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Verlockend untot

Verlockend untot

Titel: Verlockend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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Mutter, aber nicht ihre Ausdauer. Schon jetzt atmete ich schwer – die Zeitwelle war recht anstrengend gewesen –, und einige weitere Sprünge würden mich an den Rand der Erschöpfung bringen. Ich musste von den Sprüngen, die mir noch blieben, den bestmöglichen Gebrauch machen.
    Deshalb sprang ich beim nächsten Mal nicht nur durch den Raum, sondern auch durch die Zeit.
    Normalerweise konnte ich kurze Zeitsprünge nicht sehr gut abschätzen. Mit einem Tag war so weit alles in Ordnung, auch noch mit zwölf Stunden, aber kürzere zeitliche Abstände bereiteten mir Schwierigkeiten. Manchmal klappte es, manchmal nicht. Na schön, meistens klappte es nicht. Deshalb war ich ziemlich überrascht, als ich mich auf der rechten Seite des Spartoi wiederfand, zu dem Zeitpunkt, als er die Bäume in Brand setzte.
    Eine noch größere Überraschung bestand darin, dass ein zweiter Drache direkt über mir erschien.
    Ich erstarrte und verbarg mich im Schatten meines Widersachers.
    Plötzlich begriff ich, was das Quecksilber-Gefühl bedeutete, das ich zuvor gehabt hatte: Der Spartoi musste den gleichen Verfolgungszauber auf mich gelegt haben wie auf meine Mutter.
    Was bedeutete, dass ich den Burschen bei Sprüngen durch die Zeit mitnahm.
    Prächtig.
    Mich rettete nur der Umstand, dass er nach vorn sah und nicht nach unten, denn sonst hätte er mich sofort bemerkt. Vielleicht war er zu sehr damit beschäftigt, seinem früheren Selbst eine Warnung zuzurufen. Ich wusste nicht, welche Sprache sie benutzten, aber wenn der Spartoi, den ich mitgenommen hatte, dem anderen verriet, wohin ich springen würde, war ich so gut wie tot. Verdammter Mist!
    Zum Glück geschah alles so schnell, dass der frühere Spartoi mit den Informationen, die er plötzlich bekam, nichts anfangen konnte.
    Mit einem ohrenbetäubenden Kreischen griff er mein früheres Selbst an, während mein Spartoi aufstieg und nach meinem gegenwärtigen Ich Ausschau hielt.
Zum Teufel damit
, dachte ich. Trotz der Kälte klebte mir das Haar an den schweißfeuchten Wangen, und ich hatte meinen Herzschlag laut in den Ohren. Ich überlegte, ob ich noch genug Saft für eine zweite Zeitwelle hatte.
    Sie musste funktionieren. Und da diese Biester so schnell waren, gab es nur eine Möglichkeit, ganz sicher zu sein. Ich sammelte meine Kraft und sprang …
    Auf den Rücken des Drachen.
    Ich hatte gehofft, dass ihm die zusätzlichen sechzig Kilo für einige Sekunden nicht auffallen würden, denn bestimmt wog er mindestens siebzig Mal so viel. Aber da irrte ich mich. Kaum war ich auf ihm materialisiert, stimmte er ein zorniges Gebrüll an, das von den Bergen um uns herum widerhallte. Und dann machte er eine Fassrolle.
    Ich schrie und konnte mich nur an regenglatten Schuppen festhalten, die mir über die Haut kratzten, als ich nach ihnen griff. Und natürlich rutschten meine Hände an ihnen ab. Aber als ich fiel, warf ich meine letzte Zeitwelle. Ich beobachtete, wie sie vom Kurs abkam, einen großen Flügel traf, den Körper aber verfehlte, und mir blieb nicht genug Zeit für einen Fluch …
    Denn in der nächsten Sekunde prallte ich schwer auf den Boden.
    Ich landete auf der Seite, und natürlich war es die Seite mit dem verletzten Handgelenk. Heftiger Schmerz durchzuckte mich, so intensiv, dass mir ein zweiter Schrei in der Kehle stecken blieb. Ich wand mich im Schlamm, und für einige Sekunden hinderte mich die Pein daran, einen klaren Gedanken zu fassen.
    Und als ich schließlich wieder denken konnte, gefielen mir meine Gedanken nicht.
    Ich sagte mir, dass ich nur außer Atem war, nach einem Sturz aus einer Höhe von fünf oder sechs Metern auf weichen, von den Krallen zweier Drachen aufgewühlten Boden. Ich sagte mir, dass es mir gleich bessergehen würde, dass ich nur meine Kraft sammeln musste, um das alles zu überstehen. Ich sagte mir, dass es keinen Grund zur Sorge gab, dass Panik völlig unangebracht war.
    Und mit genug Atem hätte ich laut gelacht, denn ich konnte mir kaum eine Situation vorstellen, die sich besser für Panik eignete.
    Schließlich gelang es mir, nach Luft zu schnappen, aber es war zu spät. Ein Schatten fiel auf mich, ein menschlicher Schatten, denn der Spartoi hatte sich erneut verwandelt. Wahrscheinlich glaubte er, nicht die zusätzliche Kraft eines Drachen zu benötigen, um einer Halbtoten den Rest zu geben, und leider musste ich ihm da recht geben.
    Er verharrte neben mir und starrte mit diesen schrecklichen Augen auf mich herab. »Du hast vergessen, dass

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