Verlobt für eine Nacht
nicht zu wissen.
„Du wirkst ein wenig nachdenklich“, stellte er fest.
„Ich dachte gerade, dass ich Sam irgendwann einmal mit hierhernehmen möchte.“
Leo hielt kurz inne und massierte sie dann weiter.
„Ist es nicht toll, wie viele Farben das Meer hat?“, fragte Eve andächtig. „Hast du das schon einmal gesehen?“
„Ja“, antwortete Leo. „In deinen Augen.“
Sie spürte, wie ihr ein Schauer über den Rücken lief.
Er ließ die Hände an ihren Armen hinuntergleiten, während er auf die Bucht blickte. „Zuerst haben sie mich an die Ägäis erinnert, dann ans Meer um die Inseln Mykonos und Santorini. Aber in Wirklichkeit sind alle Farben deiner Augen hier.“
Bei seinen Worten schöpfte das winzige Flatterwesen in ihrem Innern erneut Hoffnung. Eve sah ihn an. „Leo …“
Er strich ihr sanft über die Wange. „Ich weiß nicht, wie ich diese Augen jemals vergessen soll.“
Dann tu es doch einfach nicht! wäre sie um ein Haar herausgeplatzt und war über ihre heftige Regung selbst erschrocken.
Leo umfasste ihre Schultern und küsste Eve. Es war ein bittersüßer, herzzerreißender Kuss, der von etwas zu erzählen schien, das schon verloren war, bevor es überhaupt begonnen hatte.
Vom Boot aus hatten die Whitsundays schon beeindruckend ausgesehen, aus der Luft betrachtet aber waren sie geradezu atemberaubend. Von dem kleinen Wasserflugzeug aus leuchteten die Inseln tiefgrün im saphirblauen Ozean. Eve glaubte, nie wieder etwas so Schönes sehen zu werden, doch dann flogen sie zum Great-Barrier-Reef – und sie war überwältigt von diesem unglaublichen Farbspiel, das wie ein Gemälde wirkte: Schneeweiß, Smaragdgrün, Zartblau, Mokka …
Sie landeten auf dem Wasser und stiegen in ein Boot mit durchsichtigem Boden, sodass sie die prächtige Unterwasserwelt bestaunen konnten.
„Ja, ich muss unbedingt eines Tages noch einmal mit Sam hierherkommen“, sagte Eve zu Maureen, als sie ins Wasserflugzeug stiegen, um nach Mina zurückzukehren. „Vielen Dank für diesen wunderschönen Tag, den ich immer in Erinnerung behalten werde!“
„Nicht so voreilig“, meldete Eric sich schmunzelnd zu Wort. „Das Beste kommt erst noch!“
Und so war es auch. Als sie über das Hardy Reef flogen, entdeckte Eve plötzlich etwas. „Das sieht ja aus wie …“
Eric lachte und wies den Piloten an, oberhalb der betreffenden Stelle zu kreisen. „Genau das meinte ich vorhin. Wie finden Sie es?“
Inmitten der unregelmäßig, teilweise bizarr gewachsenen Riffe lag ein Riff, das genau geformt war wie ein Herz. Eve war überwältigt.
„Sieh mal, Richard!“, rief Felicity begeistert. „Ein Herz! Ist das nicht toll?“
„Es ist wie ein Wunder“, sagte Eve leise und konnte den Blick nicht abwenden. „Dies alles ist ein Wunder. Vielen Dank, dass Sie es mit uns teilen.“
Die Culshaws lachten, erfreut über die Begeisterung ihrer Gäste.
Leo nahm Eves Hand und küsste sie. Überrascht über die liebevolle Geste, sah sie ihn an und entdeckte einen traurigen Ausdruck in seinen Augen. Wieder hatte sie jenes unbestimmte Gefühl, etwas verloren zu haben, bevor sie es wirklich besessen hatte. „Was ist denn?“, fragte sie verwirrt.
„ Du bist ein Wunder“, antwortete Leo, und seine Worte wärmten sie wie ein sanftes Feuer. Hatte er wirklich ein Herz aus Stein?
Zum Abendessen grillten sie, so früh, dass auch Sam noch dabei sein konnte. Stolz zeigte er allen Anwesenden seine neuen Spielzeuge und genoss die viele Aufmerksamkeit. Als er zu gähnen begann, waren auch alle anderen der Ansicht, es sei Zeit, ins Bett zu gehen. Immerhin standen am nächsten Tag für die Männer der Abschluss eines geschäftlichen Vertrags und für die Frauen ein Vormittag im Wellnesszentrum auf einer Nachbarinsel auf dem Programm.
Und davor noch eine leidenschaftliche Nacht voll fantastischem Sex, dachte Eve und spürte, wie die Luft zwischen ihr und Leo förmlich zu knistern begann. Sie fühlte ein Prickeln am ganzen Körper.
Felicity nahm Sam auf den Arm, wirbelte ihn herum und kitzelte ihn, sodass er vor Vergnügen quietschte. Dann reichte sie ihn an seine Mutter weiter.
Als sie bei ihrem Strandhaus ankamen, war er schon eingeschlafen. Eve brachte ihn ins Bett und ging dann ins Schlafzimmer. Dort waren alle Lampen aus, nur das Mondlicht fiel durch die Fenster herein. Leo hatte die Jalousien offen gelassen. Alles war in silbernen Glanz getaucht.
„Komm ins Bett“, sagte er.
Wieder schrie sie auf vor Schmerzen, als die
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