Verlobung auf Italienisch
drucken – es hört nie auf.“
Rio fragte sich, seit wann er ein Gewissen hatte. „Evie, sie werden das Foto nicht benutzen“, gestand er widerstrebend.
Seine Worte ließen sie aufblicken. „Ja, solange wir ihnen interessantere Motive liefern. Aber früher oder später wird unsere ‚Romanze‘ sie langweilen, und dann wollen sie etwas Pikanteres.“
„Ich kann dir garantieren, dass sie das Foto nicht drucken werden.“
„Wie denn? Haben deine Leute den Fotografen gefunden?“ Verblüfft ließ sie die Zeitung auf den Tisch fallen. „Ja?“
Er musste es ihr jetzt sagen. „Ja. Wir haben ihn gefunden.“
Ihre Miene verriet erst Erleichterung, dann Fassungslosigkeit. „Aber das heißt nicht, dass du die Veröffentlichung verhindern kannst. Ich meine, er hatte genug Zeit, um es zu verkaufen. Vermutlich ist es zu spät.“
„Er hat es nicht verkauft. Meine Männer haben die Kamera konfisziert.“
„Aber wie …?“
„Und zwar weniger als fünfzehn Minuten, nachdem er das Foto geschossen hatte“, berichtete er. „Antonio stand vor der Tür zum Penthouse. Er hat den Kerl sofort in Gewahrsam genommen.“
Eine Weile herrschte spannungsgeladenes Schweigen. Als sie ihn starr anschaute, verstärkte sich seine Anspannung.
„Das heißt …“ Evie schluckte mühsam. „Oh nein!“ Dann sank sie aufs nächste Sofa. „Du hast mir erzählt … Du hast mich in dem Glauben gelassen …“ In ihren Augen lag ein schockierter Ausdruck. „Wie konntest du mir das antun?“
„Weil es nötig war. Weil es das Richtige war.“
„Das Richtige?“ Sie schlug die Hände vors Gesicht und ließ sie dann wieder sinken. Offenbar fehlten ihr die richtigen Worte, um sich auszudrücken. „Ich war fast außer mir vor Sorge! Mein Großvater ist sechsundachtzig, und ich dachte …“ Ihr Gesicht war schmerzverzerrt. „Ich dachte, er könnte wieder einen Schlaganfall erleiden, wenn er das Foto sieht. Ich hatte solche Angst …“
„Deswegen habe ich dir ja auch versichert, dass sie das Foto nicht drucken werden.“
„Aber du hast mir nicht gesagt, warum du dir so sicher bist!“ Nun stand sie auf. Ihr Entsetzen war unverhohlenem Zorn gewichen. „ Du hattest den Fotografen engagiert! Du hast mit dem schmierigen Carlos unter einer Decke gesteckt!“
„Nein“, unterbrach Rio sie schnell. „Das ist nicht wahr. Das Ganze war tatsächlich ein abgekartetes Spiel.“ Nervös fuhr er sich durchs Haar. Obwohl er schon viele schwierige Verhandlungen geführt hatte, stellte dieses Gespräch die größte Herausforderung dar. „Aber ich gebe zu, dass ich es mir zunutze gemacht habe. Ich hatte keine andere Wahl.“
„Und ob du das hattest. Du hättest mir die Wahrheit sagen können.“
„Ich wusste nicht, ob du etwas damit zu tun hast.“
„Ich habe dir doch beteuert, dass dies nicht der Fall ist.“
Er verzichtete darauf, ihr zu verkünden, dass viele Frauen aus Gewohnheit logen. In der kurzen Zeit, die er sie kannte, war ihm klar geworden, dass Evie anders war. „Als ich gemerkt habe, dass du die Wahrheit sagst, steckten wir schon mittendrin. Ich fürchtete, du könntest mich im Stich lassen.“
„Du hast mich also benutzt, stimmt’s?“
Schweißperlen traten ihm auf die Stirn. „Ja.“
„Aber du …“ Sichtlich fassungslos, strich sie sich durchs Haar. „Aber wir hatten Sex. Wie hast du das gerechtfertigt? Waren da Kameras im Schlafzimmer?“
„Du hast die Initiative ergriffen.“
Gequält lachte sie. „Dann bist du ja aus dem Schneider.“ Tränen schimmerten in ihren Augen. „Du hast mir gesagt, du wärst rücksichtslos und es würde mir nicht schwerfallen, mit dir Schluss zu machen. Du hattest recht. Es ist vorbei. Das war die kürzeste Verlobung in der Geschichte.“
„Ich gebe zu, dass es falsch war, es dir zu verschweigen“, flüsterte er. „Aber geh nicht.“
„Warum? Weil du dein kostbares Geschäft noch nicht über die Bühne gebracht hast? Was stimmt eigentlich nicht mit dir? Das Geld ist dir nicht wichtig. Du willst nur um jeden Preis gewinnen.“ Evie warf den Kopf nach hinten und verließ das Zimmer, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. „Es gibt einige Dinge im Leben, die wichtiger sind als Geld, Rio. Gefühle zum Beispiel. Integrität. Ehrlichkeit. Und falls dir diese Begriffe nichts sagen, dann kauf dir ein Wörterbuch und schlag sie nach.“
Vergeblich suchte er nach den richtigen Worten, um sich aus der Affäre zu ziehen. Ohne nachzudenken eilte er ihr nach und blieb auf der
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