Verlockung der Finsternis (Kriegerinnen der Fiannah) (German Edition)
Einzi g arti gkeit kein Fluch . „Ihre Liebe zu uns hat sie alles gekostet .“ Seine Züge wurden härter und er glich wieder mehr der Bestie, die hinter Gi t terstäbe gehörte. „Manchmal hasse ich ihn, weil er sie nicht retten konnte und er hasst mich, weil ich sie erst in diese Gefahr brachte.“
„Sperrt er dich deshalb ein?“
„Auch. E s ist besser, dass ich nicht ständig frei bin, wir würden um die Vo r macht kämpfen und Ve r derben über die bring en, die uns am Herzen liegen .“ Er blickte über ihren Kopf zu dem Bollwerk. „Manchmal höre ich sie nach mir rufen … nach uns.“ Er nahm einen tiefen Atemzug, zittrig , als hielte er mit Mühe Tr ä nen zurück, die ihm niemand in dieser mächtigen Gestalt zugestand. „Dann ist es be s ser, eing e sperrt zu sei n . Ich würde die Mauern einreißen und nichts als Schmerz hinter ihnen finden.“
Er fände sehr viel mehr, da war sich Teagan sicher, aber es war grausam, ihm Hoffnung zu machen, ohne selbst hinter die Mauern geblickt zu haben.
„Geh, kleine Fiannah.“ Er gab ihre Hand frei. „Dort draußen warten deine e i genen Erinnerungen auf dich. Mögen sie dir nicht nur Kummer bringen.“
*
Teagan blickte in das lächelnde Antlitz des Fremden. Fort waren die Gitterst ä be, die Fänge, das mä h nengleiche, lange Haar und die klauenbewe h rten Pranken. Die Zeichnung auf seiner Brust verbar g sich unter schwarzer Kleidung und er war immer noch stattlich, aber ihm fehlte das Animalische, das die Kre a tur aus jeder Pore ge atmet hatt e .
„ Danke, dass ihr bereit seid, uns aufzunehmen . ” Cathal lenkte ihre Aufmer k samkeit auf den Mann, den Lorcan Dál Goran nannte. Sie grüßten einander , i n dem sie d en Unterarm des jeweils anderen umfas s ten und sich fest in die Augen blickten .
Wie Krieger , erklärte Lorcan über die Bhannah. Wie es seit jeher Brauch ist.
„ Wir betrachten e s als Selb stverständlichkeit ” , antwortete Dál Goran . „ Ré a manns Feinde sind uns willkommen. ” Seine Züge wurden weicher . „Und Fam i lienmi t glieder .“ Er neigte sein Haupt vor ihr. „Dearfiúr Céile.“ Lorcan streckte er die Hand zum Gruß entgegen. „ Deartháir Cé i le. “
Schwägerin? Schwager? Teagan sah verwirrt zu Lorcan auf, doch das Kitzeln seiner Unsicherheit auf ihrer Zunge und seine wachsende Anspannung hielten sie von Fragen ab. S ie strich über seinen Rücken, ermutigte ihn, Dál Gorans Gruß nach altem Brauch zu erwider n . Die Männer blickten sich lange a n, suchten Freund oder Feind in den Augen des anderen , nickten dann einander zu und lö s ten den Kriege r gruß.
„ Teagan “ , wandte sich Dál Goran ihr zu. „ Darf ich dir deine Schwester Mhór Rioghain vorstellen.“ Er hielt seiner Gefährtin auffordernd die Hand entge gen.
„Morrighan“, murmelte die, verschränkte ihre Finger mit seinen und trat en d gültig aus seinem Scha t ten. Ihr schwaches Lächeln war eine zaghafte Annäherung , d er stumme Hilferuf in ihren Augen ein wi r belnder Strudel, der Teagan einsog und in Mor righans Domhain wieder ausspie.
*
Der r eißende Strom v ergessener Leben
„Meine Schwester Mhór Rioghain?“ Die Frage verhallte nicht ungehört, doch Lorcans Erklärung drang nur undeutlich zu ihr durch, viel zu überraschend war die Tatsache, einmal nicht der unerwünschte Eindringling zu sein. Auch das Domhain war eine Überraschung, leider keine angenehme, es herrscht e ein heill o ses Durcheinander . Teagan musste auf ihre Schritte achten, um nicht über Trü m mer eingestürzter Mauern zu stolpern. Einst schieden sie Vergessenes und B e wusstes, n un flossen beide ungehindert ine i nander zu einer verwirrenden Mixtur, die durch Schwachstellen im Saum des Domhain leckte. Derartige Löcher waren gefährlich, sie bildeten schnell permanente Verbindungen statt vorübergehende Überla p pungen , ein beständiger Strom des Vergessenen bahnte sich dann einen Weg in die Freiheit . Zunächst als kleines Rinnsal, um schnell zu einem reißenden Fluss an zuwachsen und die Besitzerin des Domhain mi t zureißen.
Teagan kniete sich ans Ufer eines kleinen Bachlauf s und schöpfte mit der ho h len Hand aus dem Ve r gessen. Sie unterdrückte einen überraschten Laut, schöpfte mit beiden Händen , hob sie in die Höhe und beobachtete, wie die Erinnerungen durch ihre Finger riesel te n. Es war alles noch viel schli m mer , denn nicht allein Mhór Rioghains Erinnerungen sammelten sich zu einem wachsenden Strom,
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