Verlockung der Finsternis (Kriegerinnen der Fiannah) (German Edition)
nicht an diesem Ort auf, sie befi n det sich nicht einmal mehr in E u ropa. ”
„ Zusammenarbeit? ” Die erste Stimme – Professor Gordon – k ippte. „ Sie h a ben Rebecca entführt und sie in … ” Lorcan hörte einen zittrigen Atemzug , der Mann kämpfte um Beherr schung und mit seinen Tränen. „ Ihresgleichen verwan delt … Ich bin hier, weil S ie mich e r pressen. ”
„ Sie sind hier, Professor, u m auch I hrer Tochter zu helfen. Sie werden sich d a mit abfinden, dass Rebecca jetzt zu m einesgleichen gehört . Sie ist ein Tiontaigh, s a gen S ie es laut, wenn Ihnen das hilft , es zu ve r stehen. Meinetwegen nennen S ie sie einen V ampir, wenn Ihnen das leichter über die Lippen kommt – e s ä n dert nichts an den Fakten. ” Im Gegensatz zu den Rugadh , erhoben T iontaigh keine Einwä n de , wenn man ihnen den von menschlichen Fantasievorstellungen geprägten Stem pel aufdrückte. V ie l leicht wollten sie so von der zunehmenden medialen Bel iebtheit des Mythos profitieren, vielleicht glaubten sie , die Anhänger liefen ihnen in Sc haren zu. Womöglich taten sie das sogar , das schmerzhafte Erw a chen aus der Ill u sion würde un weigerlich folgen .
„ Wann kann ich Rebecca sehen? ” Der Professor gab nicht auf. „ Bitte ” , flehte er. „ W ie soll ich sie he i len, wenn ich nicht zu ihr darf ? ” Er erhielt keine Antwort, also fuhr der verzweifelte Vater fort. „ Darf ich aus Ihren Worten schließen, dass sie in die Vereinigten Staaten gebracht wurde? Ich kenne einige Kollegen drüben, ich kön n te an ein voll ausgestattetes Labo r kommen, ich arbeite dort für Sie. I ch wäre Ihnen in Rebecca s Nähe ebenso nützlich wie hier, bitte , bringen Sie mich zu ihr. H elfen Sie mir, sie zu he i len. ”
„ Sie wurde nicht mit einem Virus infiziert. ” Das geheuchelte Verständnis wich schnell Kälte. Dabei war der Mann im Recht, Tiontaigh waren eine Krankheit, eine unheilbare, das lernte der verzweifelte Vater s i cher auch noch. Er konnte seiner Tochter nur auf eine Weise helfen, durch einen schnellen Tod.
„ Bitte. ” Der Professor verlor den Kampf um seine Beherrschung , er schluch z te. „ Rebecca ist mein einziges Kind. Sie ist alles, was ich habe, seit ihre Mutter starb. ”
„ Rebecca ist jetzt mehr als das. Sie … “ Das Zögern ließ Lorcan die Ohren spi t zen. „Sie ist nicht einfach nur eine von vielen … ihr Schöpfer entstammt aus einer Fuil Scuhaine.“ Der Professor wusste nicht, wovon der Tiontaigh mit solch übe r raschender Ehrerbietung sprach, Lorcan schon und auch Neakail, dem er eben noch rechtzeitig den Mund zuhielt, um einen überraschten Laut zu ersticken. Möglich, dass die Tio n taigh sich anmaßten eigene Blutlinien auszubi lden, aber rein waren sie nicht, sie waren keine Rugadh im Gegensatz zu demjenigen, der Go r dons Tochter ge wande l t hat te, wenn der Untote den Mann nicht anlog.
„ Ich gebe Ihnen Zeit, sich zu sammeln . Sie werden später abgeholt und zu I h rem neuen Arbeitsplatz gebracht . ”
Lorcan und Neakail schob en sich tiefer in den Schatten und wartete n bis die Schritte verklangen , d ann betrat en sie das Zimmer, ein Büro , wie es sich überall auf der Welt fand , bis auf das kleine Detail fehle n der Fenster. Ein grauhaariger Mann, ein Mensch, fuhr bei ihrem Anblick zusammen, setzte sich mit zi t ternder Hand eine Nickelbr ille auf die Nase und schob ein weißes Stofftaschentuch in die Hosent a sche.
Professor Gordon war ein große r , hagere r Mann und Inbegriff des zerstreuten Wissenschaftlers , nur, dass nicht Zerstreutheit s chuld an seinem derangierten Zustand war . Sein vor der Zeit ergrautes Haar stand ihm wirr vo m Kopf ab. Er trug ein braunes Tweed-Sakko mit Lederflecken an den Ärmeln, eine farblich passende, aber hoffnun gslos zerknitterte Hose. D as vergilbte , ehemals weiße Hemd war am Kragen ang e stoßen und die abgewetzten braunen Schuhe sahen eher bequem denn elegant aus . Der Mann war jünger als sein graues Haar verm u ten ließ, um seine Augen fanden sich nur wenige Falten, die be zeu g ten, dass er einst ein glücklicher Mann gewesen war . Sicher zeugten seine braunen A u gen in dieser Zeit auch von seiner Intelligenz, der Begeisterung , die er se i ner Berufung, der Wissenschaft, gegenüber empfand. Jetzt w ir k ten sie leblos und trüb . E r hätte irgendein Penner auf der Straße sein können , eine weitere ve r lorene Seele . Er wusste es noch nicht, aber er hatte seine Tochter in dem Moment verloren
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