Verlobung auf Italienisch
wäre eine Katastrophe, wenn du jetzt gehen würdest. Du musst bleiben.“
„Warum? Was hat diese Farce für einen Sinn, wenn du schon eine Freundin hast?“ Evie hasste sich dafür, dass sie nicht gelassen bleiben konnte. Am liebsten hätte sie sich auf ihn gestürzt und ihm das Gesicht zerkratzt. Sie wollte ihm so wehtun, wie er ihr wehgetan hatte. „Weiß sie von mir?“
Ein Muskel zuckte an seiner Wange. Langsam legte Rio den Füller auf den Tisch. „Du hast mein Gespräch belauscht.“
„Nicht absichtlich. Und falls du eine Entschuldigung von mir erwartest, vergiss es.“
„Beruhige dich, Evie.“
„Nein, das tue ich nicht! Ich spreche kaum Italienisch, Rio, aber genug, um zu wissen, was du zu ihr gesagt hast! Wenn du Frauen so behandelst, wundert es mich, dass dich noch nie eine verlassen hat. Du hast recht – du bist ein ausgemachter Mistkerl. Diese Woche haben wir … hast du …“
Sie verstummte und versuchte, die Fassung zu bewahren. „Wie konntest du nur? Wie konntest du mit mir schlafen, wenn du eine andere liebst? Ich dachte, du wärst ungebunden. Du hättest mir sagen müssen, dass du mit einer anderen zusammen bist.“
„Das bin ich nicht.“
Das Herz klopfte ihr bis zum Hals. „Als du mich gewarnt hast, dass du mir das Herz brechen wirst, habe ich nicht damit gerechnet, dass es so schnell geht.“
„Evie …“
„Erspar mir die Ausreden, ja? Ich habe doch gehört, wie du mit deiner Freundin gesprochen hast.“
Leise fluchte Rio auf Italienisch, bevor er sich abwandte.
Seine Haltung verriet seine enorme Anspannung, und einen Moment lang glaubte Evie, er würde sich nicht einmal die Mühe machen, sich zu verteidigen.
Dann drehte er sich um und schaute sie wütend an. „Ich habe nicht mit meiner Freundin telefoniert. Es war keine Frau.“ Seine Stimme klang rau, und der Ausdruck in seinen Augen ließ Evie erstarren.
„Aber …“
„Ich habe mit einem Mädchen geredet. Sie ist vier Jahre alt. Ein Kind, keine Frau.“ Rio atmete tief durch. „Sie ist meine Tochter.“
„Na gut. Halt mich auf dem Laufenden.“ Nachdem Rio das Gespräch mit seinem Anwalt beendet hatte, blickte er auf und sah Evie im Raum stehen. Sie trug einen blauen Kaschmirpullover und Jeans. Ihr Haar, das vom Duschen noch feucht war, ließ sie noch blasser erscheinen.
„Warum hast du mir nicht erzählt, dass du ein Kind hast?“, fragte sie matt. „Warum hast du es nicht erwähnt?“
Da er es gewohnt war, Frauen auf Distanz zu halten, erwiderte er betont kühl: „Es geht dich nichts an.“ Dann bemerkte er ihren gekränkten Gesichtsausdruck und wünschte, er wäre nicht ganz so schroff gewesen. „Ich rede nicht über mein Privatleben. Mit niemandem.“
„Ich bin nicht irgendeine Reporterin, Rio!“ Fahrig strich sie sich durchs Haar. „Wir haben miteinander geschlafen, verdammt! Wir haben uns …“
„Wir hatten Sex“, sagte er leise. „Eine körperliche Beziehung gibt dir nicht das Recht, an meinem restlichen Leben teilzuhaben. Bilde dir das ja nicht ein.“
Evie zuckte zurück, als hätte er sie geschlagen, und eine Sekunde lang glaubte er, sie würde genau das mit ihm tun. Stattdessen wurde sie noch blasser.
Angespannt nickte sie. „Natürlich nicht. Mein Fehler. Du hast ein Kind. Entschuldige, wenn ich mich der Illusion hingegeben habe, dass du es mir hättest sagen können.“ Sie wandte sich ab und ging zum Tisch, der schon fürs Frühstück gedeckt war.
„Sind das die Zeitungen von heute?“ Mit zittriger Hand nahm sie eine vom Stapel und blätterte darin. „Haben Sie das Foto genommen? Oder hast du noch nicht nachgesehen? Ich fürchte, wir haben ihnen gestern Abend nicht viel Interessantes geboten.“
Schweigend betrachtete Rio sie. Er wusste, dass er ihr die Wahrheit sagen musste, und wunderte sich, warum es ihm so schwerfiel. Er hatte getan, was getan werden musste. Warum fühlte er sich dann so unwohl? „Nein, sie haben das gedruckt, auf dem du mich küsst.“ Er beobachtete ihr Mienenspiel, während sie nach dem nächsten Revolverblatt griff und die Schlagzeile las.
Eine Zeit für Wunder – Rio verliebt. Sie entspannte sich ein wenig. „Sieht so aus, als wären wir noch einmal davongekommen.“
Er presste die Lippen zusammen. „Evie …“
„Tut mir leid. Mich stresst das Ganze nur ziemlich, falls du es noch nicht bemerkt hast. Jeden Morgen machen wir dasselbe durch. Und das Schlimmste ist, dass es nie endet. Sie können das Foto dieses Jahr oder nächstes Jahr
Weitere Kostenlose Bücher