Verlobt, verliebt ... und dann?
tabu war! Stets hatte sie die Regel befolgt, sich in der Arbeit mit keinem Mann einzulassen – schon gar nicht mit einem Kunden.
Nur nützte ihr das nicht viel: Sie stand trotzdem in dem Ruf, ihre Reize gezielt einzusetzen, wenn es sie voranbrachte.
Beim Gedanken daran fühlte Celia Wut in sich aufsteigen und hatte Mühe, äußerlich ruhig zu bleiben. Sie hatte hart gearbeitet, um sich ihrer Familie zu beweisen. Aber ihr früherer Vorgesetzter hatte alles zunichtegemacht.
In der Welt der Werbung wurde viel geredet und geklatscht. Daher war Celia klar gewesen, dass es für einen Neuanfang nicht reichen würde, New York zu verlassen. Es war eben nicht nur Privatsache gewesen, sondern etwas sehr Öffentliches …
Sie wusste, dass solche Vorkommnisse die Wogen hochschlagen ließen. Dass die Kollegen vermutlich hinter ihrem Rücken tuschelten. Dass sie vielleicht annahmen, sie habe mit Brock oder Flynn geschlafen, um ihre Position zu festigen. Womöglich gingen sie sogar davon aus, dass sie alles für den Vertrag mit Evan Reese tun würde.
Aber der Einzige, auf dessen Meinung Celia Wert legte, war Brock. Ihm gegenüber fühlte sie sich verpflichtet, weil er ihr diese Chance gegeben hatte. Nur er wusste, was damals, bei ihrer vorherigen Stelle, wirklich passiert war. Brock hatte ihr versichert, dass sie so etwas bei Madd Comm nicht zu befürchten habe. Und trotz ihrer schlechten Erfahrung hatte sie ihm geglaubt, denn Brock Maddox war ein durch und durch ehrenhafter Mann.
„Alles in Ordnung?“, fragte Evan leise, fasste ihre Hand und lockerte vorsichtig die Finger aus der verkrampften Haltung um die Armlehne. „Haben Sie Angst vor dem Fliegen?“
Celia schüttelte den Kopf. „Nein, ich war nur in Gedanken woanders.“
Er betrachtete sie, als wollte er ihr zärtlich über Wangen und Lippen streichen. „Mit unliebsamen Gedanken sollte man am besten keine Zeit verschwenden“, sagte er.
„Stimmt, da haben Sie recht“, gab Celia unumwunden zu.
„Sie sind offen und ehrlich, das gefällt mir.“
Nun erst bemerkte Celia, dass sie schon in der Luft waren. Normalerweise versäumte sie nie den Moment, wenn ein Flugzeug abhob.
„Entspannen Sie sich einfach“, schlug Evan vor. „Wir werden noch genug Gelegenheit haben, über das Geschäftliche zu sprechen.“
Offenbar konnte dieser Mann in ihr lesen wie in einem Buch! Doch gegen den Aufschub hatte Celia nichts einzuwenden. Im Augenblick fand sie den Privatjet, den Wein, die Nähe Evans einfach überwältigend.
Noch immer lag seine Hand auf ihrer. Mit dem Daumen strich er beruhigend darüber. Celia fand es angenehm. Sehr sogar …
Dieses Wochenende muss ich überstehen, sagte sie sich, und mich dabei professionell verhalten. Danach werde ich ihn ja nicht wieder in privater Umgebung treffen. Sie schluckte und bemühte sich, ruhiger zu werden. Auf keinen Fall durfte sie alles verderben, nur weil sie aufgeregt wie ein Teenager war.
Bald schon entspannte sich Celia und begann, die zwanglose Unterhaltung mit Evan zu genießen. William sorgte dafür, dass ihre Gläser nicht leer wurden, und reichte einen kleinen Imbiss.
Als sie den Flughafen auf Catalina Island erreichten, fühlte sich Celia ausgeruht und entspannt. Ein Angestellter des Hotels holte sie mit einem Wagen ab, und in nur wenigen Minuten kamen sie in der luxuriösen Anlage direkt am Strand an.
Es war atemberaubend schön. Vor allem der Sonnenuntergang wirkte wunderbar stimmungsvoll. Da der Anlass ihres Aufenthalts eine Hochzeitsfeier war, schien es nur recht und billig, dass ein Hauch von Romantik über allem lag.
Evan geleitete Celia durch die Glastür in die Eingangshalle des Hotels. Hinter ihnen transportierte ein Page die Koffer auf einem Rollwagen.
„Celia, am besten warten Sie hier“, sagte Evan. „Ich hole unsere Schlüssel. Setzen Sie sich doch solange.“
In diesem Moment erklang eine Frauenstimme.
„Evan! Oh Evan, du bist tatsächlich gekommen!“
Evan hielt in der Bewegung inne und fluchte leise. Eine festlich gekleidete ältere Frau eilte ihnen entgegen. Ihre Absätze klapperten auf dem polierten Holzboden der Halle.
Hinter der Frau erschienen ein ebenfalls älterer Mann, eine Frau in Celias Alter und ein Mann, der etwas jünger wirkte als Evan. Auch diese Gruppe steuerte auf die Neuankömmlinge zu.
Zu Celias Überraschung nahm Evan sie bei der Hand und tastete an ihren Fingern herum. Dabei lächelte er zur Begrüßung, aber auf Celia, die ihn im Flugzeug so entspannt erlebt
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