Verlockende Angst
begriff. Wir wussten nicht, was die Verbindung zwischen uns tatsächlich beherrschte, welche Wünsche uns womöglich aufgezwungen wurden.
Sein Atem strich über meine Wange, dann über meine Lippen. » Lass dich einfach von mir küssen, Engel! «
Bei Aiden gab es weder innere noch äußere Zwänge, die mich zu ihm hinzogen, sondern nur die Gefühle, die ich für ihn empfand. Und es spielte keine Rolle, dass es verboten war oder dass er mich nicht wollte.
Plötzlich ließ Seth die Hände sinken. Ich prallte gegen den Beckenrand und zuckte zusammen, als mir die harten Fliesen über die Haut schabten. Das Zeichen des Apollyon waberte über seine Brust. » Du denkst an Aiden. «
Ich biss mir auf die Lippen. » Nicht so, wie du denkst. «
Er fuhr sich mit beiden Händen über den Kopf. Dann näherte er sich wieder, bis sich unsere Gesichter fast berührten. » Verstehst du? Ich weiß nicht, was schlimmer ist. Dass ich dumm genug war, dich küssen zu wollen, oder der Umstand, dass du immer noch besessen bist von einem Jungen, der dich nicht will. «
Ich blinzelte. » Wow. Das ist jetzt ziemlich hart. «
» Es ist die Wahrheit, Alex. Du kannst ihn nicht haben, selbst wenn er dir seine unsterbliche Liebe gesteht. «
Ich fuhr herum und hievte mich aus dem Schwimmbecken. Als ich über ihm stand, lief mir das Wasser aus dem unbrauchbar gewordenen Kleid vor die Füße. » Dass ich nicht mit ihm zusammen sein kann, ändert nichts an meinen Gefühlen. «
Blitzschnell hatte er das Wasser verlassen. » Wenn du eine so tiefe Liebe für Aiden empfindest, warum wolltest du mich dann so unbedingt küssen? «
Vor Zorn lief ich rot an. So wütend konnte mich nur Seth machen, wenn er ein Argument vorbrachte, gegen das ich nichts einzuwenden hatte. » Ich habe dich aber nicht geküsst, Seth! Das sollte deine Frage beantworten. «
» Du wolltest aber. Glaub mir, ich weiß es. « Er setzte seine selbstzufriedene Miene auf. » Du wolltest es wirklich. «
» Ich weiß nicht einmal selbst, was ich will! « , schrie ich und meine Hände ballten sich zu Fäusten. » Woher willst du es denn wissen, Seth? Woher weißt du, ob dahinter nicht die verdammte Verbindung zwischen uns steckt und nicht die Wirklichkeit? «
Der Zorn schwand aus Seths Augen und wich aufrichtiger Verblüffung. » Du denkst, es ist nur die Verbindung? Glaubst du wirklich, ich habe keine echten Gefühle für dich? «
Ich lachte böse. » Das sagst du doch selbst ständig! Immer wenn du etwas für mich tust, dann zwingt dich angeblich die Verbindung dazu. «
» Hast du schon einmal darüber nachgedacht, dass ich vielleicht nur Spaß mache? «
» Nein! Warum sollte ich? Du sagst, die Verbindung zwischen uns wird stärker « , erklärte ich. » Deswegen willst du mich küssen. Das ist nicht die Wirklichkeit. «
» Ich weiß, warum ich dich küssen möchte, Alex. Und das hat nichts damit zu tun, dass wir Apollyons sind. Anscheinend hat es bei dir auch nichts mit Vernunft zu tun. «
Ich kniff die Augen zusammen. » Ach, halt den Mund! Ich habe keine Lust, mit dir… «
» Ich kenne den Grund ganz genau. « Seth kam auf mich zu und drängte mich gegen die Kachelwand hinter mir, bis er nur noch Zentimeter vor mir stand. » Muss ich dich wirklich mit der Nase darauf stoßen? «
Ich zitterte in der kalten, feuchten Luft und legte die Hände flach gegen die Wand. » Brauchst du nicht. «
» Du bist die enttäuschendste Person, die ich kenne. «
Ich hob die Schultern. » Und deshalb willst du mich küssen? Du spinnst. «
Seine Augen glühten wie flüssiges Gold. » Spürst du gerade die Verbindung zwischen uns? «
Ich runzelte die Stirn und suchte nach den verräterischen Anzeichen dafür, dass die Verbindung am Werk war. Ich spürte jedoch weder diese Hitze, die mich überschwemmte, noch diese Nervosität. Daher vermutete ich, dass die Verbindung derzeit nicht bestand. » Nein, eigentlich nicht. Aber ich weiß auch nicht, wie sie sich… «
Seth legte die Hände um mein Gesicht und näherte sich meinen Lippen. Ich erstarrte, denn es verblüffte mich, dass er mich immer noch küssen wollte. Aber so war es. Zart, behutsam, fragend, so als hätte er noch nie zuvor geküsst. Dabei wusste ich ganz genau, dass es ganz anders war.
Ich musste ihn aufhalten. Wenn ich ihm erlaubte, mich zu küssen, dann war unsere Auseinandersetzung vollkommen sinnlos. Stattdessen schloss ich die Augen. Sein Mund fühlte sich so warm und schwindelerregend an. Dann wurde der Kuss tiefer,
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