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Verlockung der Finsternis (Kriegerinnen der Fiannah) (German Edition)

Verlockung der Finsternis (Kriegerinnen der Fiannah) (German Edition)

Titel: Verlockung der Finsternis (Kriegerinnen der Fiannah) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Cillian
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Domhain nicht umschlich, musste sie sich in Geduld üben . Am besten funktionierte das durch Ablenkung – wie Lorcans Geschenk.
    Ihre Neugier stachelte sie an, den Deckel zu heben und hineinzusehen, aber sie fürchtete, dass es in Wahrheit die Heimtücke ihres Nêr war, die sie von ihrem Posten lock te. Vielleicht tröstete sie ein anderes Ge schenk darüber hinweg , dass sie der Verlockung widerstehen musste. Sie zog es unter dem Kissen he r vor , wo sie es verwahrte, vergrub ihr Gesicht darin und atmete seinen Duft ein . Sie breit e te es auf dem Lager aus, betrachtete traurig den Schaden, den es dank ihrem Z u tun genommen hatte . Wahrscheinlich drohte der schöne n Schachtel und ihrem Inhalt ein ähnliches Schicksal – besser, sie betrachtete sie nur aus der Fer ne.
    Teagan kaute auf ihrer Lippe, kämpfte gegen die Neugier und verlor . Sie hoc k te sich vor die Schachtel auf den Boden und fuhr mit der Fingerspitze die glänze n den Li nien nach . Nie besaß sie etwas vergleic h bar Schönes, eigentlich besaß sie soweit sie sich zurückerinnerte nichts, nicht einmal sich selbst. Lorcan übe r häufte sie regelrecht mit Geschenken , hatte sich ihr sogar selbst geschenkt , o bwohl sie ein en M a kel be saß.
    „ Máchail ” , beschwor sie, was sie fürchtete. I hr Blick wanderte über die Bha n nah , dort wo die Wel ten einander überlappten. K eine Dunkelheit umflorte sie, niemand überschritt die Grenzen ihres Do m hain. Vorsichtig hob sie den Deckel und spähte in die Schachtel, die angefüllt war mit Kleidung. Sie zog d as erste Kleidungsstück heraus.
    „Thuineach.“ Doch es war keine Tunika aus groben Leinen oder kratziger Wo l le. Sie strich mit der fl a chen Hand darüber, suchte in Lorcans Erinnerungen, die durch sein Blut zu ihren geworden waren , nach dem richtigen Begriff. Die Erinn e rungen waren flüchtig, aber wenn sie s chnell genug zupackte, gelang ihr , das eine oder andere festzuhalten. „Pullov er.“ Sie befreite sich aus dem Laken und zog ihn über den Kopf. D ie we i che Wolle schmiegte sich angenehm und warm an ihre Haut, bedeckte sie aber nur bis zur Taille. Sie ging nun zielgericht e ter an die Sache heran, suchte nach Beinkle i dern, Hosen, wie ihr Lorcans Blut verriet. Sie legte alles sorgfältig beiseite, über das seine Erinnerungen nicht verfü g ten, sinnlose Gewä n der, die ihren Körper unzureichend bedeckten. Endlich fand sie Hosen, die aus einem festen blauen Stoff g e fertigt waren. Sie schlüpfte hinein, kämpfte eine Weile mit den metallenen Schließen, ehe sie ihr Werk in der Badekammer begu t acht e te.
    „Badezimmer“, sie tastete an der Wand neben der Tür nach dem „Lichtscha l ter“. Den Dingen laut e i nen Namen zu geben, half ihr im Umgang mit Lorcans Sprache und sich in seiner Welt zurechtzufinden, die nun, da er sie zur Gefährtin genommen hatte , auch die ihre war. War die silberne Fläche an der Wand für sie z u vor eines der größten Wunder gewesen , das ihr je begegnete, wusste sie nun, dass es ein „Spi e gel“ war und keine erstarrte Wasserfläche. Dennoch konnte sie nicht umhin, ihn zu berühren, die Faszination aufs N eue zu erleben. Sie begegnete ihrem eigen en Antlitz, das sich unter ihrer Berührung nicht verzerrte und ve r schwand, s o bald sie das Wasser der kleinen Quelle in Unruhe versetzte, weil sie die Missg e burt nicht sehen wollt e .
     
    *
     
    Von Verzweiflung und Hass
     
    „Was glaubst du sieht Lorcan in dir?“
    Sie fuhr zu der Stimme herum, aber hinter ihr stand niemand, doch kaum drehte sie sich zum Spiegel um, war es nicht mehr ihr Gesicht, das ihr entgege n blickte. Sie wich zurück, die Hände erhoben, bereit , sich zu ve r teidigen. Instinktiv wusste sie, dass ihr Nêr sie durch sein Au ftauchen dorthin gezerrt hatte , wo die Wel ten übe r lappten , ein Fehler, denn hier besaß sie eine schlagkräftige Waffe.
    Das Armúrlann glitt durch ihren Körper, ihre Arme, strebte zu ihren Fingerspi t zen, schoss unzähligen Pf eilen gleich auf den Spiegel zu … und wurde nutzlos zurückgewor fen, um auf sie niederzuprasseln. Teagan duckte sich unter ein Schild. Die Pfeils p itzen bohrten sich hinein, ehe d as fehlgeleitete Armúrlann in ihrer G a be aufging . Sie wollte fliehen, doch ihre Beine versagten ihr den Dienst .
    „ Teagan, Teagan, Teagan ” , seufzte ihr Nêr . Alles um sie herum vibrierte, die gläserne Kabine der D u sche klirrte , Gefäße fielen von Borden an der Wand und ein Stapel Handtücher stürzte zu

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