Verlockende Versuchung
jedoch ohne Erfolg. Er hielt sie in seinem eisernen, unnachgiebigen Griff und drückte sie hart gegen die Wand, um dann nach der Kerze zu tasten. Die Flamme flackerte so wild, dass Devon fürchtete, sie könnte ihr Haar in Brand setzen. Lüsterne schwarze Augen glitten über ihre weichen Gesichtszüge. Im nächsten Moment ließ Harrys unvermitteltes, derbes Lachen Devon zusammenfahren. »Das könnte dir so passen, Liebchen! «
Seine schmalen Lippen verzogen sich zu einem abscheulichen Grinsen.
»Oh, komm schon, Süße! Du has' Freddie getötet! Has' du wirklich geglaubt, ich würde das so schnell vergessen? « , Zischte er ihr ins Ohr, und sein übel riechender Atem hätte Devon beinahe die Sinne geraubt.
»Wie hast du mich überhaupt gefunden?« Devon musste all ihren Mut zusammennehmen, um mit ihm zu sprechen.
Feixend holte Harry einen zerknitterten Zeitungsartikel aus seiner Jackentasche. Devon musste ein Stöhnen unterdrücken. Es handelte sich um die Zeichnung, die in der Klatschspalte abgedruckt gewesen war!
»Tja, das war nich' schwer; jedenfalls nich', nachdem ich das hier gesehen hab! « Er stieß ein verächtliches Lachen aus. »G'rad, als ich dachte, dass ich dich nie finden würd, hab ich dich zufällig in der Zeitung gesehen! Ich hab Glück, Freunde zu haben, die lesen können! «
Er musterte sie mit seinen durchdringenden, gierigen Augen und befühlte andächtig den Stoff ihres Kleides. »Keine Ahnung, wie du 's gemacht hast, Liebchen, aber deine Situation hat sich ganz schön verändert seit der Nacht, in der du mein' Bruder umgebracht hast. «
Ängstlich fuhr sich Devon mit der Zunge über die Lippen. »Was willst du? « , fragte sie mit bebender Stimme.
»Oh, ich denk' du weißt genau, was ich will! « Er blinzelte ihr zu - und machte dann eine Geste, als würde er ihr die Kehle durchschneiden.
Devon rang nach, Luft. Sie musste sich beherrschen und ruhig bleiben, ermahnte sie sich innerlich. Sie würde weder schreien noch weinen. Es würde ihn zu sehr befriedigen, wenn sie ihre Angst offen zeigte.
Sie konnte von Glück sprechen, dass Harry sie nicht auf der Stelle umgebracht hatte, schoss es ihr durch den Kopf - denn sie gab sich bezüglich seiner Absichten keiner Illusion hin.
»Ist es Geld, was du willst? Meine Großmutter wird dir so viel Geld geben, wie du verlangst! « Die Tür war nur angelehnt, und ihr Schlafgemach befand sich nicht weit von der Treppe entfernt. Sie redete laut und deutlich, wobei sie inständig betete, dass Sebastian nicht in den Salon geschlendert war, um dort auf sie zu warten ...
»Sie wird zahlen, verdammt noch mal, und dann wirs' du dafür bezahlen, was du Freddie angetan hast. Ich werd reich sein « , krächzte er, »und du tot! « Seine dunklen Augen funkelten böse, als er ihren Arm noch fester packte. » Und jetzt denk ich, dass es Zeit ist zu gehen, du kleines Miststück ! «
»Glaubst du wirklich, dass du einfach so auf dem Weg hinausspazieren kannst, den du hereingekommen bist?« Innerlich zitterte Devon wie Espenlaub. Wie konnte sie es wagen, ihn derart zu reizen?
» O h, keine Sorge. Wir wer'n das Haus auf einem anderen Weg verlassen. Wo is' dein Großmütterchen?«
»Sie schläft unten im Salon«, log Devon.
»Dann müssen wir wohl leise sein, nich' wahr?« Grinsend öffnete er die Tür mit dem Fuß und schob seine Gefangene auf den Korridor.
Absichtlich ließ Devon sich fallen.
Harry zog sie ruckartig in die Höhe. »Versuch das nich' noch mal«, fauchte er böse, »oder ich schneid dir auf der Stelle die Kehle durch!«
»Aber damit würdest du dich um dein geliebtes Geld bringen, nicht wahr? «
Als Antwort auf ihre Dreistigkeit verdrehte Harry ihr das Handgelenk. Ein stechender Schmerz schoss Devon durch den Arm, und sie fürchtete, er habe ihr die Hand gebrochen.
Harry blieb kurz stehen und blickte angestrengt in Richtung der Eingangshalle. Auch Devons Sinne waren geschärft, doch Sebastian war nirgends zu sehen!
Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, wie Harrys Finger in seinen Mantel glitten und nach dem Messer suchten, das er in einer seiner Tasche versteckt hatte.
»Sebastian!«, schrie Devon heiser. Noch während sie seinen Namen rief, zog sich alles in ihr krampfhaft zusammen. Sie fürchtete die scharfe Klinge - ach, sie erinnerte sich noch sehr gut an das Gefühl von glühend heißem Feuer, das sich wie ein brennender Schürhaken seinen Weg durch ihren Körper gebahnt hatte. Inbrünstig betete sie, dass es diesmal rasch vorbei sein
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