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Verlockend untot

Verlockend untot

Titel: Verlockend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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Ausnahme. Im Kampf hielt man nicht inne, um jemanden zu betrauern, nie. Das sparte man sich für später auf, wenn man wieder zu Hause war. Verstanden?
    Ich hatte verstanden. Ich hatte ihm gesagt, dass ich verstand. Ich hatte es ihm versprochen, und jetzt musste ich … Ich musste… mich konzentrieren.
    Ja, ich musste mich konzentrieren. Ich musste zu meinem Körper zurück… zu meinem Körper. Wo befand er sich? Ich konnte nichts sehen. Und jetzt tat es weh, als das Zerren zunahm und ich noch mehr Kraft verlor…
    Blauschwarze Wolken waren überall, umgaben mich auf allen Seiten. Ich drängte nach vorn und hoffte, dass ich mich in die richtige Richtung wandte, denn ich konnte nur gelegentlich etwas sehen, hier und dort, meistens Sterne und Bäume. Gelegentlich erhaschte ich einen Blick auf meinen Körper, der immer wieder seine Position zu verändern schien. Ich wusste, dass er sich nicht selbst bewegte, dass ich es war, die vom Kurs abkam, aber ich konnte nichts dagegen unternehmen.
    Ich hob eine inzwischen fast durchsichtig gewordene Hand und sah den Dunst durch sie, als sei sie selbst Teil davon, als löste sie sich von mir, um mit den Nebelschwaden fortzuschweben. Vielleicht täuschte dieser Eindruck nicht. Vielleicht gehörte die Hand schon gar nicht mehr zu mir. Löste ich mich auf? Meine Wahrnehmung wurde undeutlicher, und ich wusste nicht, ob es an den Wolken lag, die meine Kraft aufsaugten, oder ob meine Augen schlechter wurden.
    Es war auf jeden Fall eine üble Sache, denn wie sollte ich meinen Körper finden, wenn ich nichts mehr sah?
    Trotzdem setzte ich den Weg fort und hoffte, dass ich im wahrsten Sinne des Wortes über ihn stolperte. Würde ich es merken?
    Wahrscheinlich schon
, dachte ich. Das eigentliche Problem bestand darin, ihn zu entdecken, denn der Hang des Hügels bot ziemlich viel Platz, und mein Körper war klein, und ich konnte nichts sehen …
    »Cassie!«
    Das Geräusch war ebenso vage und undeutlich wie meine gegenwärtige Gestalt und alles andere. Ich war nicht einmal sicher, ob ich den Ruf tatsächlich gehört hatte, doch dann erklang er erneut, wie ein Echo des ersten, aber lauter, und er kam von der rechten Seite.
    Diesen Eindruck gewann ich zumindest und wandte mich instinktiv in die entsprechende Richtung.
    »Cassie!« Da war er wieder, jetzt noch etwas näher, obwohl…
    Ganz sicher war ich nicht. Ich hatte keine Ohren; wie sollte ich ohne Ohren hören? Vielleicht hatte ich auch keine Augen mehr, und möglicherweise fehlte mir auch alles andere – ich hatte inzwischen das Gefühl, dass es zu schwer für mich war, etwas so Kompliziertes wie einen Körper zu behalten. In meiner Vorstellung sah ich kurz eine silberne Kugel, die an einer Wand aus Wolken glänzte und hell leuchtete vor dem dunklen Hintergrund. Aber wahrscheinlich bildete ich sie mir nur ein, denn immerhin konnte ich nicht mehr sehen…
    »Cassie!«
    Ich zuckte zusammen, denn diesmal war der Ruf aus unmittelbarer Nähe gekommen. Ja, er war nahe, ganz nahe …
    Da.
    Ich fühlte einen Körper, nicht meiner, aber vertraut. Warm. Voller Leben. Verletzt.
    Warum war er verletzt?
    »Cassie! Hör mir zu. Du musst in deinen Körper zurückkehren, jetzt sofort!«
    In meinen Körper zurück, ja. Ich musste in ihn zurück… Aber wo war er? Ich streckte eine Hand aus, oder etwas, das eine Hand gewesen wäre, wenn ich noch eine gehabt hätte. Es schien nur eine Ranke aus Dunst zu sein …
    Und dann zog ich die Hand – beziehungsweise die Ranke – zurück und wimmerte vor Schmerz, denn etwas schien ein Stück aus ihr gebissen zu haben. Himmel, wie weh das tat! Aber es brachte auch Klarheit in mein Bewusstsein oder in das, was davon übrig war, denn plötzlich erinnerte ich mich: Mein Körper lag auf dem Boden.
    Ich ließ mich fallen und hörte ein Kreischen, ein zorniges Heulen voller Gier, Pein und Verzweiflung…
    Und dann war ich zurück, aber nicht auf einen Schlag, wie es einmal geschehen war. Die Rückkehr erfolgte Stück für Stück – mein Geist schien nicht in den Körper zu strömen, sondern langsam in ihn zu tropfen. Und wie seltsam: Ich fühlte mich gar nicht viel anders.
    Ich blickte zum Himmel hoch, in den fast senkrecht fallenden Regen, der hier und dort das Licht des Mondes widerspiegelte. Sein Vorhang war nicht dicht genug, das Funkeln der Sterne dahinter verschwinden zu lassen, die sich an einigen Stellen zwischen den Baumwipfeln zeigten. Ich beobachtete, wie der Mond auf einem Meer aus Wolken schwamm und

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