Verlockende Angst
es ihm, näher zu kommen, und ich… ich stieß ihn weder weg, noch bewegte ich meine Hände. Daraus schien Seth seine Schlüsse zu ziehen, denn seine Hände lösten sich vom Beckenrand und umfassten meine Taille.
» Weißt du was? « Sein Atem strich warm über meine Wange. » Ich mache eine Menge Blödsinn, aber im Moment möchte ich wirklich die dümmste aller Dummheiten tun. «
» Und die wäre? «
» Ich will dich küssen. «
Mein Magen krampfte sich zusammen. » Das ist doch verrückt. Ich bin nicht Elena… oder sonst ein Mädchen. «
» Ich weiß. Vielleicht will ich es deshalb. «
Ich drehte den Kopf in die andere Richtung– jedenfalls dachte ich das. Das war meine Absicht gewesen, aber aus irgendeinem Grund bewegte sich mein Kopf in die Richtung, in die er nicht sollte– auf Seth und seinen warmen Atem zu. » Du willst mich gar nicht küssen. «
» Doch. « Seine Lippen strichen über meine Wange und erzeugten Schauer, die nichts mit der kalten Luft ringsum zu tun hatten.
Meine Hände glitten von seinen Schultern und umklammerten den Beckenrand. » Nein, willst du nicht. «
Ich hörte Seths leises Lachen an meiner Wange. Seine Finger strichen an meinem Rückgrat hinauf und dann legte er mir eine Hand um den Nacken. » Willst du mit mir darüber streiten, was ich will? «
» Du streitest doch immer mit mir. «
» Du bist albern. « Ich spürte, wie er lächelte, als seine Lippen an meinem Kiefer entlangglitten, über die Prellung hinweg. » Das ist eine ärgerliche Eigenschaft und doch total liebenswert. «
Mein Herz schlug viel zu schnell. » Also… du gehst mir auch auf die Nerven. «
Wieder lachte er und zog mich an seine Brust. Meine Finger verloren ihre schwache Verbindung zur Realität und sanken ins Wasser. » Wieso reden wir eigentlich immer noch? «
Ich legte die Wange an seine Schulter und schloss die Augen. » Jetzt kannst du reden, ohne dass ich dir den Mund verbiete. Weil wir… nichts anderes tun. «
» Weißt du eigentlich, wie süß ich dich finde? « Er bewegte sich und drückte mich mit dem Rücken gegen die Wand des Schwimmbeckens. Seine Hand löste sich von meiner Taille und strich abwärts, über meine Hüfte und meinen Schenkel. Ich fuhr zurück, aber es war zu spät. Er hatte mein Bein um seinen Oberschenkel gelegt.
» Was… machst du da? « Ich fand es widerlich, wie atemlos meine Stimme klang, und war verwirrt von dem glühenden Begehren, das mich durchfuhr.
» Willst du wissen, warum ich dich so süß finde? « Er strich mir über das Knie.
» Warum? «
» Weil ich weiß, wie sehr du dich nach einem Kuss von mir sehnst. « Mit einer Hand umfasste er mein Kinn, mit der anderen schob er meinen Kopf zurück.
» Das ist nicht wahr. «
» Du lügst. Warum? Ich habe keine Ahnung. « Er legte die Lippen an meine Wange, dann an meinen Hals, an meine Schulter. Die Hand, die auf meinem Bein lag, glitt zwischen meine Schenkel. Das Blut pochte mir in den Schläfen, mein Herz schlug heftig. » Ich spüre, was du fühlst. Und ich weiß, dass du von mir geküsst werden willst. «
Ich packte seine Arme. » Das ist nicht… «
» Nicht was? « Er hob den Kopf und unsere Nasen berührten sich.
» Ich… «
» Lass dich einfach von mir küssen! «
Götter, ich wollte unbedingt, dass er mich küsste. Seine Hände sollten weitermachen. Aber hatte das irgendetwas mit dem Herzen zu tun… oder war das auch nur körperlich? Lag es einfach an unserem gemeinsamen Schicksal? An dieser Verbindung, diesem Band– was immer es war–, das uns beherrschte? Es spannte sich zwischen uns und wurde immer enger, bis nichts anderes mehr existierte. Was ich für Aiden empfand, war kein Ergebnis einer Verbindung, und das Gefühl verging auch nicht, weil er meine Gefühle nicht erwiderte. Ich hinterfragte nicht einmal, was es war. Und die Sache mit Seth? Da musste ich alles hinterfragen.
Ich schlug die Augen auf. » Sind wir noch in der Wirklichkeit? «
» Mehr denn je. « Er lehnte sich zurück und strich mir eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht.
Ich wollte ihn küssen, wollte ihn auch umschlingen. Das Begehren, das er mit seinen Händen erzeugte, war so deutlich spürbar, dass ich es nicht leugnen konnte. Doch dann erblickte ich die Runen, die an seinem Hals herabliefen und sich langsam der Stelle näherten, an der meine Hände auf seiner Haut lagen. Und plötzlich bezweifelte ich, dass ich meinem eigenen Wunsch trauen konnte. Zwischen uns war etwas, das keiner von uns richtig
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