßig interessierte Zuschauerin bei einem in Zeitlupe ablaufenden Tennisturnier.
      Tally schlich sich dichter an sie heran und presste sich dabei weiterhin
      gegen die Wand. Über ihr flog ein Hubwagen vorbei und wirbelte ihr Staub und Holzspäne in die Augen.
      Als sie wieder sehen konnte, entdeckte Tally neben sich an der Wand einen alternden Ugly.
     

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