Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verlockende Angst

Verlockende Angst

Titel: Verlockende Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer L. Armentrout
Vom Netzwerk:
hätte das gedacht.
    Keine Ahnung, wie viel Zeit verging, während ich den Dummy zusammenprügelte. Als ich aufhörte, atmete ich schwer und war in Schweiß gebadet. Ich stützte die Hände auf die Knie. Vor mir schwankte der Dummy hin und her. Die Kampfübung hatte meine allgemeine Verstimmung über… alles nicht gelindert.
    Ich richtete mich auf und drehte meine rechte Hand um.
    Die blaue Rune war schwach zu erkennen, aber keineswegs verschwunden. Ich marschierte zu der Stelle, an der mein Kapuzenpulli lag, und zog ihn über.
    Ein leiser Schauer überlief mich. Ich drehte mich um und musterte den leeren Trainingsraum. Es war das gleiche Gefühl wie an dem Abend, als ich Marcus’ Büro verlassen hatte. Wie eine Warnung, dass ich nicht allein war. Ich nahm sie ernst.
    Die Deckenbeleuchtung flackerte und ging dann aus, sodass der Raum plötzlich dunkel war. Ich hätte mir Supersehkraft oder etwas Ähnliches gewünscht, denn ich konnte gar nichts erkennen. Nicht einmal die Tür, und ich hätte den Raum wirklich gern verlassen. Alle meine Sinne forderten mich dazu auf. Hier stimmte etwas nicht, irgendetwas war…
    Hinter mir bewegte sich die Luft, hob das feuchte Haar in meinem Nacken und streichelte die Haut wie ein Liebhaber. Ich fuhr herum, schlug zu und traf nichts als leere Luft.
    Mein Atem ging schwer und meine Stimme klang hoch. » Wer ist da? «
    Nichts… aber dann hörte ich etwas. » Hör mir zu, Alexandria! «
    Diese Worte– o Götter, sie glitten über meine Haut wie edelste Seide. Ich ließ die Arme sinken und meine Augen schlossen sich wie von selbst. Ein Rest meines Verstands, der noch arbeitete, erkannte den geistigen Zwang, doch dieser Gedanke erlosch flackernd.
    Ich spürte, wie sich die Luft abermals bewegte. Eine Hand legte sich in meinen Nacken und eine leise Stimme flüsterte mir etwas ins Ohr. Meine Gedanken huschten hin und her, bis sie jede Bedeutung verloren. Sie waren von Anweisungen erfüllt, die der bewusste Teil meiner selbst nicht erkannte, aber ich würde sie trotzdem befolgen.
    » In Ordnung « , hörte ich mich mit traumverlorener Stimme sagen.
    Undeutlich merkte ich, dass die Luft ringsum zur Ruhe kam und das Licht wieder aufflammte. Ich schwebte praktisch aus der Trainingsarena. Draußen, wo die Temperaturen fast den Nullpunkt erreichten, würde ich vielleicht einfach in den Nachthimmel aufsteigen.
    Ich glaube, das hätte mir gefallen.
    Ich stellte fest, dass ich am Eingang des dunklen Labyrinths stand. So sollte es sein und mein Körper wusste das. Ich bückte mich und löste meine Schnürsenkel. Meine Finger glitten ein paarmal an den Knoten ab, aber schließlich zog ich Schuhe und Strümpfe aus. Ich stellte sie nebeneinander auf dem gefrorenen Boden ab. Dann zog ich mein Sweatshirt aus, faltete es ordentlich zusammen und legte es auf meine Schuhe.
    Ich betrat das Labyrinth und lächelte, als mir kühle Luft über die nackten Arme strich, die sich noch immer schweißnass anfühlten. Planlos wanderte ich umher– mit dem einzigen Ziel, immer weiterzugehen, bis ich zu müde zum Laufen wäre. Denn so lauteten meine Anweisungen– einen Fuß vor den anderen zu setzen.
    Es begann zu schneien.
    Wunderschöne große Flocken segelten aus dem Himmel herab und fielen auf meine Arme. Jede Flocke fühlte sich an, als gehöre sie dorthin– als gehöre ich hierher. Schnee überzog mein Haar und lag auf meiner kalten Haut. Ich stieß den Atem in sichtbaren Wölkchen aus, die allmählich immer kleiner wurden.
    Stunden mussten vergangen sein und mir fielen die Schritte zunehmend schwer. Ich stolperte und stürzte mit Knien und Handflächen auf die harte Erde. Vor dem Hintergrund des schneebedeckten Bodens sah meine Haut seltsam aus. War sie etwa blau? Nein, nicht ganz blau, aber die Adern schienen undicht zu sein und färbten meine Haut blassviolett.
    Das sah sehr hübsch aus.
    Schwankend richtete ich mich auf und gewann mühsam mein Gleichgewicht wieder. Ich war müde, aber eine gewisse Wegstrecke musste ich noch schaffen. Ich ging weiter. Eigentlich trippelte ich nur noch. Ich spürte meine Zehen nicht mehr und meine Haut fühlte sich angenehm taub an. Abermals stolperte ich, diesmal gegen ein eiskaltes Standbild. Ich ließ mich an dem Marmor hinabgleiten und fühlte, wie die rauen Kanten des Steins über die Haut kratzten. Es hätte wehtun müssen, aber als ich so dasaß, wurde mir klar, dass ich überhaupt nichts spürte.
    Irgendwann lag ich auf dem Rücken und blinzelte zu der geflügelten

Weitere Kostenlose Bücher