Verlobt, verliebt ... und dann?
stockte Celia. Wie waren Lucys Worte gewesen? Bettina hatte die Treue gebrochen? Plötzlich ergab alles einen Sinn.
„Waren denn Bettina und Evan zusammen?“, fragte sie.
Verlegen errötete Lucy. „Oje, jetzt habe ich zu viel gesagt. Immer verplappere ich mich. Bitte seien Sie mir nicht böse.“
„Schon in Ordnung“, sagte Celia und lächelte. „So etwas möchten wir Frauen doch wissen, und Männer halten damit meistens hinter dem Berg. Bevor eine peinliche Situation entsteht, finde ich es besser, ich weiß davon.“
Wenn einen Lügen in die Hölle bringen, ist es jetzt bei mir so weit, dachte Celia beschämt. Aber wenn ich dorthin komme, wird Evan vor mir da sein, so viel ist sicher!
„Aber das ist vorbei, keine Angst.“
Celia nickte.
„Evan und Bettina waren verlobt, sogar ziemlich lange. Nur weiß ich nicht, wie viel Evan tatsächlich für sie empfunden hat. Dann haben sich Bettina und Mitchell ineinander verliebt. Inzwischen sagt jeder, die beiden sind füreinander bestimmt. Evan allerdings nahm es ihnen übel, kein Wunder. Wenn ich ihn nicht ausdrücklich gebeten hätte, zur Hochzeit zu kommen, wäre er jetzt sicher nicht hier.“
Lächelnd berührte Lucy Celia am Arm und fuhr fort: „Bettina wollte mir weismachen, Evan wäre noch immer nicht über die Trennung hinweg. Aber jetzt weiß ich, dass das nicht stimmt. Ich finde, Sie passen besser zu meinem Sohn als Bettina. Und außerdem schaut Evan Sie auf diese besondere Weise an. Ich glaube, er ist ganz vernarrt in Sie, Celia. Bettina hat er nie so angesehen.“
Wie kann man in Bezug auf Männer nur so dumm sein, schalt sich Celia. Gegen so viel Gutgläubigkeit müsste es ein Gesetz geben! Nur … dann säße ich vermutlich längst hinter Gittern.
In diesem Augenblick kam Evan zurück. Wütend sah sie ihn an. Es hätte nicht viel gefehlt, und sie hätte ihn hier in der Hotelhalle, vor allen Leuten, zur Rede gestellt. Aber weil sie seine Mutter so nett fand, hielt sich Celia zurück. Für sein Fehlverhalten war ganz allein er selbst verantwortlich.
Evan sah Celia an und wandte sich dann seiner Mutter zu: „Mom, wir unterhalten uns morgen ausführlicher. Okay? Im Augenblick möchten Celia und ich uns zurückziehen. Wir hatten einen langen Tag und essen im Zimmer.“
„Natürlich“, sagte Lucy und berührte Celia am Arm. „Dann sehen wir uns morgen beim Junggesellenabschied. Es war wirklich nett, mit Ihnen zu reden, Celia.“
Mit Evans Vater zusammen ging Lucy in das Restaurant.
Plötzlich standen Celia und Evan allein in der Halle. „Wir müssen in die oberste Etage“, sagte er ruhig und wies auf die Aufzüge. Schweigend fuhren sie nach oben. Ärgerlich, wie sie war, wäre Celia beinahe geplatzt. Endlich öffneten sich die Türen wieder.
Celia stieg aus und sah den Hotelflur entlang. „Meinen Schlüssel bitte“, wies sie Evan an. „Welches ist mein Zimmer?“
Er seufzte und wies auf das Ende des Ganges. „Wir haben die Suite mit zwei Schlafzimmern.“
Überrascht sah Celia ihn an. Mit einer schnellen Bewegung nahm sie Evan die Schlüsselkarte aus der Hand. Dann drehte sie sich auf dem Absatz um und eilte auf die Suite zu.
Auf keinen Fall würde sie die Räume mit ihm teilen. Er konnte sich eine andere Bleibe suchen. Oder bei seinem Bruder schlafen. Bestimmt hatten die beiden sich eine Menge zu sagen. Zum Beispiel konnten sie sich über Bettina austauschen …
Celia steckte die Karte in den Schlitz. Als das leise Klicken ertönte, betrat sie das Zimmer und schlug Evan die Tür vor der Nase zu.
Die Füße taten ihr weh, sie war wütend wie noch nie, und sie hatte Hunger. Aber vor allem musste sie sich überlegen, wie sie diese Insel ganz schnell wieder verlassen konnte.
Mit einem Seufzer der Erleichterung streifte Celia ihre Schuhe ab und setzte sich auf das Sofa. Auf dem Tischchen stand das Telefon mit einem Nummernverzeichnis. Sicherlich würde man ihr an der Rezeption behilflich sein, von hier wegzukommen.
Als sie hörte, dass die Tür geöffnet wurde, sprang sie auf. Entrüstet sah sie sich Evan gegenüber, der zur Erklärung eine zweite Schlüsselkarte hochhielt.
Er wirkte müde, wie jemand, der sich wohl oder übel in sein Schicksal gefügt hat. „Ich verstehe ja, dass Sie aufgebracht sind“, sagte er.
Abwehrend hob sie die Hand. „Versuchen Sie ja nicht, sich bei mir einzuschmeicheln! Sie haben keine Ahnung, wie wütend ich bin. Ach was! Wütend ist gar kein Ausdruck!“
Betreten fuhr er sich mit der Hand durch
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