Verlobt, verliebt ... und dann?
nur wirklich laufen konnte man darin nicht. Um die Turnschuhe aus ihrem Büro zu holen, blieb keine Zeit, wenn sie nicht zum wichtigsten Termin ihrer Karriere zu spät kommen wollte.
Als sie die Straße überquerte, um zum nächsten Häuserblock zu gelangen, fiel ihr auf, dass sie keinen genauen Treffpunkt vereinbart hatten. Doch dann entdeckte sie Evan zwischen den bunten Sonnenschirmen, die vor den Straßencafés aufgestellt waren. Eine Hand in der Hosentasche, stand er in der Sonne und telefonierte mit seinem Mobiltelefon.
Unwillkürlich sog Celia die Luft ein. Kraft. Das war es: Er strahlte Kraft aus. Voller mädchenhafter Begeisterung blieb Celia stehen und betrachtete ihn. Der Mann sah einfach umwerfend aus!
Mit einer leichten Drehung wandte er sich um – und entdeckte, ohne zu suchen, Celia. Inmitten des lebhaften Verkehrs! Als ob er ihren Blick gespürt hätte …
Celia fühlte sich ertappt, fasste die Aktentasche fester und überquerte die Straße.
Dabei ließ Evan sie nicht aus den Augen. Als sie bei ihm war, lächelte er erfreut.
„Genau rechtzeitig.“
Celia nickte und versuchte, sich ihre Atemlosigkeit nicht anmerken zu lassen.
„Ich glaube, ich bin für gute alte amerikanische Küche“, sagte er und wies auf einen freien Tisch vor einem der Cafés.
„Nichts dagegen.“
Erleichtert setzte sich Celia – wenigstens taten ihr die Füße jetzt nicht mehr weh – und stellte die Tasche neben sich.
Evan nahm gegenüber Platz.
„Möchten Sie Wein trinken?“, fragte er, als der Kellner kam.
„Ich nehme, was Sie auch nehmen“, antwortete sie.
Evan nickte und gab die Getränkebestellung auf. Dann betrachtete er Celia. „Ich wollte mit Ihnen zu Mittag essen, weil Freitag etwas dazwischengekommen ist.“
„Schon in Ordnung“, sagte sie und griff nach ihrer Tasche. „Die Unterlagen sind hier …“
Doch Evan griff nach ihrer Hand und hielt sie fest. „Ich habe Sie nicht aus diesem Grund eingeladen.“
Überrascht stellte Celia die Aktenmappe wieder beiseite.
„Unser Treffen am Freitag kann durchaus stattfinden – nur eben woanders.“
Offenbar entging ihm ihre Verwirrung nicht, denn er lächelte. „Da ich heute so wenig Zeit habe, möchte ich gleich zum Punkt kommen.“
Noch immer hielt er ihre Hand, wenn auch nicht mehr so fest. Mit dem Daumen strich er über die Innenseite des Handgelenks. Celias Puls raste so heftig, dass sie fürchtete, er würde es spüren.
Sie wagte nicht, sich zu bewegen oder zu atmen. Dieses wundervolle Gefühl wollte sie so lange wie möglich auskosten.
Ob er ahnte, wie intensiv sich seine Berührung auf sie auswirkte?
„Am Wochenende findet eine Hochzeit statt“, sagte er. „Mein Bruder heiratet auf Catalina Island, und ich bin schon ab Donnerstagabend dort. Kurzum, ich möchte, dass Sie mich begleiten.“
Erstaunt zog Celia die Hand zurück und wartete, dass das prickelnde Gefühl aufhörte. Sie schwieg.
„Zeit ist Geld. Ich kann es mir nicht leisten, wochenlang nach einer neuen Werbeagentur zu suchen. Die Entscheidung muss bald fallen. Wenn Sie mich am Wochenende begleiten, kann ich mich in Ruhe mit Ihren Ideen befassen. Klar ist eine Hochzeit dafür im Grunde nicht der geeignete Rahmen. Mir wäre es anderswo auch lieber.“ Unbehaglich spielte Evan mit der Serviette.
Celia beschlich der Verdacht, dass dieser Vorschlag einem Ultimatum gleichkam. Aber wenn es wirklich nur um Geschäftliches ging, war es nicht unpassend, einen Kunden zu einer Hochzeitsfeier zu begleiten?
Außerdem fand Celia es schwer genug, während einer üblichen Besprechung mit der Anziehung zwischen ihnen klarzukommen – wie sollte das erst bei einem so persönlichen Anlass wie einer Trauung werden?
„Wie lange wären wir … weg?“, fragte Celia und fand, dass ihre Stimme zu piepsig klang.
„Wir fliegen Donnerstagabend. Am Freitag findet der Junggesellenabschied statt und am Samstag die Hochzeit, die sicher bis in die Nacht dauert. Also wird es Sonntag, bis wir wieder zurück sind.“
Nur ein fehlender Arbeitstag. Niemand außer Brock brauchte es zu erfahren. Nein zu sagen konnte sie sich nicht leisten. Evan hatte sie in der Hand – und er wusste es. Dennoch zögerte Celia. Schon um ihm nicht das Gefühl zu geben, dass er so einfach bestimmen konnte.
„Na gut“, sagte sie so zögernd wie möglich.
Erwartete er, dass sie mit ihm an der Feier teilnahm? Offenbar. Vielleicht wollte er, dass sie ihn auf Schritt und Tritt begleitete, um ihm auf diese Weise ihr
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