Verlobt für eine Nacht
wenig spät war.“ Sie blinzelte und fügte hinzu: „Manchmal laufen die Dinge eben anders, als man es sich erhofft.“
Die anderen beiden Frauen nickten und dachten an ihre eigenen Lebenserfahrungen.
„Ich habe mir eingeredet, es sei nicht so wichtig. Aber wenn ich jetzt Sie mit Sam sehe, wird mir klar, wie viel mir ein Kind bedeuten würde. Ich möchte es noch einmal versuchen, und wenn es das letzte Mal ist.“ Tränen traten Felicity in die Augen. „Sie haben großes Glück, dass Sie Leo ein Kind schenken konnten. Ich wünschte, ich könnte für Richard dasselbe tun.“ Als ihr die Stimme versagte, flüsterte sie: „Entschuldigung.“ Dann rannte sie ins Haus.
Eve war entsetzt. Plötzlich waren all die schönen Erlebnisse des Wochenendes überlagert von dem Bewusstsein, dass jemand sich schmerzlich genau das wünschte, was sie hatte. Dabei war es doch nur eine Lüge!
Sie stand auf wollte Felicity nacheilen, doch Maureen hielt sie fest. „Lassen Sie sie“, sagte sie.
„Aber sie glaubt …“
Die ältere Frau nickte. „Ich weiß.“
Eve sank zurück auf ihren Stuhl und spürte ihre und Leos Lügen wie ein schweres Gewicht auf sich lasten. „Ich finde es so schrecklich, Sie alle zu belügen! Es tut mir wirklich leid, Maureen.“ Kopfschüttelnd suchte sie nach den richtigen Worten. „Es ist nämlich so … Leo ist in Wirklichkeit gar nicht Sams Vater.“
Sie hörte, wie Maureen tief einatmete. Doch statt ihr Vorwürfe zu machen, legte die ältere Frau die Hand auf ihre und sagte sanft: „Ich hatte mich schon gefragt, wann Sie bereit sein würden, mir das anzuvertrauen.“
Eve hob den Kopf. „Sie wissen es?“
„Ja, seit ich Sie in Melbourne in der Bar des Hotels gesehen habe. Für jede Mutter wäre es offensichtlich gewesen, dass Leo keinerlei Erfahrung als Vater hatte. Und dann wusste er noch nicht einmal, wann sein angeblicher Sohn Geburtstag hat.“ Sie zuckte die Schultern. „Aber ist es denn wirklich wichtig, wessen Sohn Sam ist?“
„So einfach ist das nicht, ich …“, begann Eve, doch Maureen schnitt ihr das Wort ab.
„Selbstverständlich ist es einfach“, entgegnete sie. „Ich habe Sie und Leo gestern zusammen am Strand und auf der Jacht gesehen. Ganz offensichtlich lieben Sie beide sich. Wen kümmert es da, wer Sams Vater ist? Sie werden den Mann heiraten, der Sie geradezu vergöttert. Nur das zählt.“ Sie stand auf. „Ich gehe jetzt zu Felicity. Und Sie hören bitte auf, sich Sorgen zu machen.“
Maureen versteht so viel, und gleichzeitig täuscht sie sich sehr, dachte Eve, die am Strand saß und zusah, wie Sam Löcher buddelte. Seit dem Gespräch mit Maureen war die ganze Entspannung durch die Massage verflogen, und auch der Zauber der wunderschönen Insel schien keinerlei Wirkung mehr auf Eve zu haben. Sie spürte nur noch eine heftige Anspannung, bei der sich ihr der Magen zusammenzog.
Nein, sie liebte Leo nicht.
Zugegeben, sie machte sich Sorgen und fragte sich, was wohl diese furchtbaren Albträume auslöste. Sie war schon seit jener ersten Begegnung wie besessen von diesem Mann, der ihr Nächte mit fantastischem Sex geschenkt hatte. Und vielleicht wollte sie auch nicht darüber nachdenken, dass sie bald wieder zu Hause sein und ihn nie wiedersehen würde. Aber das war doch nicht dasselbe wie Liebe!
Und Leo liebte sie ebenso wenig. Er spielte nur eine Rolle, all die liebevolle Aufmerksamkeit ihr gegenüber war Mittel zum Zweck. Außerdem waren sie doch nur wenige Tage zusammen gewesen. Was Maureen als Liebe deutete, war nichts als sexuelle Lust. Leo wollte mit Familienleben nichts zu tun haben und legte Wert darauf, dass Eve dies niemals vergaß. Warum sonst wurde jede Zärtlichkeit von einer Erinnerung daran begleitet, dass dies alles bald vorbei sei?
Sie beschloss, sich keine Fragen mehr zu stellen, die sie ohnehin nicht beantworten konnte. Morgen würde diese kurze Episode in ihrem Leben enden. Eve würde sich neue Kunden suchen müssen, um wieder eine Einkommensquelle zu haben. Und sie musste sich um Sam kümmern. Das sind die Dinge, über die ich mir Gedanken machen sollte, dachte sie.
„Sieh mal, Sam“, sagte sie und wies auf ein Schiff, das an der Bucht vorbeifuhr. Gemeinsam standen sie auf und liefen ins flache Wasser.
„Boot!“, rief der kleine Junge begeistert. „Boot!“
„Stimmt“, bestätigte Eve. „Und zwar ein ziemlich Großes.“
Ihr Sarong war ein wenig feucht vom nassen Sand und schmiegte sich an sie, ihre Fesseln waren schlank und
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