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Verliere nicht dein Gesicht

Verliere nicht dein Gesicht

Titel: Verliere nicht dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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der Bahnlinie zitternd zum Stillstand.
      Sie sprang vom Brett, drehte es um und stieß es zurück zum Fluss. Da sie keine Auffangarmbänder trug, die es zurückholen könnten, würde
      das Brett der geraden Bahnlinie bis zur Lücke folgen und dort zu Boden fallen.
      Hoffentlich würden die Specials glauben, sie sei gestürzt, und sie dann dort hinten suchen.
      Tally kletterte an den Quadern in die Höhle und dort stieg sie hinunter in die Dunkelheit. Sie kroch so weit, wie sie es überhaupt nur wagte, und hoffte, die vielen Tonnen Gestein über ihr würden ausreichen, um sie vor den Specials zu verbergen. Als die winzige Öffnung am Höhlenausgang auf Augengröße geschrumpft war, ließ Tally sich auf den Steinboden fallen. Sie keuchte, ihre Hände zitterten noch immer von dem wilden Flug und sie sagte sich immer wieder, dass sie es geschafft hatte.
      Aber wohin hatte sie es geschafft? Sie hatte keine Schuhe, kein Hubbrett, keine Freunde, nicht einmal einen Wasserreiniger oder eine Packung SpagBol. Und kein Zuhause, zu dem sie zurückkehren konnte.
      Tally war ganz und gar allein. "Ich bin so gut wie tot", sagte sie laut.
      Aus der Dunkelheit kam eine Stimme.
      "Tally? Bist du das?"

 
 Überraschung

      
      Hände packten in der Dunkelheit Tallys Schultern.
      "Du hast es geschafft!" Das war Davids Stimme.
      Vor Überraschung konnte Tally nichts sagen, sie zog ihn nur zu sich und begrub ihr Gesicht an seiner Brust.
      "Wer ist sonst noch bei dir?"
      Sie schüttelte den Kopf.
      "Oh", flüsterte David. Dann wurde sein Griff fester, als die Höhle um sie herum erbebte. Ein Hubwagen dröhnte lang; über sie hinweg und Tally stellte sich vor, wie die Geräte der Specials jeden Riss im Fels nach ihrer Beute absuchten.
      Hatte sie sie zu David geführt? Das wäre ja perfekt, der endgültige Verrat.
      Das tiefe Grollen der Verfolger bewegte sich wieder über sie hin weg und David zog sie tiefer ins Schwarze, durch einen langen, kurvenreichen Gang, der immer kälter und dunkler wurde. Stille umgab sie, Kälte und Feuchtigkeit, und Tally stellte sich abermals eine Zugladung toter Rusties vor, die hier zwischen den Steinen begraben waren.
      Sie warteten eine kleine Ewigkeit, schweigend und engumchlungen, und sie wagten erst zu sprechen, als die Geräusche der Wagen schon längst verklungen waren.
      Endlich flüsterte David: "Was passiert in Smoke?"
      "Die Specials waren heute Morgen da."
      "Ich weiß. Ich habe sie gesehen." Er zog sie enger an sich. "Ich konnte
      nicht schlafen, und da bin ich mit dem Brett auf den Berg geflogen, um den Sonnenaufgang anzuschauen. Sie sind über mich hinweggeflogen, zwanzig Hubwagen, die gleichzeitig über den Felsrücken dröhnten. Aber was passiert jetzt?"
      "Sie haben alle in den Kaninchenstall gesperrt und dann in Gruppen aufgeteilt. Croy meint, dass sie uns in unsere Städte zurückbringen werden."
      "Croy? Wen hast du sonst noch gesehen?"
      "Shay, und einige von ihren Freunden. Der Boss hat es vielleicht geschafft. Er und ich haben zusammen einen Ausbruchsversuch gewagt."
      "Was ist mit meinen Eltern?"
      "Das weiß ich nicht." Sie war dankbar für die Dunkelheit. Die Angst in Davids Stimme tat ihr auch so schon weh genug. Seine Eltern hatten Smoke gegründet und sie kannten das Geheimnis der Operation. Egal, mit welcher Strafe die anderen Smokies rechnen mussten, für Davids Eltern würde sie hundertmal schlimmer ausfallen.
      "Ich kann es nicht glauben, dass es nun doch passiert ist", sagte er leise.
      Tally suchte nach etwas, das ihn trösten würde. Aber alles, was sie in der Dunkelheit sehen konnte, war Dr. Gables spöttisches Lächeln.
      "Wie bist du entkommen?", fragte er.
      Sie zog seine Hände zu ihren Handgelenken, wo noch immer die
      Handschellen saßen. "Ich hab die zerschnitten, bin aufs Dach
      der Handelsstation geklettert und hab Croys Hubbrett geklaut."
      "Während die Specials dich bewacht haben?"
      Sie biss sich auf die Lippe und schwieg.
      "Das ist fantastisch. Meine Mutter sagt immer, dass sie übermenschlich sind. Ihre zweite Operation vergrößert ihre Muskeln und spannt ihr Nervensystem weiter an. Und sie wirken so unheimlich, dass viele Leute einfach in Panik geraten, wenn sie sie zum ersten Mal sehen." Er drückte sie fester an sich. "Aber ich hätte wissen müssen, dass du entkommen würdest."
      Tally schloss die Augen, was in der Dunkelheit aber keinen Unterschied bedeutete. Sie wünschte,

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