Verlobt, verliebt ... und dann?
Ohne das Licht anzuknipsen, betrat sie die Wohnung.
„Hey, Celia, was ist los?“
Als er das Licht einschaltete, zuckte sie zusammen. Schnell war er bei ihr und berührte sie am Kinn, damit sie ihn ansah. „Hast du geweint?“
Statt zu antworten, schloss sie die Augen.
„Los, erzähl schon.“
„Wir können uns eine Weile nicht sehen“, stieß sie hervor. „Okay? Wir sollten zuerst etwas zur Ruhe kommen. Alles ist … durcheinander. Mein ganzes Leben …“
Erstaunt trat Evan einen Schritt zurück. „Sag das noch mal! Aber so, dass ich es verstehe.“ Sein wachsamer Blick verriet Celia, dass Evan nicht so leicht aufgeben würde.
Ihn interessierte nicht, was andere von ihm dachten. Wie schon so oft wünschte sie, in dieser Hinsicht wie er zu sein.
Wortlos holte sie das Klatschmagazin aus ihrer Tasche und gab es ihm. Nachdem er den Artikel gelesen hatte, runzelte er die Stirn. „Und? Wo liegt das Problem?“
Im Grunde hatte Celia vorher gewusst, dass er so reagieren würde. Trotzdem kochte die Wut in ihr auf, und sie wäre am liebsten auf ihn losgegangen. Um nicht hysterisch zu wirken, zwang sie sich zur Ruhe. Wie sollte sie es schaffen, dass er ihre Sorge ernst nahm?
„Das ist noch nicht alles“, sagte sie. „Der Klatsch wird auch schon über das Internet verbreitet.“
„Aber das ist doch nicht so schlimm. Jedenfalls sehe ich keinen Grund, warum wir uns nicht weiterhin sehen sollten.“
„Du vielleicht nicht, aber ich! Es geht um meinen Ruf, um meine Karriere. All meine Kollegen und die gesamte Werbebranche haben diesen Artikel gelesen. Jeder weiß oder glaubt zu wissen, wie unser Vertrag zustande kam. Dass es nicht so war, spielt keine Rolle. Es reicht, dass alle das denken. Sobald wir unsere Zusammenarbeit in der Fachpresse verkünden, werden sich alle um solche Berichte reißen.“
Celia schluckte, um gegen den Kloß im Hals anzukämpfen. „Wie soll ich unter diesen Umständen zu meinem nächsten Kunden gehen? Wenn es ein Mann ist, erwartet er vielleicht wer weiß was von mir.“
„Das soll er lieber lassen“, grollte Evan. „Sonst bekommt er Ärger mit mir!“
„Du kannst mich nicht wirksam beschützen. Wie denn? Das Einzige, was du für mich tun kannst, ist, eine Weile auf Abstand zu gehen, bis sich die Wogen geglättet haben.“
„Willst du das tatsächlich, Celia? Ist es das, was du dir wirklich wünschst?“
Ohne ihn anzusehen, antwortete sie kaum hörbar: „Ja.“
Ein höhnischer Zug erschien um seinen Mund. „Als schmutziges kleines Geheimnis einer Frau bin ich mir zu schade. Mir liegt die Heimlichtuerei nicht. Ich habe einmal den Fehler gemacht, mich mit einer Frau einzulassen, der ich nichts bedeute. Noch mal passiert mir das nicht.“
„Evan, bitte, du weißt, dass es nicht so ist. Ich brauche nur etwas Zeit“, beschwichtigte sie ihn.
„Doch, Celia, es ist so, wie ich sage. Ganz offensichtlich bin ich nicht das Wichtigste in deinem Leben. Viel zu viel kommt vor mir … Mich interessiert nicht die Bohne, wer von unserer Beziehung weiß. Und sicher will ich nicht mit einer Frau zusammen sein, die sich daran stört, was andere über ihr Sexleben denken.“
Er wandte sich um und ging zur Tür. Die Hand bereits an der Klinke sagte er: „Selbst wenn du deine Meinung ändern solltest, brauchst du nicht zu mir zurückzukommen. Du hast mir klar gezeigt, wozu ich deiner Meinung nach gut bin.“
Als er die Tür hinter sich zuschlug, stand Celia im Flur, unfähig, sich zu rühren. Minutenlang wartete sie, ob er wiederkommen und erklären würde, dass er auf sie warten wollte. Vielleicht verstand er, sobald er sich beruhigt hatte, worum es ihr ging?
Aber als nichts geschah, begriff sie, dass sie nicht nur ihrem Ruf und ihrer Karriere geschadet hatte. Obendrein hatte sie den Mann verloren, den sie so sehr liebte und wegen dessen sie alles aufs Spiel gesetzt hatte.
10. KAPITEL
Am nächsten Morgen entschied sich Celia für den wenig heldenhaften Weg und bat Brock telefonisch, ihr die Woche freizugeben. Ihrem Chef gefiel es nicht, dass sie sich versteckte. Statt zu flüchten, sollte sie lieber dem Problem ins Auge sehen. Aber als Brock hörte, wie schlecht es Celia tatsächlich ging, sagte er nichts weiter.
Den Rest des Tages verbrachte sie in ihrem Apartment, während ihre Gefühle ständig zwischen Wut und tiefer Traurigkeit hin und her schwankten.
Am Mittwoch packte sie ihre Tasche und fuhr dorthin, wo sie sich sicher und gut aufgehoben fühlte: zu ihrem
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