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Verlockend untot

Verlockend untot

Titel: Verlockend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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nicht schrecklich. Bei seinem Alter Ego, dem Drachen, der Pritkin und mich durch ein Bürogebäude verfolgt hatte, wären sie vollkommen normal gewesen. Aber diese glühenden Kugeln im Ant-litz eines Menschen zu sehen, mit schlitzförmigen, reptilienartigen Pupillen…
    Tiefe Abscheu ließ mich schaudern. Plötzlich standen mir die Haare zu Berge.
    Und mir wurde klar, wohin der fünfte Spartoi verschwunden war.
    Panik erfasste mich, und ich versuchte erneut zu springen, mit dem gleichen Ergebnis wie zuvor: Etwas riss mich zurück und warf mich vor Niall zu Boden, mit einer Wucht, die mir neuerlichen Schmerz bescherte. Ich stellte mir ein magisches Lasso vor, das mich aus dem Sprung zurückholte, doch einen Moment später wusste ich, dass das nicht die Erklärung war. Denn das vor mir stehende Geschöpf hob etwas.
    Das Licht der Blitze tanzte über eine kleine goldene Kette mit einem vertrauten Anhänger. »Erkennst du das?«, fragte Niall freundlich. »Ich habe es deinem guten Freund abgenommen, dem Kriegsmagier. Ich meinte, Jonas hätte mich geschickt, um es zu holen, aber er schien mir nicht zu glauben.«
    Ich starrte auf das harmlos wirkende kleine Ding, das langsam hin und her schwang, und erinnerte mich plötzlich daran, dass ich Pritkin heute nicht gesehen hatte. Ich hatte mir nichts weiter dabei gedacht und angenommen, dass er ausruhte, aber vielleicht…
    Mir wurde plötzlich eiskalt.
    »Was … was hast du mit ihm angestellt?«, brachte ich hervor.
    Blut tropfte von meinem Kinn; ich machte mir nicht die Mühe, es wegzuwischen.
    »Sagen wir: Ich glaube, du solltest nicht damit rechnen, dass er dir noch einmal zu Hilfe kommt. Oder jemand anders. Die Krönung hat begonnen; alles ist abgeriegelt. Und wenn die Zeremonie zu Ende geht…« Er lächelte. »Ich glaube, bis dahin ist von dir nicht mehr viel übrig.«
    »Darauf würde ich nicht wetten«, knurrte ich und sprang.
    Natürlich kam ich nicht weit. Dafür sorgte die verdammte Kette, die ich in kleine Stücke zerreißen würde, sobald ich dazu Gelegenheit bekam – sie zog mich sofort zurück. Aber ich bekam den Arm frei und materialisierte zwei Meter entfernt, hinter Niall.
    Er drehte sich um, und sein sechster Sinn warnte ihn vor Gefahr, als zwei geisterhafte Messer aus meinem Armband sprangen. In der Dunkelheit schienen sie ein wenig heller zu sein als sonst, aber sie zeigten die übliche Begeisterung für Gewalt. Was sie bewiesen, als sie sich mit so großem Enthusiasmus in Nialls Brust bohrten, dass er nach hinten gegen einen Baum gestoßen wurde. Und dort hielten ihn die Messer fest.
    Etwa eine Sekunde lang. Er hatte die Hände frei, benutzte sie aber gar nicht. Er beugte sich nach vorn, wodurch die Messer bis zum Heft in seinem blutigen Hemd steckten. Und dann verschwanden sie ganz in seiner Brust, als er einfach nach vorn trat. Es kam zu einem kurzen Zögern, als die Hefte der Messer auf Widerstand trafen, vielleicht beim Herz oder einer Rippe, wer weiß? Dann riss sich Niall ganz los, mit einem knirschenden, schmatzenden Geräusch, das mich mit Ekel und Entsetzen erfüllte, noch bevor ich die beiden blutigen, schleimigen Messer hinter ihm im Holz des Baums stecken sah.
    Ich blinzelte, und er war bei mir und trat erneut auf mein Handgelenk, so fest, dass ich glaubte, das Knacken brechender Knochen zu hören. Heißer Schmerz flammte durch meinen Arm, und ich schnappte nach Luft. Und dann drehte Niall den Fuß, wodurch Knochensplitter über Knochensplitter schabten.
    Ich schrie und versuchte, mich nicht um das gebrochene Handgelenk zusammenzurollen, sondern zu springen. Aber verdammt, es tat weh, richtig weh, und ich konnte mich nicht konzentrieren …
    Ich konnte überhaupt nichts tun, mich nicht einmal bedecken.
    Das Laken, in das ich mich gewickelt hatte, lag einige Meter entfernt, und ich war nackt, abgesehen von jeder Menge Schlamm.
    Aber Niall schien das völlig egal zu sein. Es zeigte sich keine Begierde in seinen schrecklichen Augen, als er auf mich herabsah, keine Leidenschaft, nicht ein Hauch menschlicher Emotion. Nur kalte Berechnung, das eisige Starren eines Drachen.
    »Ich glaube, das wird mir gefallen«, sagte er ruhig.
    »Geht es dir um Rache?«, ächzte ich.
    »Nein, du dummes Kind. Die Rache ist eine Dreingabe. Dies ist das Ende einer Jagd, die lange vor deiner Geburt begann. Als sich die verdammte Zicke namens Artemis gegen ihr eigenes Volk wandte und die Götter aus einer Welt verbannte, die ihr gehörte. Mit ihrer Macht über die

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