Verlockung der Finsternis (Kriegerinnen der Fiannah) (German Edition)
machte das Meer dafür verantwortlich, doch in seiner inneren Welt lag es in den Händen des Fremden . Es war sein Kummer, der alles um sie herum erfüllte und Tränen gleich über die Mauern des Bollwerks ström te , als wein t e das Grau über ihnen. Grau färbten sich auch ihre Finger spi t zen und sie musste sehr genau hinsehen, um den silbernen Schimmer zu erke n nen. Tränen , die einst vielleicht si l bern wie die ihren gewesen waren und mit der Zeit zu einem stumpfe n G rau verkümmerten , bald würden sie schwarz sein, dann war es zu spät , sie zu trocknen . Sie würden in einem unablässigen Strom das Domhain überfluten und der Fremde darin ertrinken. Teagan kämpfte gegen ihre eigenen Tränen, so überwältigend war die Trauer in diesem Domhain, so alles beher r schend. Sie wollte dem Fremden helfen, ihn vor seinem Kummer retten, doch dazu musste sie mehr erfahren, schon der winzigste Hinwei s würde für den Anfang g e nügen.
Sie wanderte an dem unüberwindlichen Bollwerk entlang, musste auf jeden i h rer Schritte achten, da der Fremde ihr nur einen schmalen Grat gestattete, der sie von der Welt da draußen trennte. Endlich fand sie einen Spalt, me hr ein Riss und kaum breit genug, um einen Finger hinei n zustecken, aber er durchdrang die g e samte Dicke der Mauer . Neugierig spähte Teagan hinein, ein erstick ter Laut stahl sich über ihre Lippen . Blut, Unmengen davon auf weißen Laken, silberne Fla m men züng elten über das Blut und kreisten ein Paar ein, das sich inmitten der Bet t statt fand. Der Mann kehrte ihr den Rücken zu. Er hielt eine Frau in seinen A r men, wiegte sie vor und zurück, eine seltsam friedlich anmutende Geste inmi t ten der züngelnden Flammen, die bald über ihn und die Frau leckten. Beide schi e nen es nicht zu bemerken , der Mann, weil er unablässig auf die Frau in seinen Armen ei n flüsterte und sie … I hr Kopf fiel in den Nacken. Teagan war als würde sie sie a n blicken … wenn sie noch Augen besäße.
Sie taumelte zurück, stieß gegen etwas in ihrem Rücken, viel mehr stieß e s g e gen sie. E rschrocken fuhr sie herum, blickt e in pulsierendes Licht und ebenso lebend i ge Dunkelheit. Anders als in Lorcans Domhain fochten Licht und Schatten keinen immerwähre n den Kampf aus, in dieser Welt umgarnten sie einander in ei nem hypnotischen Tanz. Licht rieb sich knisternd an Dunkelheit , sie verbanden sich, stießen sich ab und buhlten erneut um die Aufmerksamkeit des jeweils and e ren . Fasziniert streckte Teagan ihre Hand aus, berührt e Licht und Dunkelheit. S ie schickten ein Kribbeln in ihre Finger und hinauf bis zu ihrer Schu l ter. E s sprang auf ihren Nacken über und fuhr ihr Rückgrat hinab. Es war ein angenehmes G e fühl, es künd e te von einer feindseligen Eintracht und harmonischen Zwietracht von Licht und Finsternis. Es gab in dieser von pulsierendem Gegensatz erfüllten Welt viel mehr Licht als Dunkelheit und dennoch fand keine U n terwerfung statt, das mächtige Licht hieß die Finsternis willkommen – umgarnte sie wie eine G e liebte.
Teagan berührte einen kleinen Splitter Finsternis , die so anders w ar als die M a lais ihres Nêr und nicht ihr Verlangen ansprach, sondern nur ihre Neugier auf die Welt, die Licht und Finsternis formte n . Was für ein Wesen mochte der Fre m de sein, wenn es so in ihm au s sah?
„ Du musst mich nicht ausspionieren, um das zu erfahren, kleine Fiannah. “ Das dunkle Grollen spott e te den sanften Worten. Ihr Instinkt riet ihr , sich l angsam zu der Stimme umzudrehen und jede hastige oder gar a ggressive Bewegung zu ve r meiden. Wandelte sie eben noch auf einem schmalen Grat, stand sie nun inmitten einer Lichtung. Bäume ragten hoch über ihr auf, tote Bäume, deren Stämme schwarz waren und blattlosen Äste sich in de n grauem Himmel streckten, als e r fleh t en sie Hilfe. Sie war bereit , sie zu gewä h ren, aber auch dem Wesen, das hinter d icken Eisenstäben gefangen war?
„Fürchtest du dich vor mir ?“ Die furchterregend andere Ve r sion des Fremden schloss seine Finger um die Gitterstäbe. Das sollte sie, seine Finger waren k ralle n bewehrte Klauen, seine Hände Pran ken und sein Körper gewaltig. Er schien gr ö ßer als Lorcan und mit schwereren Muskeln be packt. Er war nackt, doch das pas s te zu seiner animalischen Anmutung. Seine Augen waren von einem giftigen und gefährlichen Gol d ton und doch schien er ihr nicht das bösartige Spiegelbild, das Cian von Lorcan war. Die Kreatur war
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