Verlobt für eine Nacht
zart. Eve stand im flachen Wasser, die ganze Aufmerksamkeit auf das Kind gerichtet, dessen Hand sie hielt. Lächelnd und mit sanften Worten ermutigte sie ihren kleinen Sohn, ein wenig weiter ins Wasser zu gehen. Noch nie hatte Leo etwas gesehen, das so schön und so sexy war.
Er wollte Eve. Und er wollte feiern, dass der Vertrag nun endlich unterzeichnet war. Aber da war noch etwas anderes, das er wollte: etwas Schlichtes, Grundlegendes. Leo wusste jedoch auch, dass er dies nicht zulassen durfte. Das war ihm bei seinem Spaziergang in den frühen Morgenstunden klar geworden. Den ganzen Tag über hatte er nach einem Ausweg gesucht – sogar während der Besprechung mit den anderen, bei der er sich eigentlich auf die Vertragsbedingungen hätte konzentrieren sollen. Doch er wusste, er durfte das Risiko nicht eingehen.
Obwohl er sich nicht bewegt und keinen Laut von sich gegeben hatte, schien Eve in diesem Moment seine Anwesenheit zu spüren. Sie blickte zu ihm hinüber und sagte seinen Namen, wie er an ihren Mundbewegungen sah. Sie schenkte ihm ein Lächeln, wenn auch ein sehr vorsichtiges. Doch nachdem er sie morgens einfach allein im Strandhaus zurückgelassen hatte, verdiente er noch nicht einmal das.
Es berührte ihn zutiefst und erfüllte ihn mit Wärme, dass Eve ihm trotz seines Verhaltens ein Lächeln schenken konnte. Leo hoffte sehr, dass sie ihn zumindest ein bisschen mochte – genug, um ihm eines Tages das zu verzeihen, was zu tun er gezwungen war.
In diesem Moment lief eine Welle auf den Strand. Es war nur eine kleine Welle, die ein Erwachsener kaum bemerkt hätte. Sam jedoch wurde von ihr umgeworfen, und plötzlich sah Leo ihn mit dem Gesicht nach unten im Wasser treiben.
„Sam!“, rief er, rannte über den Strand und zog den spuckenden, schreienden Jungen aus dem Wasser.
„Ist alles in Ordnung?“, fragte er besorgt, als Eve den Kleinen in die Arme schloss, sich am Strand mit ihm auf ihr Handtuch setzte und ihn hin und her wiegte.
„Du meine Güte, ich habe ihn doch nur eine Sekunde lang aus den Augen gelassen!“ Sie machte sich schwere Vorwürfe. „Es tut mir so leid, Sam“, sagte sie und gab ihm einen Kuss auf den Kopf.
Doch Sam schniefte nur noch leise und wurde schon wieder von der nächsten Attraktion abgelenkt. „Boot!“, rief er aufgeregt und zeigte auf ein vorbeifahrendes Segelboot.
Eve seufzte erleichtert. „Es scheint ihm gut zu gehen. Offenbar hat er sich nur erschreckt, wie wir alle.“
Leo setzte sich neben die beiden, und eine Weile lang betrachteten sie alle nur schweigend das Boot.
„Als du Sam hochgehoben hast, war das das erste Mal, dass du ein Kind im Arm hattest?“, wollte Eve wissen.
Leo nickte. Dann runzelte er die Stirn, denn ihre Frage machte ihm bewusst, wie viele Dinge ihm dieses Wochenende zum ersten Mal passiert waren: Zum ersten Mal hatte er ein Baumwollnachthemd sexy gefunden, zum ersten Mal beim Anblick einer Frau mit Baby eine Erektion bekommen, zum ersten Mal tief bedauert, dass er eine bestimmte Frau nicht wiedersehen würde …
Nein, diesen Gedanken würde er lieber nicht weiter verfolgen. Denn Leo verstand seine Albträume als eine Art Warnung vor dem, was sonst passieren könnte.
„Ja. In meinem Beruf ist das selten gefordert“, antwortete er.
„Danke, dass du so schnell reagiert hast. Ich weiß wirklich nicht, wo ich mit meinen Gedanken war“, sagte Eve.
Aber Leo wusste es. Sie hatte ihn mit ihren wunderschönen Augen angesehen, und er hatte ihren Blick festgehalten.
In diesem Moment wand Sam sich aus den Armen seiner Mutter und lief auf seinen kurzen Beinen über den Sand, um neue Schätze zu finden, wobei er einen respektvollen Abstand zum Wasser einhielt.
„Wie laufen die Verhandlungen?“, fragte Eve, ohne ihren Sohn aus den Augen zu lassen.
„Wir sind fertig“, antwortete Leo.
Als sie ihn ansah, konnte er ihren Gesichtsausdruck nicht deuten. „Herzlichen Glückwunsch“, sagte sie. „Das freut dich bestimmt.“
„Ja, es ist ein gutes Gefühl.“ Aber aus irgendeinem Grund stimmte ihn sein Erfolg bei Weitem nicht so euphorisch wie normalerweise.
„Dann sind wir hier also fertig.“ Eve nahm einen Stock und schrieb Sams Namen in den Sand.
„Ja, sieht so aus. Eric plant zur Feier für heute Abend ein gemeinsames Essen, und morgen fahren wir dann alle nach Hause.“
„Ich dachte, du hättest kein Zuhause.“
Leo spürte, dass seine Kehle wie zugeschnürt war, ein ungewohntes Gefühl. Eigentlich sollte er doch froh und
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