Verlobt, verliebt ... und dann?
Gedanken zu ordnen. „Sie möchten also, dass ich Ihre Verlobte spiele.“ Sie hielt ihre Hand ins Licht und betrachtete den großen Stein. „Sogar mit einem richtigen Ring. Aber wie geht es nach dieser Hochzeit weiter?“
Evan zuckte die Schultern. „Kurz danach trennen wir uns eben. Meiner Familie wird daran nichts komisch vorkommen. So oft sehen wir uns auch wieder nicht. Irgendwann werde ich meiner Mutter am Telefon erzählen: ‚Übrigens, Celia und ich sind nicht mehr zusammen.‘ Und das war es dann.“
„Und das alles, nur damit Ihre Ex nicht denkt, Sie wären noch nicht über sie hinweg?“, fragte Celia kopfschüttelnd.
Evan runzelte die Stirn. „So einfach ist das nicht. Es spielen auch noch andere Umstände mit hinein. Außerdem haben wir bereits festgestellt, dass ich unreif und egozentrisch bin. Darauf brauchen wir also nicht weiter herumzureiten.“
„Sie Armer“, bemitleidete ihn Celia und berührte ihn tröstend am Arm. Dann fügte sie leise hinzu: „Männer wie Sie ziehe ich anscheinend magisch an. Ich kann selbst nicht glauben, dass ich trotzdem ernsthaft über Ihre Bitte nachdenke.“
„Aber Sie tun es?“, fragte er abwartend.
„Verdammt noch mal, ja. Aber zuerst müssen wir die Spielregeln festlegen.“
„Klar“, sagte er beinahe feierlich.
„Mein Ruf ist mir wichtig“, erklärte Celia ruhig. „Niemand darf denken, der Vertrag wäre auf irgendeine unseriöse Art zustande gekommen. Ich will nicht, dass die Leute rumerzählen, ich hätte deshalb mit Ihnen geschlafen.“
Einen Moment lang leuchtete etwas wie … pure Lust in seinen Augen auf. Gleich darauf wirkte Evan wieder ernst wie zuvor.
„Das steht auf einem anderen Blatt. Wenn mir Ihre Ideen nicht zusagen, schließe ich nicht mit Ihnen ab. Ganz einfach. Wenn Sie meine Verlobte spielen, sichert Ihnen das ausschließlich meine Dankbarkeit, mehr nicht. Damit wird Reese Enterprises nicht automatisch Kunde von Maddox Communications. Klar?“
„Völlig. Aber sagen Sie mir eines, Reese: Wenn ich mich weigere, befassen Sie sich dann überhaupt mit meinen Vorschlägen? Ist Madd Comm dann noch interessant für Sie?“
„Tja, wie gesagt, mein Ego …“
Wider Willen schmunzelte Celia. Eigentlich sollte sie wütend auf diesen Mann sein, statt ihn geistreich und amüsant zu finden. Und vor allem sollte sie sich nicht wegen seines jungenhaften Charmes zu ihm hingezogen fühlen. Wie aufrichtig er mit dieser ganzen lächerlichen Angelegenheit umging …
„Wissen Sie, wie ich mir das Ganze vorgestellt habe, Celia? Heute wollte ich mit Ihnen hier in der Suite gemütlich zu Abend essen und Ihnen dabei alles erklären. Morgen früh wären wir zum Geschäft gekommen, auch wieder hier. Danach hätten wir meinem Bruder und seiner habgierigen Braut etwas vorgemacht. Sie sehen, dass ich nicht vorhabe, die Dinge zu vermengen.“
„Kaum zu glauben, aber gerade Ihr Mangel an Respekt gefällt mir“, seufzte Celia.
Amüsiert zwinkerte er ihr zu. „Vermutlich weil Sie genauso sind.“
„In der Vergangenheit hätte mir etwas weniger Respekt gutgetan“, sagte Celia. „Ich beneide Sie darum, dass Sie es ohne Scheu denen heimzahlen, die sich über Sie hinweggesetzt haben. Das muss ich noch üben.“
Er neigte den Kopf zur Seite. „Was hat man Ihnen angetan, Celia?“
Sie errötete und wandte sich ab. „Nichts. Auf jeden Fall ist es lange her und fast vergessen. Und so soll es auch bleiben.“
„Okay. Wie Sie meinen. Aber ich hoffe, eines Tages erzählen Sie es mir.“
„Diese Art von Beziehung haben wir nicht“, sagte sie leichthin.
„Nein“, flüsterte er. „Noch nicht.“
Sie sah ihn an, aber sein Gesichtsausdruck verriet nicht, was Evan dachte. Celia hoffte inständig, dass sie keinen Riesenfehler machte. So viel konnte schiefgehen …
„Sie machen sich Sorgen, ob Sie sich auf mich verlassen können“, sagte er. „Aber was ist, wenn mir Ihre Ideen nicht gefallen und Sie mich deshalb allein hier auf der Hochzeit sitzen lassen? Ich glaube, Sie haben mich in der Hand – und nicht umgekehrt.“
„Sie könnten ja auch so tun, als würden Ihnen die Vorschläge gefallen. Nur damit ich mit Ihnen hierbleibe. Und zurück in San Francisco sehe ich Sie dann nie wieder …“
Er nickte. „Ja, das alles könnte sein. So wie es aussieht, bleibt uns beiden nichts anderes übrig, als einander zu vertrauen.“
Celia bemerkte, dass Evan noch immer die Hand auf ihrer hatte. Seine Wärme hatte sich bis in ihren Arm ausgebreitet
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