Verlockung der Finsternis (Kriegerinnen der Fiannah) (German Edition)
sich an Neakail, der ihn heimlich musterte , als würde er ihn nicht kennen . Lorcan er kannte sich selbst nicht mehr . „ Du bringst ihn hier raus . ”
„ Vielleicht kann ich helfen ” , bot Gordon an.
„ Sie helfen uns, i ndem Sie mit mir das Gebäude verlassen. ” Neak ail schob ihn auf die Tür zu.
„ Das meine ich nicht ” , wehrte sich der Mensch gegen seine nicht bloß spric h wörtliche Absch iebung. Er kramte in der ausgebeulten Tasche seines Jacketts, ein Schlüssel kam zum Vorschein. „ D en hier haben sie mir gegeben , ein Genera l schlüssel für die … ” Ihm war anzusehen, wie schwer es ihm fiel , das Wort ausz u sprechen. „ D ie Zellen . ” Etwas anderes erwartete Lorcan nicht in den untersten Ebenen. Der Aufbau der Labore wich selten vom bewährten Grundriss ab , oben die Labore, die Quartiere des Personals und d er Wachleute und unten die Kreat u ren , die niema nd in seine r Nähe wissen wollte. Was immer ihm dort begegnete, es hatte mehr mit ihm g e mein als Lorcan zuvor bewusst war – m it ihm und Teagan.
„ Was werden Sie mit ihnen machen? ” Gordon musste nicht präzisieren, von wem er sprach.
„ Sie erlösen ” , antwortete Lorcan knapp . D ort unten erwartete ihn nichts, das eine Zukunft besaß.
„ Aber meine Tochter … ” Die Finger des Menschen ballten sich um den Gen e ralschlüssel , seine Kn ö chel traten weiß hervo r. Ob der Mann ahnte , wie nah er der Wahrheit kam, wenn er fürchtete , zusammen mit diesem Schlüssel das Leben seiner Toch ter in die Hände eines Mörders zu legen? Lorc an blickte auf seine Hände , an denen das Blut seines eigenen Bruders klebte , aber es war allein Te a gans Blut, das ihn reute. Ihr es und das des Mädchens, das gemeinsam mit seinem Zwilling sterben musste, weil er sich nicht zu be herrschen vermochte; w eil er eine permanente Gefahr für jeden in seiner Nähe darstellte. Doch er sah auch die Ve r änderung an seinen Händen. Mit ihnen hatte er Teagan s Vertrauen erlangt , sie berührt, ohne sie zu verletzen; m it ihnen hatte er sie im Schlaf an seiner Seite g e halten , um sie vor ihren Träumen zu be schü t zen und mit denselben Händen, die vielen den Tod ge bracht hatt en, trug er sie zur Krankenst a tion, um ihr L e ben zu retten.
„ Ich halte mein Wort . ” Lorcan hob den Blick und richtete ihn auf den Me n schen. „ I ch werde ihr Leben schonen. ” Hoffentlich war es ke in hohles Verspr e chen, nichts , das er bereute, sollte sich die untote Kreatur, die Rebecca war, der Liebe ihres Vaters unwürdig erweisen . Richtig wäre , sie von ihrer Existenz zu erlösen und ihren Vater von seiner Tochter , so wenig der es wahrhaben wol l te. A ber das Richtige zu tun , war vielleicht nicht immer das Beste. Womöglich traf er eine weitere falsche Entscheidung, wenn er sein Wort gegenüber dem Me n schen hielt , womöglich bestand aber auch die einzig wirklich falsche Entscheidung darin, Teagan auf zug e ben .
Teagan , schlich sich wieder der sehnsüchtige Gedanke in seinen Kopf und linde r te überraschend den Schmerz in seiner Brust . Sie machte aus ihm einen Mann, den er nicht kannte oder verg essen hatte , weil er schon so lange nicht mehr diese r Mann war. Aber vielleicht erinnerte er sich mit ihrer Hilfe an ihn , vie l leicht wurde er ein besser er Mann durch sie und vielleicht verdien t e er eines Tages das Vertra u en, das sie bereits in ihn setzte. Ja, vie l leicht …
„ Neakail ” , stoppte er den Harridan. „ Wir sollten die Leute warnen, ehe wir das Labor zerst ö ren. ”
„ Bist du sicher? ” Neakail sah ihn wie einen Fremden an, nicht fein dselig, ei n fach nur verblüff t.
„ Töte die Schuldigen und schone die Unschuldigen, ich überlasse dir die En t scheidung. ” Wieder so ein unausgegorener Plan, aber zu mehr war er im Auge n bl ick nicht fähig. D en Mann wiederzuentdecken, der er einmal war, den mehr als der Mord an seinem Bruder ausma chte, beschäftigte ihn vollauf.
Lorcan verließ mit Neakail und dem Professor das Büro , wandte sich dann aber in die entgegengeset z te Richtung und folgte einem Weg, der ihn tiefer unter die Erde führte. Über seinem Kopf liefen Versorgungsleitungen , v ergitterte La m pen an der Decke spendeten ein spärli ches Licht und zu beiden Seiten säumten Stah l türen den Gang . Nur hinter wenigen Türen hörte er ein Herz schlagen, o b wohl die meisten der Zellen besetzt waren. Und diesen wenigen fehlte jede Spur eines menschlichen G e ruchs , der allein
Weitere Kostenlose Bücher